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Menschenfeindlichkeit Oktober 2015 Antisemitismus

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Die Facebook-Seiten "Nicht gegen Juden" klären über Antisemitismus auf. (Quelle: Amadeu Antonio Stiftung)

Zentralrat der Juden warnt vor Antisemitismus unter arabische Flüchtlingen

In den jüdischen Gemeinden wächst die Sorge wegen des Flüchtlingsstroms. Der arabischstämmige Antisemitismus könne zunehmen, sagt der Zentralratsvorsitzende, Josef Schuster. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Kanzleramt in dieser Woche vor einer Zunahme von „arabischstämmigem Antisemitismus“ gewarnt. Das bestätigte er gegenüber der „Welt am Sonntag“. „Unter den Menschen, die in Deutschland Zuflucht suchen, stammen sehr viele aus Ländern, in denen Israel zum Feindbild gehört. Sie sind mit dieser Israelfeindlichkeit aufgewachsen und übertragen ihre Ressentiments häufig auf Juden generell“, sagte Schuster. In den jüdischen Gemeinden gebe es „jetzt die Befürchtung, dass der arabischstämmige Antisemitismus in Deutschland zunehmen könnte. Diese Sorge teile ich und sehe daher die Notwendigkeit, die Flüchtlinge so schnell und so fest wie möglich in unsere Wertegemeinschaft einzubinden.“ Die Ablehnung jeglicher Form von Antisemitismus sowie die Solidarität mit Israel zählen zum Grundkonsens der Bundesrepublik.Die WeltInterview mit Josef Schuster in der tazGleicher Diskurs in Österreich: Jüdische RundschauZustimmung von Charlotte Knoblauch (mittelbayerische.de)

Aber: 

Experten: Angst vor antisemitischen Flüchtlingen nicht schüren – Keine Vorverurteilung

Religionsvertreter haben davor gewarnt, die Angst vor einem wachsenden Antisemitismus durch den Zustrom von Flüchtlingen zu schüren. Niemand dürfe vorverurteilt werden, hieß es bei einer Konferenz der Militärseelsorge. „Viele Flüchtlinge kommen aus Staaten zu uns, in denen Antisemitismus populär ist. Niemand darf aber vorverurteilt werden“, sagte der ehemalige Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, am Dienstag in Berlin. Kramer äußerte sich bei einem Podiumsgespräch der 60. Gesamtkonferenz der katholischen Militärseelsorge zum Thema „Gewalt in den Religionen“. In vielen jüdischen Gemeinden werde Flüchtlingshilfe geleistet, betonte Kramer. Sie hätten zwar Angst vor dem Ungewissen, aber sie stellten sich der Herausforderung. Dennoch warnte Kramer vor einem neuaufflammenden Antisemitismus. Die Politik nehme jüdische Ängste oft nicht ernst. „Das kann schnell dazu führen, dass Probleme unter den Teppich gekehrt werden“, sagte er. Das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) hatte in der vergangenen Woche vor einem zunehmenden Antisemitismus durch die Flüchtlingszuwanderung gewarnt. Viele Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak seien in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der die Vernichtung von Israel und den Juden Staatsdoktrin gewesen sei. Auch die muslimischen Gemeinden in Deutschland warnen vor Panikmache. Dennoch brauche es eine frühzeitige Aufklärung, sagte die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor. Nur so könne der bestehende Antisemitismus unter Muslimen bekämpft werden.Domradio.de

Achtung:

In der Schweiz ist der Rechtspopulismus schon etablierter als in Deutschland – und hier geht die SVP bewusst mit der Angst vor Antisemitismus auf Stimmenfang bei jüdischen Wähler_innen (Jüdische Allgemeine). Doch darauf einzugehen, davor sollten Jüdinnen und Juden sich hüten, findet Schriftsteller Vladimir Vertlib, der in der Jüdischen Allgemeinen u.a. schreibt: „Es muss uns [Jüdinnen und Juden] klar sein, dass wir uns vor den heimischen Rechtsradikalen mehr fürchten müssen als vor dem Judenhass von Flüchtlingen und Zuwanderern aus muslimischen Ländern. Rechtsradikale sind zahlreicher, sie sind mächtiger und zerstören die Gesellschaft schleichend und von innen heraus. Ihnen argumentativ zu begegnen, ist genauso erfolglos wie jemandem eine irrationale Angst oder eine Sucht durch logische Erklärungen ausreden zu wollen. Den Trend nach Rechts kann man nur durch Taten aufhalten. Eine erfolgreiche Integrations-, Bildungs- und Sozialpolitik, die deutlich machen würde, dass die meisten Zuwanderer keine Bedrohung darstellen, dass die Zukunft nicht düster und perspektivlos aussieht und das Abendland nicht in Gefahr ist, wird eingefleischte FPÖ-Anhänger oder Pegida-Demonstranten nicht von ihren Vorurteilen befreien, aber sie wird viele von jenen, die das Potenzial hätten, ins rechtspopulistische Lager zu wechseln, davon abhalten, dies zu tun.“

Was aber stimmt:

Antisemitismus unter Flüchtlingen muss bearbeitet werden wie andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeiten auch. Wer über Generationen antisemitisch, anti-israelisch oder homophob sozialisiert worden ist, muss lernen, eine andere Perspektive einzunehmen: «Es braucht ein, zwei, drei Jahre mehr Engagement. Der Willkommensapplaus am Bahnhof reicht nicht», sagt Anetta Kahane von der Amadeu Antonio Stiftung . Die Gesellschaft müsse sich darauf einstellen, dass es ein langsamer und mühsamer Weg werde. (srf)

2) Pegida und der Antisemitismus

Wachsender Rechtsradikalismus: Küf Kaufmann: „Es gibt einen antisemitischen Gestank“

Rechtspopulistische bis rechtsextreme Redebeiträge sind bei zahlreichen Demonstrationen in Sachsen längst nicht mehr die Ausnahme. Fühlen sich davon auch jüdische Gemeinden betroffen? Mit dem Aufkommen der Pegida-Bewegung in Sachsen ist das politische Klima im Freistaat deutlich fremdenfeindlicher geworden. Auf Demonstrationen werden verstärkt rechtsradikale Äußerungen registriert. Küf Kaufmann, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Leipzig und Mitglied im Präsidiums des Zentralrates der Juden in Deutschland, versucht abzuwägen.LVZ

Pegida München: Antisemitisch und islamfeindlich zugleich

Der Pegida-Ableger in München zeigt sich nicht nur islamfeindlich. Wiederholt gab es antisemitische Äußerungen von Aktivisten. Mittlerweile ermittelt das Landeskriminalamt gegen Pegida-Vorstand Heinz Meyer. Auch im Internet schüren die Pegida-Verantwortlichen Ressentiments gegen Juden.Süddeutsche.de

3) Antisemitismus verändert sich

Die niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) sieht in der deutschen Gesellschaft eine veränderte Form des Antisemitismus grassieren. Abstrakte Vorstellungen aus der NS-Zeit, wie die von einer jüdischen „Weltverschwörung“, spielten dabei keine Rolle mehr, sagte sie am Sonnabend in Hannover. Stattdessen glaubten offenbar viele Menschen, Juden seien irgendwie „anders“, ohne dass sie genau benennen könnten, worin der Unterschied bestehe. Dieses nur dumpf empfundene Bild sei negativ besetzt und diene dazu, sich abzugrenzen. „Ich glaube, dass mit diesem Vorbehalt viele Menschen versehen sind und dass mit dieser Brille auch das gesehen wird, was in Israel passiert“, sagte Niewisch-Lennartz.NWZ Online

4) Antisemitismus und Fußball: Spieler schützen

Erneut wurden Kicker von TuS Makkabi bei einem Kreisliga-Match antisemitisch bedroht. Nun sucht der Verein ein Sicherheitskonzept. Der Verein ist bestrebt, in Zusammenarbeit mit dem Berliner Fußball-Verband Lösungen zu suchen. Bei schweren Verstößen kann dieser sogar Mannschaften und ganze Vereine vom Spielbetrieb ausschließen. Zudem müsse leider auch an eine Zusammenarbeit mit der Polizei gedacht werden, um die Spieler zu schützen. Die ist nach Auskunft eines Sprechers »im ständigen Kontakt mit dem Berliner Fußball-Verband, um sich über möglichen bevorstehende Störungen zu informieren.« Hinweise bezögen sie in ihre laufenden Bewertungen ein und würden dann »entsprechende Sicherheitskonzepte« anpassen, sagte der Leiter der Pressestelle, Thomas Neuendorf.Jüdische AllgemeineII

5) »So ahnungslos«: Gerichte und ihre Probleme mit dem Antisemitismusvorwurf

Herr Doerfer, einer Ihrer Mandanten wehrt sich dagegen, von dem Publizisten Matthias Matussek Antisemit genannt zu werden. »Zeit«-Herausgeber Josef Joffe sagte einmal, es sei hierzulande schlimmer, Antisemit genannt zu werden, als einer zu sein. Passt das auf Ihren Fall?Nein. Was dort bei Joffe unter anderem anklingt, ist die Nazikeulenkeule. Was ist das denn?Wenn man einen Antisemiten einen Antisemiten nennt, wehrt der sich ja gerne mit dem Vorwurf, man wolle ihn mit der Nazikeule schlagen. Sein Instrument zur Abwehr des Vorwurfs ist die Nazikeulenkeule, dieses vorwurfsvolle: »Du bist einer von denen, die gute Menschen wie mich Nazi nennen.«Nun klagen Sie ja gerade gegen den Antisemitismusvorwurf. Schwingen Sie da nicht doch die Nazikeulenkeule?Nein, da wurde ja keine unbequeme Wahrheit ausgesprochen. Matusseks Vorwurf war schlicht nicht zu begründen. Er hatte das ja auf Facebook getan, und da kann man ja genau nachvollziehen, wann er in welchem Zusammenhang was geschrieben hat. Dagegen muss man vorgehen, weil der Begriff Antisemitismus und der Vorwurf, jemand sei ein Antisemit, nicht seines Inhalts beraubt werden darf.Warum hat Matussek denn den Vorwurf geäußert?Ich habe lange darüber nachgedacht, meine Vermutung lautet: Er hat nach einem sehr beleidigenden Schimpfwort gesucht. Da er seinem Selbstverständnis gemäß nicht zur Fäkalsprache greifen will, hat er einen Begriff gewählt, der im bildungsbürgerlichen Milieu sofort als vernichtende Beleidigung begriffen wird.»Sie Antisemit« ist dann sozusagen »Du Arschloch« für Gebildete?Ja, so kann man es sagen. Und das darf man nicht zulassen! Denn der Begriff Antisemitismus hat ja eine inhaltliche Funktion. Er beschreibt den Hass auf Juden, dazu gibt es jede Menge soziologische Forschung. Das darf man nicht verunglimpfen.Jüdische Allgemeine

6) Coaching gegen Judenhass

Die Zentralwohlfahrtsstelle richtet ein neues Kompetenzzentrum ein – ein Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), mit dem die ZWST-Verantwortlichen die bisher geleistete Arbeit im Bereich Diskriminierungs- und Antisemitismusprävention auf eine breitere Basis stellen und erstmals auch Menschen innerhalb der jüdischen Gemeinschaften ansprechen wollen. Das Kompetenzzentrum versteht sich als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis und will jüdische sowie nichtjüdische Organisationen gezielt dabei unterstützen, effektive Handlungsstrategien zum Umgang mit Antisemitismus zu entwickeln und umzusetzen.Jüdische Allgemeine

 

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