Hass und Hetze gegen Neujahrsbabys
Das Neujahrsbaby ist eine liebgewonnene Kurzmeldung an jedem 1. Januar – ein Foto mit Kleinkind und glücklichen Eltern. Man schaut kurz hin, findet das Neugeborene süß und klickt weiter. In Wien war es diesmal anders: Das Neujahrsbaby der österreichischen Hauptstadt heißt Asel – ein Name mit arabischem Ursprung. Als das Foto veröffentlicht wurde, prasselte der blanke Hass auf die Familie nieder. „Nächster Terrorist geboren“ war noch eine der harmloseren Beschimpfungen. Der digitale Mob zeigte sich von seiner hässlichsten Seite (Zeit). Dabei dürfte aber auch die Grenze zur Strafrechtlichkeit überschritten worden sein. Auffallend: Viele User posteten mit ihrem echten Namen. Euro News, Wochenblatt, oe24, heute.at
Beatrix von Storch wegen islamfeindlichem Tweet hundertfach angezeigt
Der islamfeindliche Silvester-Tweet der AfD-Politikerin Beatrix von Storch hat eine Welle von Strafanzeigen ausgelöst. Hunderte sind am Dienstag bei der Kölner Staatsanwaltschaft eingegangen. Auch die Kölner Polizei hatte Strafanzeige erstattet – wegen des Verdachts auf Volksverhetzung Tagesspiegel.Der Zentralrat der Muslime wirft der AfD vor, die Missbrauchs-Debatte für ihre Zwecke zu missbrauchen. NOZ, Frankfurter Rundschau
Scheiben einer Moschee eingeschlagen
Die DITIB Sultan-Murad-Moschee in Bad Essen (Niedersachsen) auf der Bürsche Straße wurde Opfer eines Angriffs. Der mutmaßliche Tatverdächtige habe Fenster- und Türscheiben eingeworfen. Der Schaden liegt bei ungefähr 1.000 Euro. Die Beamten gehen zum aktuellen Stand nicht von einem rechtsextremen Hintergrund aus. Ein Rückgang der Zahlen von islamfeindlichen Übergriffen gegenüber Institutionen und Menschen sei leider nicht in Sicht. Auch ohne auf die Motivation des/der Täter spekulieren zu wollen, sei das friedvolle Miteinanders innerhalb der Mehrheitsgesellschaft durch solche Übergriffe gefährdet. IslamiQ, NOZ
Mädchen verliebt sich in Flüchtling: Kika-Film lässt AfD-Politiker ausrasten
Medien als Brandbeschleuniger für antimuslimische Hetze: Im Januar lief eine besorgniserregende Debatte über eine Dokumentation im Kinderkanal KiKA, die vom Hessischen Rundfunk (HR) produziert wurde. Die im November 2017 ausgestrahlte Sendung über ein junges Paar “Schau in meine Welt! – Malvina, Diaa und die Liebe” hat massive antimuslimische Reaktionen provoziert. Bei Malvina und Diaa handelt es sich um eine deutsche Schülerin und einen syrischen Jugendlichen, der als Schutzsuchender nach Deutschland kam. Seit Wochen sind der Kindersender und das Paar zur Zielscheibe einer rassistischen Kampagne geworden, die von Hetzblogs und AfD-Politiker_innen losgetreten wurde. Der Junge sei viel älter als angegeben und vermutlich ein islamistischer Frauenschänder oder potenzieller Terrorist, so der Tenor. Der Beitrag romantisiere eine gefährliche Beziehung. Auch der Autor des TV-Beitrags, der einen journalistisch sensiblen Beitrag über eine bikulturelle Beziehung und deren Probleme produziert hat, wird harsch an den Pranger gestellt. IslamiQ Der AfD-Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel aus Baden-Württemberg wirft dem öffentlich-rechtlichen Kinder-Fernsehsender Kika “unerträgliche und gefährliche Propaganda”, “falsch verstandene Toleranz” und “unverantwortliche Manipulation und Indoktrination Minderjähriger” vor. Huffingtonpost Das deutsch-syrische Paar steht nun unter Polizeischutz. Laut Polizei Fulda wurde für das Paar zunächst ein Notrufsystem eingerichtet. Die Kommentare im Internet seien aber immer bedrohlicher geworden. Nun würden auch Streifenwagen zum Schutz des Paares eingesetzt. Hessenschau
AfD-Fraktionschef Höcke will den Islam bekämpfen
Der AfD-Rechtsausleger Björn Höcke will den Islam nicht nur in Deutschland, sondern auch darüber hinaus bekämpfen, wenn seine Partei erstmal die Macht hat – bis hin zur Türkei. Das geht aus Videos von einem Auftritt vor gut einer Woche hervor, die am Wochenende vom Magazin „Bento“ und der „Welt“ veröffentlicht wurden. Sie zeigen offensichtlich einen Auftritt des Thüringer Partei- und Landtagsfraktionschefs bei einer AfD-Veranstaltung am 20. Januar in Eisleben. IslamiQ
ARD-Journalistin mit Kopftuch: Die falsche Strategie
Eine deutsche Journalistin verschleiert? Das geht nun wirklich nicht, finden manche Zuschauer. Die ARD reagiert prompt: Das Kopftuch sei gesetzlich vorgeschrieben. Was aber, wenn es freiwillig wäre? Spiegel
Berliner Initiative fordert fairen Umgang mit Muslimen
Vertreter aus Gesellschaft, Kirchen und Weltanschauungsgemeinschaften warnen vor einer anti-muslimischen Stimmung in Deutschland und fordern einen fairen Umgang mit Muslimen und dem Islam. In einer Erklärung kritisiert das Bündnis „Ohne Unterschiede!“, dass in den Medien und im politischen Reden und Handeln für Muslime andere Maßstäbe angelegt würden als bei anderen Religionsgemeinschaften und gesellschaftlichen Gruppen. Tagesspiegel
Trump entschuldigt sich für islamophoben Tweet
Er hat im November islamfeindliche Videos einer Rechtsextremen auf Twitter geteilt und sorgte damit für große Empörung. Jetzt bot US-Präsident Trump seine Entschuldigung an. „Wenn Sie mir sagen, das sind scheußliche rassistische Menschen, würde ich mich natürlich entschuldigen, wenn Sie das von mir erwarten“, sagte Trump in dem in Davos aufgezeichneten Interview für die Sendung Good Morning Britain. Moderator Piers Morgan hatte Trump zuvor vorgeworfen, „riesige Sorge und Wut“ in Großbritannien ausgelöst zu haben. „Das wusste ich natürlich nicht“, antwortete der US-Präsident. Tagesschau, Merkur
Österreich
Der Islam im österreichischen Regierungsprogramm
Der Begriff Islam kommt 21 Mal im österreichischen Regierungsprogramm vor. In allen Fällen ist „Islam“ in einen negativen Kontext eingebettet. Die Rede ist von einer Gefährdung durch den „politischen Islam“, „verstärkten Kontrollen“ in islamischen Kindergärten und einer angestrebten „Islamisierung“ seitens des „politischen Islam“. Eine Differenzierung findet nicht statt und die Islamfeindlichkeit, die 2017 um 62% gestiegen ist, wird nicht angesprochen. Die Unzufriedenheit in der Zivilbevölkerung ist dementsprechend groß. IslamiQ
Luxemburg
Islamfeinde werden in Luxemburg jetzt beobachtet
Eine Beobachtungsstelle für Islamophobie wurde offiziell in diesem neuen Jahr in Luxemburg ins Leben gerufen. Ziel sei es, Informationen über Islamophobie zu sammeln. Dazu gehören «alle Akte der Diskriminierung oder Gewalt gegen Institutionen oder Einzelpersonen aufgrund ihrer tatsächlichen oder angeblichen Zugehörigkeit zum Islam», heißt es in einer Erklärung des Zentrums. Le Essentiel
Niederlande
Enthauptete Puppe vor Moschee montiert
In der niederländischen Stadt Noord wurde vor der Emir Sultan Moschee eine enthauptete Puppe montiert. Der Kopf der Puppe hing an einem Saal. Auf einem beigefügten Zettel stand außerdem die Nachricht: „Der Islam ist untrennbar mit brutalen Enthauptungen verbunden. Die Islamisierung muss gestoppt werden. Es darf keine Diyanet-Groß-Moschee in Noord geben, die sich zu dem Diktator Erdogan bekennt.“ IslamiQ
Das war wichtig in 2017
Islamfeindlichkeit, Burka-Verbote, Kopftuchdebatten etc. bestimmten auch 2017 die Medien und die Politik. Muslimische Frauen werden immer zu den „Anderen“gemacht, um so gesamtgesellschaftliche Probleme abzuwälzen. Nabila Bushra zufolge steht die deutsche Mehrheitsgesellschaft vor einer großen Herausforderung. „Wenn die Mehrheitsgesellschaft und vor allem die Politik vor und nach der Bundestagswahl immer noch das brennende Thema „Islam und muslimische Frauen“ thematisieren, dann müssen wir uns nicht wundern wenn gesellschaftliche Probleme wie Armut und Bildung zu kurz kommen“, so Bushra. IslamIQ
MEHR MENSCHENFEINDLICHKEIT AKTUELL, Januar 2018:
| Menschenfeindlichkeit Januar 2018: Homo- und Transfeindlichkeit, Sexismus, Gender
| Menschenfeindlichkeit Januar 2018: Antisemitismus
| Menschenfeindlichkeit Januar 2018: Internet, Social Media, Hate Speech
| Menschenfeindlichkeit Januar 2018: Rassismus und Feindlichkeit gegen Flüchtlinge
| Menschenfeindlichkeit Januar 2018: Rechtspopulismus
| Menschenfeindlichkeit Januar 2018 : Rechtsextremismus