Zusammengestellt von Simon Raulf
Sexismus
Frauenrechte vs. Populismus: „Im Kern ein Männlichkeitskult“
Im Beitrag von Laurie Penny geht es um die kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen im Jahr 2016 und darum, wie eine feministische Antwort auf die neue Rechte aussehen kann. Einen Ursprung des Erstarkens antifeministischer Akteure sieht sie im Männlichkeitskult im Internet, der jetzt auf die Straße getragen wird: „Feminismus ist keine irgendwie alberne Flause im Kampf gegen den Faschismus. Er ist für diesen Kampf essentiell, denn der Neofaschismus ist im Kern ein Männlichkeitskult“. (taz)
Sexistischer Shitstorm wütet auf Twitter: #RasenmähergegenSexismus
Auf Twitter gab es diesen Monat eine sexistische Twitter-Kampagne, die es bis auf Platz zwei der Twittertrends geschafft hat. Mit #Rasenmähergegensexismus versuchten Sexisten und Maskulinisten sich über Antisexismus, Feminismus, transgeschlechtliche Menschen sowie Genderpolitik im Allgemeinen lustig zu machen. (neues deutschland) Auslöser war ein Tweet des feministischen Magazins „Edition f“, die eine Praktikantin oder einen Praktikanten für die Redaktion suchten. Das kommentierte der Twitter-Account „Diplomrasenmäher“ mit „wär mal Zeit für ne Männerquote ihr Sexistinnen!“ Als er daraufhin nicht freundlich bestätigt, sondern nach ein paar weiteren Tweets geblockt wurde, rief er das Netzwerk seiner Freunde zum Trollen unter dem Hashtag #RasenmähergegenSexismus auf. Dies berichtet ein Blog, der ebenfalls zur antifeministischen Szene gehört (der Autor nennt sich selbst „Maskulist“ – er findet das gebräuchliche „Maskulinist“ nicht richtig). Wie gut die antifeministische Szene auf Twitter vernetzt ist, lässt sich daran erkennen, dass der Hashtag kurz darauf Trending Topic bei Twitter wurde.
Fußball: St.-Pauli-Fans stocksauer über „Pussie“-Spruch im Stadion
Die Fans des FC St. Pauli reagierten mit Unverständnis und Empörung auf ein Werbebanner beim Spiel gegen Stuttgart und beschwerten sich deswegen bei der Vereinsführung. Auf diesem warb ein lokaler Autohändler mit dem Spruch „Nichts für Pussies“. Rassismus, Sexismus, Homophobie und jede Art von Diskriminierung hat bekanntermaßen keinen Platz am Millerntor. (Abendblatt)
Sexismus: Beschwerde gegen Freiwild-Plakat eingelegt
Die Gleichstellungsstelle in Solingen hat Beschwerde gegen ein Plakat der rechtsoffenen Band „Frei.Wild“ eingelegt. Auf dem Plakat ist Nackt-Model Micaela Schäfer komplett entblößt mit ausgestrecktem Mittelfinger zu sehen. In der Stellungnahme des Solinger Frauenforums heißt es, dass die Werbung „von vielen Menschen als diskriminierend empfunden“ werde. Die Verantwortlichen hatten zugesagt, die Plakate ab dem 12. Januar nicht mehr neu zu verkleben. (Solinger Tagblatt)
Women’s March: Feminismus nach Trump im Aufwind
Es scheint, als habe der Wahlsieg Donald Trumps der Frauenbewegung in den USA neue Schlagkraft verliehen. Auf den großen Protestmärschen vom vergangenen Wochenende, an denen nach Zahlen der University of Connecticut in den USA bis zu 4,2 Millionen Menschen teilnahmen, waren die unterschiedlichsten Frauen zu sehen. Die Women’s Marches blieben keine akademische Angelegenheit, waren keine Frage des Alters, der Generationszugehörigkeit, der Rasse oder sozialen Schicht. (Tagesspiegel)
Homo- und Transfeindlichkeit
Kein Platz für Homophobie: US-Talkmoderatorin lädt Gospelsängerin nach Hassrede aus
Die US-Gospelsängerin Kim Burrel wurde von Ellen DeGeneres, der Moderatorin des nach ihr benannten US-Talks „Ellen DeGeneres Show“, ausgeladen, nachdem sie sich in einem Video auf Youtube homophob geäußert hatte und diese Aussagen selbst nach deutlicher Kritik nicht zurücknehmen wollte. Ellen DeGeneres, die selber homosexuell ist, und Pharrell Williams, der mit Burrel auftreten sollte, distanzierten sich von der Sängerin. „Ich verurteile jede Form von Hassreden“, twitterte Williams. (Der Westen)
Studie zu Homosexualität: Die Toleranz ist begrenzt
Eine aktuelle Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt, dass die Deutschen Homosexuellen erst einmal aufgeschlossen gegenüber stehen. Doch wer sich die Details der Befragung anschaut, muss feststellen: Die Toleranz ist begrenzt. So stimmen etwa 83 Prozent der Aussage zu, „Ehen zwischen zwei Frauen bzw. zwei Männern sollten erlaubt sein“. Anders ist es allerdings, wenn es von der abstrakten Ebene in den persönlichen Nahbereich kommt: 38 Prozent der Befragten finden es „sehr“ oder „eher unangenehm“, wenn zwei Männer sich in der Öffentlichkeit ihr Zuneigung zeigen, 18 Prozent halten Homosexualität für „unnatürlich“, 11,8 Prozent fänden es „unangenehm, eine lesbische Arbeitskollegin zu haben (12,6 Prozent wollen keinen schwulen Kollegen). Und ganze 40,8 Prozent fänden es „unangenhem“, wenn der eigene Sohn schwul wäre – 39,8 Prozent wäre es unangenehm, wenn die Tochter lesbisch wäre. (Tagesschau)
Die Studie ist hier veröffentlicht: http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Aktuelles/DE/2017/20170112_Umfrage_LSB.html
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Aktionsmonat gegen Homophobie im Fußball
Das europäische „Queering Football“ Projekt unterstützt Fan-Aktionen gegen Homphobie. So können sich Fangruppierungen um finanzielle Unterstützung von Podiumsdiskussionen, Choreographien oder Fußballturnieren bewerben. (faszination-fankurve)
Gender
Bayerischer Justizminister trifft sich mit homofeindlichem Bündnis „Demo für alle“
Der bayerische Justizminister Spaenle hat sich mit der homofeindlichen Gruppierung der „Demo für alle“ getroffen. Anlass dafür ist ein Antrag der Grünen im Landtag, die sich für die Wiederherstellung der Richtlinien zur Sexualerziehung an Schulen zu seiner ursprünglichen Form fordern. Darin sprach man sich für eine Förderung der „Akzeptanz gegenüber sexuellen Orientierungen“ aus. Daraufhin wurde das Bündnis „Demo für alle“ aktiv und schaffte es mit einer Petition die Aufmerksamkeit des Ministers zu wecken. Trotz harscher Kritik an der Gruppe und dem Treffen von der Opposition, rechtfertigte Spaenle sein Treffen. Damit springt die CSU thematisch auf den Zug angeblicher „Frühsexualisierung“ auf, die sich unter anderem auch die AfD auf die Fahnen geschrieben hat. (Queer.de)
Gender: Manuela Schwesig will Gender-Pay-Gap verringern
Seit über einem Jahr kämpft Frauenministerin Manuela Schwesig darum, dass Frauen, wenn sie schon nicht das Gleiche verdienen wie Männer, zumindest ein Recht darauf haben, zu erfahren, was ihre vergleichbar qualifizierten männlichen Kollegen durchschnittlich nach Hause bringen. Diese verdienen statistisch nämlich 21 Prozent mehr als sie, und selbst wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass Frauen mehr Teilzeit arbeiten, oft in generell schlechter entlohnten „Frauenberufen“ tätig sind und selten in die Top-Etagen aufsteigen, sind es immer noch sieben Prozent Unterschied. (Freitag)
Universitäten: Nicht einmal ein Viertel der Professoren sind Frauen
„Das männlich dominierte Wissenschaftssystem hat sich-selbst-bestätigende Tendenzen.“ So beschreibt Anneliese Niehoff, Vorstandsmitglied der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen, den wissenschaftlichen Betrieb in Deutschland. Männer würden vor allem Männer als ihre Nachfolger wählen und so die Ungleichheit reproduzieren. Mit der Initiative „Gender 2020“ versucht das Bundesministerium für Bildung und Forschung diesem Zustand entgegen zu wirken. (BR)
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