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Mai 2017 Antisemitismus

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Wichtiges Signal: Berliner Muslime - darunter die Islamische Föderation, der Zentralrat der Muslime in Deutschland und der bekannte Imam Ferid Heider - verurteilen nach dem Übergriff auf einen Berliner Schüler in einem offenen Brief Antisemitismus - und wollen im Rahmen des Projektes „meet2respect“ (oben im Bild) auch gemeinsam mit jüdischen Vertretern an betroffenen Schulen kommen, um vor Ort zu disktuieren. (Quelle: Screenshot)

Zusammengestellt von Alina Darmstadt

Feierstunde in der KZ-Gedenkstätte Dachau: ‚Kein Platz für Antisemitismus und Extremismus‘

„Nie wieder! – Das ist der Auftrag aus unserer Vergangenheit für die Zukunft“, betonte Kultusstaatssekretär Georg Eisenreich am Sonntag, 30. April, im Rahmen der Gedenkfeierlichkeiten anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau durch amerikanische Truppen am 29. April 1945. Für die Staatsregierung seien auch in Zukunft das Erinnern an das Geschehene und das Lernen aus der Vergangenheit eine Verpflichtung. Dieser werde man zusammen mit den Überlebenden, der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und den Partnern in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit verantwortungsbewusst nachkommen, so Eisenreich. Auch 72 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs müsse man den Anfängen wehren: „Bei uns in Bayern und in Deutschland gibt es für Antisemitismus und Extremismus keinen Platz!“ (Wochenblatt)

Antisemitismus-Opfer aus Berlin berichtet seine Sicht

Der Antisemitismus-Skandal an der Gemeinschaftsschule in Berlin-Friedenau hatte für Schlagzeilen gesorgt. Jetzt hat erstmals das jüdische Opfer Ferdinand (14) über seine Erlebnisse gesprochen. In der britischen Zeitung „The Sunday Times“ erzählt der Junge, wie er von muslimischen Mitschülern geschlagen und misshandelt wurde (B.Z.)

Berliner Muslime verurteilen in einem offenen Brief Antisemitismus und werben für Toleranz

Der Angriff auf einen jüdischen Schüler in Berlin-Friedenau hat für Aufsehen gesorgt. Muslime wollen nun gemeinsam mit jüdischen Vertretern an der Schule für Toleranz eintreten. Zwölf muslimische Vereine aus Berlin und sechs Imame haben nun einen offenen Brief verfasst. Darin verurteilen sie „die Diskriminierung und Ausgrenzung von jüdischen Mitschülern“. „Dies lässt sich nach unserer Überzeugung nicht mit dem islamischen Glauben rechtfertigen“, heißt es in dem Schreiben. Zudem bieten die Initiatoren – darunter die Islamische Föderation, der Zentralrat der Muslime in Deutschland und der bekannte Imam Ferid Heider – betroffenen Schulen an, sie im Rahmen des Projektes „meet2respect“ gemeinsam mit jüdischen Vertretern zu besuchen (TagesspiegelWeltrbb).

OSZE fordert mehr Unterstützung für jüdische Gemeinden

Die OSZE ruft ihre Mitgliedsstaaten zum verstärkten Kampf gegen antisemitisch motivierte Hassverbrechen auf. Am Montag veröffentlichte das OSZE-Büro für Demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) in Berlin einen entsprechenden Leitfaden. Einer der Schwerpunkte der Publikation sind zehn Maßnahmen, die die Autoren den Regierungen der 57 Mitgliedsstaaten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) empfehlen (MigazinJüdische Allgemeine).

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, fordert Antisemitismus-Beauftragten

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat in einem Schreiben an die Fraktionen des Deutschen Bundestages die Einsetzung eines Antisemitismusbeauftragten noch vor der Bundestagswahl im September gefordert. Zudem weist er darin auch auf die in Deutschland bislang fehlende verbindliche Antisemitismus-Definition hin. Eine solche Definition sei für eine effektive Bekämpfung von Antisemitismus dringend erforderlich, so Schuster. »Daher sollte auch Deutschland die sogenannte ›working definition‹ der ehemaligen Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) annehmen. Polizei und Justiz hätten damit ein Werkzeug an der Hand, um antisemitische Straftaten konsequenter als bisher zu verfolgen und zu ahnden«, heißt es in dem am Mittwoch versandten Schreiben. (Gießener AnzeigerJüdische Allgemeine)

Josef Schuster im Interview -„Niemand wird als Antisemit geboren“

Den Juden in Deutschland bereitet es zunehmend Sorge, dass unter den Geflüchteten viele antisemitisch eingestellte Menschen sind. Auch deshalb engagieren sie sich bei der Integration, sagt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, im Interview (Rheinische Post).

Sächsischer AfD-Politiker hetzt auf Facebook gegen Juden

AfD-Chefin Frauke Petry (41) bezeichnete ihre Partei öffentlich als Garant jüdischen Lebens, aus ihrem eigenen Landesvorstand kommen derweil antisemitische Töne. Konsequenzen soll es trotzdem keine geben. Jörg Borasch (67, AfD) ist kein Fan des designierten französischen Präsidenten Emmanuel Macron (39): „Wenn dieser W… gewinnt, dann Gute Nacht Frankreich und Europa. Die Rothschilds bringen ihre Leute in Stellung um Europa zu vernichten…“, schrieb das Landesvorstandsmitglied auf die Facebook-Seite seines Parteifreunds Maximilian Krah (39). (tag24.de)

Universität Regensburg: Streit um Vortragsreihe zu Antisemitismus

Der studentische Sprecherrat der Universität Regensburg wollte eine Veranstaltungsreihe zum Thema Antisemitismus organisieren. Die Universität lehnte das ab, der Sprecherrat sah darin den Versuch, das Thema totzuschweigen. Man habe den Raum nur nicht kostenlos zur Verfügung stellen dürfen, sagt eine Sprecherin. Einfach zahlen konnte der Rat jedoch auch nicht, denn über sein Budget verfügt die Unileitung (Süddeutsche Zeitung).

Arte verhindert Doku zu Antisemitismus

Mit knapper Mehrheit akzeptierte der deutsch-französische TV-Sender Arte im April 2015 das Dokumentationsprojekt zum „Antisemitismus in Europa“. Eingereicht hatte es Joachim Schröder von der bewährten Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft Preview Production (München) und gemeinsam mit Sophie Hafner durchgeführt. Betreut wurde die Arbeit von der Arte-Redaktion im Westdeutschen Rundfunk (WDR). Im Dezember 2016 nahm die dort zuständige Redakteurin Sabine Rollberg den Film ab. Seither verhindert Alain Le Diberder, seines Zeichens Programmdirektor von Arte, dass die 90-minütige Dokumentation ins Programm genommen wird. Er verweist auf das von Anfang an „negative Votum der französischen Mitglieder der Programmkommission“ und moniert mangelnde „Ausgewogenheit“. Der Vorwurf der Zensur wird laut (Berliner Zeitung).

Auftritt des israelischen Journalisten Gideon Levy löst heftige Proteste aus

Der israelische Journalist tritt in seinen Artikeln für die gegen Israel gerichtete Kampagne „Boycott, Divestment and Sanctions“ (BDS) ein. Und nicht nur, dass Kritiker die Kampagne für antisemitisch halten. Auch die Münchner Stadtspitze hat sich eigentlich festgelegt: Nachdem im November 2015 ebenfalls im Gasteig ein Vortrag über jenen Boykottaufruf zu tumultartigen Szenen geführt hatte, erklärte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), die Stadt werde „solche Veranstaltungen“ künftig nicht mehr unterstützen. Wiederholt wurden seitdem Vorträge in städtischen Räumen abgesagt oder unterbunden. Kritiker argumentieren, mit der Veranstaltung ziehe Antisemitismus in städtische Räume ein (Süddeutsche Zeitung).

Grüne Jugend Würzburg positioniert sich gegen Auftritt von Xavier Naidoo

„Keine Bühne für Antisemitismus und Verschwörungstheorien – den Auftritt von Xavier Naidoo in der Posthalle absagen!“ So lautet die Botschaft der Grünen Jugend Würzburg. Zum Auftritt der Söhne Mannheims und Xavier Naidoo in der Posthalle am 11. Mai erklärt die Grüne Jugend Würzburg Folgendes in einer Pressemitteilung: Allerspätestens mit ihrem neuesten Song, dem Lied „Marionetten“, hätten Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims bewiesen, dass sie Verschwörungstheorien und antisemitische Stereotype und Hetze verbreiten (Würzburger Leben).

Sechs Personen nach antisemitischen Beleidigungen angezeigt

Sechs Männer und Frauen haben am 13. Mai in einem Bus des Schienersatzverkehrs in München antisemitisch herumgepöbelt. Obwohl zahlreiche Fahrgäste im Bus saßen, der gegen 20 Uhr vom Hauptbahnhof Richtung Pasing unterwegs war, griffen nur eine 38 Jahre alte Sekretärin aus München und kurz darauf auch ihr Lebensgefährte ein. Etwa 40 weitere Fahrgäste hörten offenbar nichts – oder wollten nichts hören von den judenfeindlichen Beschimpfungen. Dabei gaben sich die zwischen 18 und 33 Jahre alten Antisemiten aus München und Ebersberg gar keine Mühe, nicht aufzufallen. Im Gegenteil. Laut Polizei fielen die Pöbeleien „lautstark“ aus (Süddeutsche Zeitung).

Beleidigungen und Übergriffe auf Juden und Jüdinnen in Hamburg nehmen zu– Galina Jarkova von der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Hamburg im Gespräch über Religionsskepsis in Hamburg (Welt).

 

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Chronik Rechte und rassistische Gewalt der Woche

Vom 25. November bis zum 01. Dezember 2022: Wöchentlich stellen wir Gewalttaten bundesweit zusammen, um einen Überblick über die Alltäglichkeit rechter Gewalt zu geben. Die Chronik bleibt absolut unvollständig, lässt aber das Ausmaß erahnen.

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