Zusammengestellt von Simone Rafael
Homofeindlichkeit
Übergriffe
Berlin Moabit: 35-Jähriger an seiner Wohnungstür homophob beleidigt (09.05.2017, queer.de)
Berlin Prenzlauer Berg: Radfahrer beschimpft lesbisches Paar – weil sich die zwei Frauen auf einer Café-Terrasse küssten (13.05.2017, queer.de).
München: Homophober Angriff im Glockenbachviertel: 30-Jähriger beschimpft und geschlagen, als er mit zwei Freunden unterwegs zu einem Club war. (14.05.2017, Sueddeutsche.de).
Berlin-Schöneberg: Schwulenfeindlicher Raubüberfall im Großen Tiergarten; einen Tag später wird ein 25-jähriger erst von einer Frau vor einer Bar beleidigt und angerempelt und dann von deren Begleiter ins Gesicht geschlagen (22.05.2017, ggg.at).
Aufklärung und Anti-Aufklärung: Gewalt gegen Lesben und Schwule in Berlin steigt
Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob die gestiegenen Fälle von Homo- und Transphobie in Berlin nun dem Umstand geschuldet sind, dass es ein größeres Bewusstsein oder den Mut dazu gibt, diese Fälle anzuzeigen. Oder eben dem Umstand, dass es tatsächlich mehr Fälle geworden sind. Denn bei einer Dunkelziffer von 80 bis 90 Prozent kann sowieso nur sehr ungenau über die tatsächliche Zahl spekuliert werden. Zumal sich die Straftaten zwischen Opferberatung und Polizei um mehr als das Doppelte unterscheiden (ND). Die Berliner Polizei zählte 2016 so viele Straftaten gegen queere Menschen wie noch nie: 162 Fälle, 44 mehr als im Jahr davor. Die Gewalttaten stiegen von 44 Fällen im Jahr 2015 auf 64 Fälle im Jahr 2016. Auch Sachbeschädigungen und Beleidigungen nahmen zu: 96 Fälle statt 72 wie 2015. Die Polizei schätzt allerdings, dass dies nur ein kleiner Ausschnitt aus der Realität ist: Die Dunkelziffer in diesem Bereich sei überdurchschnittlich hoch und liege bei 80 bis 90 Prozent, sagte Maria Tischbier dem »rbb« (ND). Die Opferberatung von Maneo zählte 291 homo- und transfeindliche Übergriffe – 40 Übergriffe mehr als 2015 (Tagesspiegel).
Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: „Manche sagen offen: Schwule nehmen wir nicht“
Wenn Kitas Kinder von Lesbenpaaren ablehnen oder Vermieter keine Schwulen wollen: Christine Lüders über alltägliche Homo- und Transphobie – und einen Aktionstag am Brandenburger Tor (Tagesspiegel).
Wie homophob ist Deutschland?
Markus Ulrich ist Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD). Herr Ulrich, wie homophob ist Deutschland? Da muss man erst mal fragen, wie man Homophobie definiert. Es gibt viele Leute, die in den Augen von Schwulen und Lesben durchaus homophob sind, die aber selbst von sich denken: „Solange ich keine Lesben oder Schwulen zusammenschlage oder offensichtlich beleidige, bin ich nicht homophob.“ Aber Homophobie ist jede Hierarchisierung von Homosexualität beziehungsweise lesbischen oder schwulen Identitäten im Vergleich zu Heterosexualität. Das heißt, Heterosexualität ist die erwünschte gesellschaftliche Norm, und alles, was mit dieser Norm bricht, wird dann tabuisiert, abgewertet, sanktioniert und/oder bestraft (NDR)
Wiesbaden: Lieber Regenbogenfest als Kongress von „Demo für alle“
Bei schönstem Frühling?swetter haben am Samstag mehrere hundert Menschen in Wiesbaden eine Kundgebung gegen ein Symposium der „Demo für alle“ abgehalten. Nach Polizeiangaben setzten rund 350 und nach Angaben der Veranstalter rund 800 Menschen mit einem „Regenbogenfest“ vor dem Kurhaus, in dem die Tagung stattfand, ein Zeichen für Vielfalt. Laut allen Seiten blieb es friedlich. In dem Kurhaus hielt das homofeindliche Bündnis sein zweites „wissenschaftliches“ Symposium ab; der „Hessenschau“ zufolge waren dort rund 280 Teilnehmer. Angekündigt waren u.a. Unterstützer einer „Heilung“ Homosexueller und der Verfasser eines Rechtsgutachtens, wonach eine akzeptierende Schulaufklärung über Homo- und Transsexualität verfassungswidrig wäre (queer.de berichtete). Das größtenteils absurde Gutachten, das auch von der hessischen Regionalpresse kritisiert wurde, hatte etwa zu Einschränkungen eines neuen Lehrplans in Bayern geführt oder war von der AfD in Schleswig-Holstein in einer Antwort zu den Wahlprüfsteinen des LSVD verwendet worden. In einer aktuellen Stunde am Donnerstag hatten sich sogar alle im Landtag vertretenen Parteien für eine angemessene Schulaufklärung über Homo- und Transsexualität ausgesprochen und die „Demo für alle“ kritisiert (einen ausführlichen Bericht mit Videos bietet die „Hessenschau„) – bis auf die CDU hatten alle Parteien auch zur Teilnahme an der Gegenkundgebung aufgerufen (queer.de, FR, Wiesbadener Kurier, ND; zu den Inhalten des Symposiums FR)
„Frühsexualisierung“ – die angebliche Bedrohung der Kindheit ist eine Lüge
Wie die Gegner einer fortschrittlichen Sexualaufklärung an Schulen die Fakten verdrehen. Konservative Christen, AfDler, NPD-Anhänger und die Neue Rechte gehen gemeinsam auf die Barrikaden: Gegen eine Sexualaufklärung an Schulen, die angeblich die klassische Familie in Frage stellt und die Kinder sexualisiere. Correctiv hat die Lehrpläne aller 16 Bundesländer zum Thema durchgesehen. Das Ergebnis: Der Kampf gegen die vermeintliche Frühsexualisierung ist pure Hysterie (Correctiv.org)
Schulfach Homologie – mit Theaterpädagogik gegen Diskriminierung und Tabus
In dem fiktiven Fach Homologie schlüpft Theaterpädagoge Timo Becker in die Rolle von Malte Anders. Er thematisiert Ausgrenzung, Diskriminierung und Mobbing. Und will Homosexualität enttabuisieren.„Ich will, dass die Schüler auf lockere Weise über das Thema Homosexualität nachdenken“, sagt Timo Becker, 33 Jahre alt. So heißt Malte Anders wirklich, wenn er nicht auf der Bühne steht. Homophobie sei noch immer ein Problem auf deutschen Schulhöfen. Schwuchtel und Homo sind gängige Beleidigungen und schwul sowieso alles, was gerade stört. „Und jedes Mal wenn man dieses Wort als schwuler Jugendlicher hört, ist das wie ein Schlag in den Nacken“, sagt er. Also müssten die Schüler*innen darüber nachdenken. „Sie sollen die Normalität des Andersseins verstehen“, sagt er (Ze.tt).
»Fußballfans gegen Homophobie« im Interview: »Wir sprechen über Liebe«
Christian Rudolph engagiert sich gegen Homophobie im Fußball einsetzt:“2011 hatten wir die Idee ein Banner zu malen, um auf das Thema Homophobie im Fußball aufmerksam zu machen. Auf dem Banner küssen sich zwei männliche Fußballer vor der Regenbogenfahne, links davon steht unser Slogan. Das Banner schickten wir dann zu befreundeten Vereinen, damit es dort für einen Spieltag in der Kurve hängt. Das Banner ist erst ein Jahr später wieder bei uns gelandet, es tourte von Stadion zu Stadion. Wir sind bei etwa 150 Stationen national. Dann noch etliche internationale Stationen, denn 2013 kam noch ein englisches Banner dazu. Das sieht gleich aus, nur lautet es hier eben »Football fans against homophobia«. (11 Freunde)
IDAHOT
Am 17.05. war IDAHOT – Interna?tionaler Tag gegen Homophobie und Transphobie (queer.de) – Anlass über Berichterstattung auch über die Situation von queeren Menschen in verschiedenen Teilen der Welt.
Tschetschenien: Inhaftierung und Folter für Homosexuelle
Homophobie In Tschetschenien werden Schwule inhaftiert und gefoltert. Zwei Betroffene erzählen von einer brutalen schwulenfeindlichen Kampagne in der russischen Republik. Über hundert, möglicherweise mehrere hundert Männer sind davon betroffen. Und es soll bereits Tote gegeben haben (Freitag.de; Der Standard, heute.de)
Moldawien: CSD-Demo erneut unter Gegenprotesten abgebrochen
In Chisinau hatten orthodoxe Gläubige und Nationalisten dem „Marsch für Solidarität“ den Weg versperrt – ganz im Sinne des Staatspräsidenten. Die über 300 Teilnehmer der Abschlussdemonstration des „Moldova Pride“ konnte unter Polizeischutz über mehrere Straßen ziehen, bis die Beamten die Kundgebung an einer Kreuzung abbrachen und die LGBTI-Aktivisten mit Bussen aus der Gegend brachten. Auf der anderen Seite standen, von der Polizei auf sicheren Abstand gehalten, die Gegendemonstranten: Aufgebrachte Bürger, orthodoxe Gläubige und Priester sowie Nationalisten. Sie warfen Eier und Wasserbomben in Richtung CSD (queer.de).
Rom: Kardnial spricht bei „Lebensforum“: Homo-Ehe und Abtreibung sind die „Gegen-Schöpfung“ Satans
Bei einer Konferenz in Rom bekräftigten erzkonservative Katholiken mit Verbindungen zu Beatrix von Storch und der „Demo für alle“ ihren Kampf gegen die „LGBT-Lobby“ (queer.de).
Havanna: „Revolution ja, Homophobie nein“
In der kubanischen Hauptstadt Havanna haben am Sonntag mehrere hundert Menschen gegen Homo- und Transphobie demonstriert und die Ehe für alle gefordert – mittendrin dabei war Präsidententochter Mariela Castro. Bei dem Marsch durch die Innenstadt zur Uferpromenade Malecon schwenkten die Teilnehmer sowohl Regenbogen- wie kubanische Flaggen und riefen: „Revolution ja, Homophobie nein“. Die Demonstration anlässlich des Internationalen Tages gegen Homo- und Transphobie (IDAHOT) markierte den zehnten Jahrestag einer Konferenz, die zu einem Umdenken innerhalb der Kommunistischen Partei geführt hat. (Queer.de).
Homophobie in Mittelamerika: Transsexuelle suchen in Mexiko Zuflucht
In ihren zentralamerikanischen Heimatländern fühlen sich immer mehr Transsexuelle verfolgt. Deshalb reihen sie sich in den Migrantenstrom Richtung Mexiko und USA ein. Nur um dort erneut Diskriminierung zu erleben (n-tv.de)
Indonesien: Homosexuelles Paar zu Peitschenhieben verurteilt
Wegen ihrer Homosexualität sollen zwei Männer in Indonesien öffentlich ausgepeitscht werden. Ein islamisches Religionsgericht in der Provinz Aceh verurteilte die beiden Männer im Alter von 20 und 23 Jahren zu jeweils 85 Peitschenhieben – am Internationalen Tag gegen Homophobie (stern.de)
Ukraine: Homophobe Demonstranten behinderten den IDAHOT-Marsch
Trotz der Geheimhaltung, gelangte eine Gruppe von homophoben Aktivisten an die Informationen und störte die Demonstration. Über 100 Polizisten schützten die Demonstranten. Die Gegendemonstranten versuchten die Polizei-Barrikade zu durchbrechen, einige Angreifer wurden festgenommen (blu.fm)
Belgien: Anzahl der Klagen wegen Diskriminierung gestiegen
Die Anzahl Beschwerden in Belgien nach mutmaßlicher Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung ist 2016 im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent gestiegen. Das interföderale Zentrum für Chancengleichheit, Unia, behandelte im vergangenen Jahr 104 Fälle – das waren sogar 22 Prozent mehr als 2012. „Die Rechtslage hat sich zwar verbessert, und die Akzeptanz hat zugenommen. Aber: Homophobie und Hassbotschaften bleiben bestehen“, sagt Direktorin Els Keytsman (Grenzecho).
Familienfest der Menschenhasser: Ungarns Regierung richtet „World Family Congress“ aus
Ende dieser Woche findet in Budapest der sogenannte „Weltfamilienkongress“ statt. Die dahinter stehende US-Organisation, World Family Congress (WFC), versammelt ein Konglomerat von Homophoben, militanten Abtreibungsgegnern, christlichen Fundamentalisten, Rassisten, Frauenfeinden und erzreaktionären Machisten. Für die ungarische Regierung kein Problem, im Gegenteil, man freut sich darauf „die Hauptstadt der Familie“ zu sein, um die demographischen Probleme und den „Werteverlust“ zu bewältigen (pesterlloyd, m-maenner.de)
Gender
Xing-Nutzer(-innen) in der Gender-Falle
Der Suchalgorithmus des Karrierenetzwerks benachteiligt Frauen. Das Problem ist dem Unternehmen bekannt. Männer sind nicht per se erfolgreicher und kompetenter als Frauen. Doch wenn man im Karrierenetzwerk Xing auf die Suche nach Experten geht, bekommt man auch genau das: Experten. Keine Expertinnen. Die Bloggerin Lisa Ringen hat das Problem im Suchalgorithmus der Seite erneut (!) ans Licht gebracht. Bereits 2015 und dann erneut im vergangenen September hatte die Bloggerin Irene Gronegger beschrieben, dass nur Nutzer, die in die Suchmaske explizit die weibliche Form einer Berufsbezeichnung eingeben, auch weibliche Fachkräfte angezeigt bekommen. Dann aber auch nur weibliche. Aber wer durchsucht schon eine Berufsgruppe zweimal – einmal nach Männern und einmal nach Frauen? Insbesondere dann, wenn er nichts von dieser Gender-Falle weiß (shz).
„Jung heißt unerfahren“: Wie Venture-Kapitalgeber über Frauen sprechen
Wissenschaftler der Harvard Universität haben analysiert, wie Risikokapitalgeber über männliche und weibliche Unternehmer reden. Das Ergebnis: Vorherrschende Geschlechterklischees sind noch immer ein Grund, warum Frauen weniger Förderungen bekommen. Während junge Männer meist etwa als „vielversprechend, entwicklungsfähig“ beschrieben werden, gelten junge Frauen als „unerfahren“ (Wired).
Islam: Wie hältst du’s mit Gender?
Auf einer Tagung in Stuttgart diskutierten junge Muslime über die Gleichberechtigung von Frauen und eine feministische Lesart des Koran. Noch weichen Wunsch und Wirklichkeit voneinander ab – doch es gibt auch zahlreiche Beispiele für gelebte Gleichberechtigung im muslimischen Alltag. Junge Muslimas halten Vorträge und nehmen Spitzenpositionen in islamischen Jugendverbänden ein – und diskutieren über zeitgemäße Auslegungen des Koran (Deutschlandfunk).
Doch es gibt genug zu tun. Zum Tag gegen Homophobie an diesem Mittwoch hat der Berliner Lesben- und Schwulenverband eine Abschottung großer Moscheevereine gegenüber dem Thema Homosexualität beklagt. „Jenseits einer Behauptungsrhetorik tut sich da im praktischen religiösen Leben leider überhaupt nichts“, kritisierte Geschäftsführer Jörg Steinert. Mehr Zusammenarbeit sieht er dagegen mit dem liberal-islamischen Bund und dem Türkischen Bund. Auch alevitische Gemeinden seien oft liberaler eingestellt als die großen Moscheevereine in der Hauptstadt. Religion und Homosexualität ist für den Verband vor dem Kirchentag in Berlin ein Schwerpunktthema. In den großen Berliner Moscheegemeinden gäbe es wenig Mut zum Widerspruch. Deshalb hätten es homosexuelle Muslime dort schwer. „Vielen ist ihre Religion sehr wichtig und es ist für sie belastend, dass sie keine Institution haben, in der sie regelmäßig ihrem Glauben nachgehen können“, sagte er. Hoffnung setzt Steinert auf eine liberale Moschee, deren Eröffnung die Berliner Rechtsanwältin Seyran Ates für Mitte Juni plant. Die aus der Türkei stammende Autorin und Feministin will dem Religionsverständnis der konservativen Islam-Verbände etwas entgegensetzen. Die liberale Moschee soll Sunniten, Aleviten, Schiiten und Sufis gleichermaßen offenstehen (Berliner Zeitung).
Features zu Gender
Deutschlandfunk Kultur macht gerade eine Feature-Reihe zum Thema Gender. Online lassen sich die Beiträge ein halbes Jahr lang abrufen. Bisher gibt es:
Gender Zone – Von Geschlechtern und Identitäten
Ein trans-lesbisches Familienglück oder: Das aufgeklärteste Kind der Welt
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Forscherin zu Gender und Kolonialismus: „Keine Lust, meine Kinder aktiv in eine rassistische Welt hinein zu sozialisieren!“
Patricia Purtschert ist Schweizerin, Forscherin – und Bergsteigerin. Sie spricht über Rassismus, feministische Nervensägen und Verneinung (taz).
Berlin: Die FDP nutzt Gender-Sternchen – und erntet Shitstorm
Die FDP in der BVV Mitte schreibt geschlechtergerecht und das E-Mail-Postfach des Fraktionsvorsitzenden explodiert. 850 – Stand Donnerstagnachmittag. So viele E-Mails hat Felix Hemmer, Fraktionsvorsitzender der FDP in der BVV Mitte, seit Dienstagnachmittag erhalten. Das ist viel für einen ehrenamtlichen Bezirkspolitiker. Grund für die zum übergroßen Teil wütende Post war ein Artikel in der „B.Z.“, in dem sich Gunnar Schupelius darüber echauffierte, dass die FDP Mitte in einer Erklärung zu Ferienwohnungen von „professionellen Anbieter*innen“ sprach – also das sogenannte Gender-Sternchen verwendete. „FDP kippt um“, titelte die Zeitung „Das Thema scheint noch nicht in der Gesellschaft angekommen“, sagt Hemmer (Tagesspiegel).
Workshops gegen Angst vor Frauen
Christoph May macht Workshops, in denen Männer sich kritisch mit ihrer Männlichkeit auseinandersetzen. In seiner Doktorarbeit analysiert er Graffiti und Männlichkeit. Mit seinem Wissen nur an der Universität zu bleiben, reicht Christoph May aber nicht. Durch Vorträge und Workshops will er Männer dazu bringen, sich mit ihrer Männlichkeit zu beschäftigen. Sie sollen sich miteinander vernetzen – und ihren Platz im Feminismus finden. Denn 88 Prozent der Männer haben Ängste vor Frauen – und die finden sich auch in den Workshops (Freitag).
Preisverdächtiges Modellprojekt im Jugend Museum in Berlin: „All included“
Was bedeutet ’gender’? Warum tragen Mädchen Rosa? Können homosexuelle Paare richtig heiraten? Gab es schon früher Trans-Menschen? Wie leben Regenbogenfamilien? Was ist mit ’queer’ gemeint? Bei dem fünfjährigen Modellprojekt des Jugend Museums „All included – Schule und Museum gemeinsam für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ geht es um Geschlechterrollen, Identitäten und ganz praktische Fragen. Gemeinsam mit sechs Schulen und weiteren Projektpartnern arbeiten die Initiatoren zum Thema und engagieren sich für die Wertschätzung vielfältiger Lebensweisen. Das Projekt wurde nun für den BKM Preis Kulturelle Bildung 2017 nominiert. Das gab die Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, bekannt. Gemeinsam mit Bezirksstadträtin Jutta Kaddatz freut sich das Jugend Museum sehr über diese Nominierung (Abendblatt Berlin)
Sexismus
Macrons Stieftochter kritisiert sexistische Äußerungen über ihre Mutter
Tiphaine Auzière, die Tochter aus der ersten Ehe von Brigitte Trogneux, verteidigt die neue Première Dame und spricht von „Eifersucht“ der politischen Gegner. Erst kürzlich hat der neue Präsident Frankreichs, Emmanuel Macron, in einem Interview mit der französischen Zeitung Le Parisien die Berichterstattung über seine Ehe kritisiert. Denn diese hat nicht selten den Altersunterschied des Paares, seine Frau Brigitte ist knapp 25 Jahre älter als er, zum Thema. Laut Macron würden die Anmerkungen über den Altersunterschied viel über Frauenfeindlichkeit in Frankreich aussagen (Kurier.at)
Gesellschaft: Mit dem Internet zurück in die Steinzeit – 143 Frauen gegen den Onlinesexismus von Geenstijl
Am Ende der vergangenen Woche haben die überregional erscheinenden Tageszeitungen de Volkskrant und NRC Handelsblad einen Aufruf von 143 medienschaffenden Frauen veröffentlicht. Darin wenden sich die Frauen gegen den Weblog Geenstijl und die dazugehörige Medienwebsite Dumpert, die in den letzten Jahren immer wieder wegen stark frauenfeindlichen, rassistischen und homophoben Inhalten aufgefallen sind. Die Unterzeichnerinnen wendeten sich in ihrem Appel direkt an Firmen, die sich überlegen sollten, ob sie auf einer solchen Website inserieren wollen. Anlass war ein nahezu unfassbarer sexistischer Aufruf von Geenstijl an seine User. Seit 14 Jahren gibt es Geenstijl. Die Macher haben es sich auf die Fahnen geschrieben, die „political correctnes“, die manch einem heute als Schimpfwort gilt, mutwillig zu überschreiten. Geenstijl heißt übersetzt kein Stil (uni-muenster.de).
Sexismus im Jura-Studium
„Jacqueline ist Azubi im Seniorenheim. Ihre Passion sind jedoch Schmink-Videos auf YouTube, wo sie als SweetJacky93 die neuesten Trends aus der Welt des Makeups vorstellt.“ Dies ist nur eine von vielen Aufgaben, für Jura-Studierende – die später zum Beispiel als Richter über Gesetze entscheiden. Drei Frauen haben jetzt das Blog „Juristenausbildung“ über Sexismus im Jura-Studium gestartet. Bericht beim Radio Eins, der Blog: https://juristenausbildung.tumblr.com/
Overwatch: Wegen solcher Kommentare bleiben Frauen in Games oft stumm
Ein besonders ekliges Beispiel aus einem Overwatch-Match zeigt, welchem Sexismus sich Frauen in Onlinegames noch immer ausgesetzt sehen. Die Anonymität des Internets sorgt immer wieder dafür, dass das schlechteste in den Menschen zum Vorschein kommt. Gerade in Onlinespielen lassen einige Personen gerne mal „die Sau raus“ und nehmen keine Rücksicht auf andere. Wenn sich dann noch eine Person im Voicechat als Frau outet, ist Sexismus vorprogrammiert. Warum viele Frauen sich im Internet noch nicht wohlfühlen, wenn sie sich zu erkennen geben, zeigt das folgende Beispiel ausgezeichnet. Die Spielerin Glisa hat eine Partie aufgenommen, die beispielhaft zeigt, wie sie sich knapp 20 Minuten lang sexistischen Äußerungen entgegensieht (mein-mmo.de).
Enthüllung um AfD-Politikerin: Sexismus gegen rechts
Das Recherchenetzwerk Correctiv findet heraus, dass eine AfD-Politikerin mal Sex für Geld angeboten hat – und driftet ab ins Boulevardeske. „Wir enthüllen Sexskandal bei der AfD-NRW. Spitzenfrau der Rechtspopulisten vermietete ihren Körper übers Internet.“ So kündigt der Ruhr-Ableger des Recherchenetzwerks Correctiv auf Twitter seine Exklusivgeschichte über eine Landtagskandidatin der AfD an. Der einzige Inhalt der Story: Die Politikerin hatte von 2011 bis 2014 ein Profil auf einer Internetseite, auf dem Frauen sexuelle Dienstleistungen verkaufen. Schwerpunkt der Plattform ist die Vermittlung von freiberuflichen Escorts. Nur: Skandalös ist keineswegs die Entscheidung der Kandidatin, sexuelle Dienstleistungen gegen Geld anzubieten – eher, eine Sexarbeiterin öffentlich zu stigmatisieren. Zumal man an der Kandidatin genug Inhaltliches hätte kritisieren können (taz).
MEHR MENSCHENFEINDLICHKEIT AKTUELL, MAI 2017:
| Menschenfeindlichkeit Mai 2017: Antisemitismus| Menschenfeindlichkeit Mai 2017: Homo- und Transfeindlichkeit, Sexismus, Gender| Menschenfeindlichkeit Mai 2017: Internet, Social Media, Hate Speech| Menschenfeindlichkeit Mai 2017: Islamfeindlichkeit| Menschenfeindlichkeit Mai 2017: Rassismus und Feindlichkeit gegen Flüchtlinge| Menschenfeindlichkeit Mai 2017: Rechtspopulismus| Menschenfeindlichkeit Mai 2017: Rechtsextremismus
Überblick aller Berichte zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktuell