Smudo und Michi Beck von der HipHop-Gruppe „Die Fantastischen Vier“ grinsen auf der Pressekonferenz zum Start des Videowettbewerbs „361 Grad Respekt“ in die Kameras der Fotografen: „Die Gewinner dürfen uns besuchen, backstage in Berlin, mit Stars anfassen und Champagnerpyramide!“ Dann aber wird Smudo ernst und betont: „Alltagsrassismus ist überall, aber wenn wir in einem freien und liberalen Land leben möchten, müssen wir uns das verdienen, Freiheit wächst nicht auf der Wiese, wir müssen sie gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Ausgrenzung verteidigen!“ Damit wird der HipHopper expliziter, als des die Schirmherrin der Aktion, Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, in ihrem Statement versucht hatte: Sie forderte „Respekt für alle aufgrund ihres Menschseins“ und redet dann lieber über Cyber-Mobbing als über Rechtsextremismus, den sie am liebsten in einem Atemzug mal allen „Extremismen“ bekämpfen möchte – „Es gibt ja keinen guten Extremismus“ und erst auf journalistische Nachfrage einordnet mit „ja, da (gemeint ist: im Bereich Rechtsextremismus) gibt es die meisten Vorfälle – und ja, man soll das nicht in einem Topf werfen, kein intelligenter Mensch tut das.“ Das freut.
Veranstaltet wird der Videowettbewerb „361 Grad Respekt“ – unterstützt von vielen Partnern – von der Videoplattform Youtube , der Initiative „Laut gegen Nazis“ aus Hamburg und der Aktion Mut-gegen-rechte-gewalt.de aus Berlin. Genau wie bei der Vorgängeraktion 2009 – „361 Grad Toleranz“ – geht es für die Veranstalter darum, sich auszusprechen gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Homophobie und Antisemitismus – und die Userinnen und User aufzurufen, es ihnen gleich zu tun. Im Vorjahr, so berichtet Youtube-Sprecher Henning Dorstewitz, wurden 350 Videos eingereicht, der 361-Grad-Kanal wurde 1.750 mal abonniert und die Videos 250.000 mal aufgerufen. „Das zeigt deutlich: Die Nutzer wollen genauso wenig wie wir, dass die Communities für Hetze missbraucht werden“, sagt Stefan Tweraser, Google Country Director Deutschland (Youtube gehört zu Google). Allerdings bleiben Rechtsextremismus und Rassismus ein Problem auf Youtube – schon weil auf der Plattform pro Minute kaum vorstellbare 24 Stunden Sendematerial hochgeladen werden. Wer den Kampagnennamen eingibt, findet auch zahlreiche einschlägige Videos, die „Mobbing gegen Deutsche“ beklagen. Was zeigt: Es gibt immer etwas zu tun.
Jörn Menge, Kampagnenleiter von „Laut gegen Nazis“ benennt auch noch mal, wer damit gemeint ist: „Zivilgesellschaft, da gehören alle dazu, die Landrätin und die Sparkasse, die Sportvereine und die Schüler, die Wirtschaft – wir freuen uns, wenn alle gemeinsam aktiv werden, wie bei dieser Aktion.“ Zu den Prominenten, die den Aufruf unterstützen, gehören auch die Musiker von Culcha Candela. Itchyban frotzelt ins Mikrophon: „Alltagsrassismus – wir werden am Flughafen wirklich kaum noch kontrolliert!“ und ruft auf, Nazis mit Humor zu begegnen, weil das auch besonders gut gemerkt werde: „Übrigens, wir sind auch Opfer von Cybermobbing – ich habe schon im 361 Grad-Channel gelesen, dass Leute die Fantastischen Vier lieber mögen als uns!“
Mitmachen:
Der Wettbewerb läuft vom 25. August 2010 bis zum 16. Oktober 2010 auf Youtube und hat dort einen eigenen Channel:
Mitmachen können Jugendliche ab 13 Jahren, es gibt drei Kategorien „Musik“, „Short Story“ und „Freestyle“.
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