Zusammengestellt von Simone Rafael
Sexismus in der Politik: Auch Schwesig fühlt sich sexuell diskriminiertSexismus-Debatte: Frank Henkel entschuldigt sich bei Jenna BehrendsYouGov-Umfrage: Zahl der Menschen, die sich an Sexismus stören steigt – aber immer noch viel Zurückhaltung beim ThemaDonald Trump und „Grab her by the Pussy““Verharmlosung des Sexismus war schon sein erster Sieg“Soziologe zu Belästigungsvorwürfen gegen Trump: Sexuelle Übergriffe als Ausdruck von MännlichkeitDer lesbische Aufschrei – doch „vielen Schwulen ist dieser Sexismus nicht bewusst“Keine Gesellschaft ohne sexistische ResteSexismus auf YouTube: „Was?? Die hat so ’nen Vorbau?“Ein wütender Brief an die Frauen, die Opfer von Sexismus verhöhnenSexismus im tschechischen Fußball: Über die rote Linie8-jährige Daisy Edmonds ärgert sich im Supermarkt
„Homosexuelle in der AfD“ machen Selbsthass zum Programm»Eins gilt sowieso: Kein Sex mit Nazis!«Homophobe Angriffe seit Brexit verdoppeltFootball Pride Week in BerlinEishockey: Die Berliner Eisbären setzen ein Zeichen gegen HomophobieVerein Hertha BSC zeigt eigenen homophoben Fans den RegenbogenBoris Palmer weißt Homophobie-Vorwürfe ohne Einsicht zurückWegen Homophobie: Schottisches Luxus-Hotel verliert seine fünf SterneHomophobie im Netz: Ein Foto, Tausende Hass-KommentareBaden-Württemberg: CDU zu homofreundlich: Funktionär wechselt zur AfD
Frankreich: Zehntausende protestieren in Paris gegen Homo-EheZögerliches Kultusministerium: Wie sollte die Sexualerziehung an Bayerns Schulen aussehen?“Hessen“: „Demo für alle“ gegen neuen Lehrplan für Sexualerziehung trifft auf breiten ProtestGender Gap Report: Weltweite Gleichstellung erst in 170 JahrenPapst gegen Gender-Theorie: „Ein Weltkrieg, um die Ehe zu zerstören“
Sexismus
Sexismus in der Politik: Auch Schwesig fühlt sich sexuell diskriminiert
Die SPD-Familienministerin schaltet sich in die Sexismus-Debatte ein. Auch sie selbst sei Opfer, weil sie „Küsten-Barbie“ und „weinerlich“ genannt werde. „Nichts Weltbewegendes“, sagt sie. „Aber damit fängt es an.“ milienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat in der Debatte über Sexismus in Politik und Gesellschaft die Männer in die Pflicht genommen. „Ich würde mir wünschen, dass auch mehr Männer das Wort erheben gegen Sexismus“, sagte Schwesig, die zugleich auch Frauenministerin ist, den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Samstag. „Kein Mann kann wollen, dass seine Partnerin oder seine Tochter so behandelt wird.“ (FAZ)
CDU-Vize Julia Klöckner möchte auch Sexismus gegenüber Männern thematisiert haben, die „dumme Sprüche“ zu erleiden hätten. Ihr Beispiel zeigt allerdings, dass es in Wirklichkeit vielleicht doch um Islamfeindlichkeit geht: So sei es eine sexistische Unterstellung gegenüber Männern, „dass sie sich nicht im Griff hätten nicht mehr Herr ihrer selbst seien, wenn eine Frau nicht verhüllt sei“, sagte Klöckner (Welt, Huffington Post).
Sexismus-Debatte: Frank Henkel entschuldigt sich bei Jenna Behrends
Der scheidende CDU-Landesvorsitzende Frank Henkel hat sich bei der Bezirkspolitikerin Jenna Behrends für seine sexistischen Äußerungen entschuldigt. Vor der CDU-Fraktion, die sich am Montagabend in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte konstituierte, erklärte er, die Anrede „große süße Maus“, sei lediglich nett gemeint gewesen. Für das entstandene Missverständnis wolle er sich entschuldigen (Berliner Zeitung, ZEIT).
YouGov-Umfrage: Zahl der Menschen, die sich an Sexismus stören steigt – aber immer noch viel Zurückhaltung beim Thema
YouGov-Daten zeigen, dass sich die Einstellung die Einstellung der Deutschen zum Thema Sexismus verändert, vor allem weil immer mehr Deutsche das Thema für wichtig halten. „Längst überfällig“ sei die Diskussion, sagen 22 Prozent der Befragten. 16 Prozent der Deutschen sagen laut einer aktuellen YouGov-Umfrage, die Diskussion sei „überflüssig“. Das sah 2013 noch anders aus. Nur 11 Prozent sagten damals, die Debatte sei überfällig und 22 Prozent, dass die Debatte überflüssig sei. Gleichzeitig zeigen sich aber damals wie heute die meisten Befragten eher zurückhaltend. Zwar sagen sie, dass es wichtig ist Grenzüberschreitungen zu thematisieren. Doch sie meinen auch, dass nicht aus jedem misslungenen Altherrenwitz gleich eine Sexismus-Debatte gemacht werden sollte. 2011 sagten das sechs von zehn Deutschen (62 Prozent), aktuell sind es fünf von sechs Befragten (48 Prozent). (YouGov)
Donald Trump und „Grab her by the Pussy“
Inzwischen wissen wir schon, dass der Sexismus-Skandal um zwei Videos Donald Trump nicht geschadet hat, er ist trotzdem Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika geworden. Allerdings sei hier zur Erinnerung festgehalten:
Zwei Tage vor der Fernsehdebatte der US-Präsidentschaftskandidaten taucht ein Video von 2005 mit vulgären Äußerungen des einstigen Entertainment-Stars über Frauen auf – so drastisch, dass in den US-Nachrichtensendungen gleich mehrere Worte durch einen Piepton ersetzt wurden. Schamlos beschreibt der damals bereits mit Melania, seiner jetzigen Frau, verheiratete Mann seinen Versuch, eine andere verheiratete Frau zu verführen. Und er brüstet sich, dass man es sich als Star erlauben könne, Frauen ungefragt zu küssen und ihr Geschlechtsteil zu begrapschen: „“Wenn Du ein Star bist, lassen sie dich alles machen. Ihnen an die Pussy fassen, alles.“ Trump entschuldigt sich daraufhin lapidar (Stuttgarter Zeitung, SZ). Nun reagieren die Frauen in Amerika. Sie drücken nicht nur ihr Missfallen über Trumps Äußerungen aus, sondern sprechen auch offen darüber, wie oft es geschieht, dass Männer sie ungefragt an Geschlechtsteilen berühren. Ausgelöst hat die Debatte die kanadische Besteller-Autorin und Bloggerin Kelly Oxford. Auf ihrem Twitter-Account forderte sie ihre mehr als 700.000 Follower auf, deren Geschichten über sexuelle Belästigung zu teilen, unter dem Hashtag #notokay: „Ich mach den Anfang: Ein alter Mann greift im Stadtbus nach meiner ‚Pussy‘ und lächelt mich dabei an, ich bin zwölf Jahre alt.“ Wie groß die Reaktionen auf ihren Aufruf ausfallen würde, ahnte sie aber wohl selbst nicht. Bereits am Samstag erhielt Oxford mehr als 50 Geschichten von Frauen, die über ihre Erlebnisse mit sexueller Belästigung sprachen – wohlgemerkt 50 Geschichten pro Minute. (FAZ, Tagesspiegel) Trump-Anhänger reagieren auch auf „Grab her by the pussy“. Sie basteln Schilder mit „Don’t be a pussy, vote for Trump“ oder „Better to grab a pussy than to be one“ (ZETT).Trumps Frau Melania verteidigt ihren Mann („Gespräch unter Jungs“) (vgl. FR)Michelle Obama verurteilt Trumps sexistische und frauenverachtende Äußerungen (DerWesten)Interssanterweise gibt es parallel zu dieser Debatte auch einen #SchweizerAufschrei (vgl. Berner Zeitung, BAZ, Geschichten der Gegenwart); Hier sieht die rechtspopulistische „Junge SVP“ allerdings in den Übergriffen „nur Komplimente“ (Blick); „Weltwoche“-Chef Roger Köppel kommentiert: Trumps «Grab them by the pussy» sei halt die Art, wie Männer sich in Herrenrunden oder Umkleidekabinen unterhalten. Und Frauen seien sicher noch viel extremer, wenn sie über Männer sprechen (Tagesanzeiger).
„Verharmlosung des Sexismus war schon sein erster Sieg“
sagt, zurecht, Elisabeth Wehling, Professorin für Neurolinguistik an der Universität Berkley. Sie befasst sich unter anderem damit, wie mit Sprache politische Debatten gesteuert werden können – ein sehr interessantes Interview bei SRF (vgl. Kommentar taz).
Soziologe zu Belästigungsvorwürfen gegen Trump: Sexuelle Übergriffe als Ausdruck von Männlichkeit
Gleichstellungspolitik hin oder her – es gibt nach wie vor einen „Bodensatz“ von Sexismus in der Gesellschaft, meint Rolf Pohl, Professor für Soziologie an der Universität Hannover. „In bestimmten Milieus gehört das offensichtlich zu der Art, wie Männlichkeit zur Darstellung gebracht wird oder sich zum Ausdruck bringt und sich das Recht herausnimmt und glaubt, sexuelle Anmache bis Übergriffigkeit und so weiter gehört offensichtlich dazu“, sagte der Männlichkeitsforscher im Deutschlandradio Kultur. Dass sich Republikaner von Trump mit dem Argument distanzierten, dieser habe jetzt eine rote Linie überschritten, nachdem immer mehr Frauen Trump sexuelle Belästigung vorwarfen, nannte Pohl „heuchlerisch“. Bei den Republikanern werde Sexualität „offensichtlich tabuisiert“, betonte Pohl. Gleichzeitig verträten die Republikaner ein sehr konservatives Frauen- und Familienprogramm und hätten es am liebsten, wenn Frauen wieder zu Hause blieben (Deutschlandradiokultur).
Der lesbische Aufschrei – doch «vielen Schwulen ist dieser Sexismus nicht bewusst»
Die Statements der Lesbenorganisation Schweiz sind happig: „Wir haben genug von Schwulen, die sich in Anwesenheit von Frauen vulgär ausdrücken und abfällige Kommentare zu weiblichen Genitalien machen. Wir haben genug von Schwulen, die Frauen anfassen und den Mangel an Respekt vor der körperlichen Integrität relativieren und legitimieren mit der Tatsache, dass sie schwul seien.“ (Aargauer Zeitung)
Keine Gesellschaft ohne sexistische Reste
Geschlechter-Stereotypen sind hartnäckig: Die Voraussetzungen für Männer und Frauen in der Gesellschaft und ihr Umgang miteinander werden immer wieder diskutiert. Nur so ändern sie sich. Sexismus hat zwei wesentliche Aspekte. Erstens geht es um eine Struktur – um biologistische oder religiöse Vorurteile, die dazu führen, dass Menschen wegen ihres Geschlechts abgewertet und diskriminiert werden. Das kann zum Ausschluss von Frauen aus bestimmten beruflichen oder gesellschaftlichen Gruppen führen, etwa zum Vorenthalten des Wahlrechts oder des Rechts auf Bildung. Außerdem kann es zum Beispiel dazu beitragen, dass Frauen für die gleiche Arbeitsleistung weniger Lohn als Männer erhalten. So hieß es lange, Frauen könnten kein Flugzeug steuern, da sie, etwa wegen hormoneller Schwankungen, unzuverlässiger seien. Vielfach wurde das widerlegt. Zweitens geht es um individuelles und kollektives Verhalten, um Haltungen, die auf Stereotypen gegenüber einem Geschlecht basieren. Donald Trumps Verbalattacken gegen kompetente Frauen sind dafür ebenso ein sprechendes Exempel wie seine Vorliebe für weibliche Models. Ähnlich funktionieren oft noch veraltete Bilder, die Frauen in Kategorien von entweder Hexen und Huren oder Heiligen und Grazien einsortieren (Tagesspiegel)
Sexismus auf YouTube: „Was?? Die hat so ’nen Vorbau?“
Deutschlands YouTuber sind Idole für Millionen junger Fans. Doch selbst Stars der Szene stützen ihren Ruhm auf die Verbreitung plumper Geschlechterklischees oder definieren Altherrenwitze als Jugendkultur. Klickt man sich durch die meistabonnierten deutschsprachigen Kanäle, wird man überschwemmt von zweideutigen Anspielungen, Junge-Mädchen-Klischees und sexistischen Inhalten. Mädchen sollten nicht zu freizügig sein und sich lieber zieren beim Sex, weil sie sonst ihren Wert verlieren. Nervig auch, dass viele von ihnen klammern und sich nach dem ersten Date verlieben. Sie sind fleißig und schön und brauchen viele Schminktipps, Jungs sind wild. „Es ist gefährlich, wenn auf YouTube uralte Geschlechterklischees gefeiert werden, die plötzlich Teil der Jugendkultur sind. Sexismus ist kein neues Phänomen, aber auf YouTube fängt alles wieder von vorne an“, sagt YouTuberin und Produzentin Marie Meimberg, die das Phänomen schon öffentlich kritisiert hat. „Die Liste an YouTubern, die problematische Inhalte machen, ist sehr lang. Extrem viele Videos sind Teil des Problems.“ (Spiegel).
Ein wütender Brief an die Frauen, die Opfer von Sexismus verhöhnen
Es ist eine offene Schlammschlacht, die an Absurdität nicht zu übertreffen ist: Eine Politikerin prangert Sexismus in ihrer Partei an und wird daraufhin von Menschen ihres eigenen Geschlechts beschimpft und verhöhnt. Jenna Behrends heißt die Frau, die es gewagt hat, sich öffentlich negativ über die CDU und den dort vorherrschenden Sexismus zu äußern. Der Fall machte Schlagzeilen, doch statt Unterstützung und Sicherheit aus den eigenen Reihen zu erfahren, gerät die Politikerin nun selbst in die Schusslinie. rauen aus der eigenen Partei, aber auch die selbsternannte „feminine Feministin“ Birgit Kelle, werfen Behrends unter anderem vor, Sexismus nur zur Instrumentalisierung zu nutzen, um sich ins Rampenlicht drängen zu können. Jenna Behrends sei kein echtes Opfer von Sexismus, heißt es unter anderem, und verhöhne damit die Frauen, die tatsächlich betroffen seien. Was wahr ist und welche Aussagen gelogen sind, wissen in diesem konkreten Fall wohl nur die betroffenen Personen selbst. Als Außenstehender den Überblick zu behalten, ist nahezu unmöglich. Ich zumindest möchte kein konkretes Urteil darüber fällen müssen, ob die gegenseitigen Anschuldigungen gerechtfertigt sind oder nicht. Dennoch stört mich an dieser öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht etwas, nämlich die einfache, bloße Tatsache, dass sich hier Frauen gegen Frauen stellen, statt sich mit ihnen zu solidarisieren. Nahezu jede Frau ist bereits Opfer von Sexismus geworden und hat meiner Meinung nach das Recht, darüber zu sprechen (Huffington Post, vgl. heise.de).
Sexismus im tschechischen Fußball: Über die rote Linie
Nachdem eine Linienrichterin bei einem Erstligaspiel zwischen dem tschechischen Fast-Dauermeister Sparta Prag und dem FC Zbrojovka Brünn ein Abseits nicht als solches erkannt hatte und dadurch ein Ausgleichstor der Brünner ermöglichte, griffen Spartas Torhüter Tomas Koubek und Mittelfeldspeiler Lukas Vacha tief in die sexistische Mottenkiste: Linienrichterin Lucie Ratajová solle gefälligst zurück an den Herd, twitterte Vacha nach dem Spiel, das 3:3 endete. Nachdem die Emotionen über den, durch die Fehlentscheidung unglücklich verlorenen Punkt etwas abgekühlt waren und stattdessen über die Sprüche der beiden Fußballer hochkochten, haben sie ihre, zugegebenermaßen nicht besonders originellen Herdsprüche zurückgenommen. „Ich habe gleich nach dem Spiel einen Satz gesagt, der mir leid tut und für den ich mich bei allen Frauen entschuldigen möchte“, sagte Koubek und postete sicherheitshalber ein Foto seiner Frau und seiner Tochter auf Facebook. Der Fußballklub Sparta Prag selbst hat sich schon eine durchaus originelle Strafe für die beiden einfallen lassen: Sie sollen zu Botschaftern der tschechischen Frauenfußball-Liga werden und mit dem Frauenfußball-Team von Sparta zusammen trainieren, um dort ihre Meinung revidieren zu können (taz).
8-jährige Daisy Edmonds ärgert sich im Supermarkt
„Warum sollten Jungs und Mädchen unterschiedliche Kleidung tragen?“, fragt sich die 8-jährige Daisy Edmonds und hängt in einer Supermarktkette in England die Kleidung in der Kinderabteilung um. „Jeder denkt, dass Mädchen nur hübsch sein sollen und Jungs draufgängerisch“, sagt sie weiter. Ihre Mutter hält auf Kamera fest, über was sich Daisy aufregt: Sie zeigt auf T-Shirts mit unterschiedlichen Prints. Auf pinkfarbenen Shirts steht so etwas wie „beautiful“ (schön) und auf grünen „wild“ (wild). Daisy gefällt die Kategorisierung für Jungen und Mädchen nicht und spricht damit als 8-Jährige eine Sexismus-Debatte an, für die sich die englische Supermarktkette mittlerweile öffentlich auf Facebook entschuldigt hat (celepedia).
Homo- und Transfeindlichkeit
„Homosexuelle in der AfD“ machen Selbsthass zum Programm
In neuen „Leitlinien“ sprechen sich Mirko Welsch & Co. gegen die Ehe für alle, schulische Coming-out-Unterstützung oder den Begriff „Homophobie“ aus. Die „Bundesinteressengemeinschaft Homosexuelle in der AfD“ hat am Montag „Leitlinien“ (PDF) ihrer „Arbeit“ veröffentlicht, die sie am 2. Oktober bei einem Bundestreffen verabschiedet hat – laut Präambel im „Bewusstsein unserer Verantwortung vor Gott, Deutschland, den Menschen und unserer Partei“. „Wir erteilen jedem Vereinnahmungsversuch der Homo-, Bi-, Inter- und Transsexuellen durch den linken Zeitgeist eine klare Absage und bekennen uns zu den Werten des Rechtsstaates und Positionen der Alternative für Deutschland“, heißt es in der Präambel des Papiers der rechtspopulistischen Gruppierung. Als „Vertreter der bürgerlichen, konservativen und liberalen Homosexuellen“ bekämpfe man alle gegen Homosexuelle gerichteten Bedrohungen und bekenne sich zum „demokratischen Diskurs“. Zur Beruhigung heterosexueller Parteimitglieder wird noch betont: „Schwulen und Lesben liegt Deutschland genau so sehr am Herzen, wie jedem anderen liebenden Menschen mit einem Bezug zu Familie, Heimat und Nation“ – später spricht sich das Programm für ein „Europa der Vaterländer statt den Ruin Europas durch die EU“ aus oder für eine „deutsche Leitkultur“ im „Kampf gegen islamistische Orthodoxie“ (queer.de).
»Eins gilt sowieso: Kein Sex mit Nazis!«
Die AfD ist homophob und benutzt als Feigenblatt eine Arbeitsgemeinschaft von Homosexuellen. Ein Gespräch mit Jasper Prigge. Aber woher rührt der Hass vieler AfD-Politiker auf Homo- und Transsexuelle?„Die Trieb- und Sexualunterdrückung ist für extrem rechte Organisationen notwendiger Bestandteil ihrer Ideologie. Wer die Sexualität eines Menschen bricht, zerstört seine Individualität und macht ihn zum guten Untertan. Am Ende steht der gesunde, von allem Unreinen befreite »Volkskörper«. Von daher ist es logisch, dass die AfD gegen Schwule und Lesben, gegen Sexualaufklärung und Emanzipation ankämpft. Die von Parteichefin Frauke Petry geforderte positive Besetzung des »Völkischen« gehört zu dieser Strategie.“ (jungeWelt)
Homophobe Angriffe seit Brexit verdoppelt
Die Brexit-Kampagne war stark von rassistischen Ressentiments geprägt. Doch auf die Hemmschwelle für homophobe Übergriffe ist dadurch spürbar gesunken. Die Zahl homophober Angriffe hat sich laut einem Bericht des britischen Guardian nach dem Brexit mehr als verdoppelt. In den drei Monaten nach dem Referendum haben demnach Verbrechen gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT) um 147 Prozent zugenommen (ZEIT).
Football Pride Week in Berlin
Homophobie im Fußball, darum geht es in diesen Tagen bei der „Football Pride Week“ in Berlin. Ab Freitag treffen sich Fans aus aller Welt zum ersten Mal, um über Schwulenhass und Diskriminierung im Fußball zu diskutieren. Es gibt jede Menge zu tun. (rbb)Der Einsatz der Football Pride Week erinnert an den Kampf gegen Rassismus aus den 90ern. Daran müsse man sich orientieren, sagte die Organisatoren (Deutschlandfunk)Fan-Aktivist Christian Rudolph von den „Fußballfans gegen Homophobie“ im nd-Interview: Den Kampf gegen Homophobie in Stadien leisten Fans, nicht die Vereine. Er beklagt auch: Viele Vereine blieben der Konferenz fern (Presseportal).Football Pride Week in Berlin: Die Organisatoren Christian Rudolph und Conrad Lippert über Homophobie im Fußball, desinteressierte Vereine, Benachteiligung im Frauenfußball und die WM in Russland (Tagesspiegel, vgl. taz)Der DFB zeichnet die „Fußballfans gegen Homophobie“ mit dem Julius-Hirsch-Preis aus (Berliner Zeitung)
Eishockey: Die Berliner Eisbären setzen ein Zeichen gegen Homophobie
Die Eisbären Berlin, seit Juli 2016 zusammen mit vielen bekannten Firmen und Institutionen Mitglied im Bündnis gegen Homophobie, engagieren sich immer sichtbarer gegen Homosexuellenfeindlichkeit im Eishockey. Als erster deutscher Eishockeyclub tragen die Spieler auf ihren Warmlauf-Jerseys das Logo des Bündnisses gegen Homophobie. Zudem schmückte ein Regenbogenlogo mit dem diesjährigen Bündnis-Motto „Vielfalt ist grenzenlos“ während der gestrigen Partie gegen die Krefeld Pinguine die Helme der Spieler. Auch die Fans lässt das Thema nicht kalt. Im Match gegen die Pinguine organisierte eine engagierte Fangruppierung eine Regenbogen-Choreographie mit dem Motto „Love is Love”. (m-maenner.de)
Verein Hertha BSC zeigt eigenen homophoben Fans den Regenbogen
Hertha zeigt homophoben Fans den Regenbogen: Vor dem Anpfiff gegen St. Pauli trugen die Hertha-Profis am Dienstag ein Aufwärmtrikot mit der regenbogenbunten Aufschrift „Toleranz“ – eine Reaktion auf das homophobe Fanbanner vom Wochenende. Beim Spiel gegen Köln war am Samstag in der Hertha-Fankurve das Transparent „WH’96: Lieber eine Mutter als zwei Väter“ gezeigt worden. Dieses etwa dreißig Meter lange Banner richtete sich gegen den 1996 gegründeten FC-Fanclub „Wilde Horde“ und war offenbar als Anspielung auf Kölns Image als homofreundliche Stadt gedacht (Berliner Morgenpost, queer.de).
Boris Palmer weißt Homophobie-Vorwürfe ohne Einsicht zurück
Tübingens grüner Oberbürgermeister hat auf den Offenen Brief von QueerGrün Berlin reagiert – uneinsichtig und mit neuen Vorwürfen. Die Diskussion dreht sich im Kreis: Nach wie vor verwahrt sich Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer vehement dagegen, dass sein Lob der heterosexuellen Mehrheit und Gebärfreudigkeit auch nur im Ansatz homophob sein könnte – und teilt gleichzeitig kräftig gegen seine Kritiker aus. Noch am Freitag hat der 44-Jährige mit einer „Offenen Antwort“ auf Facebook auf einen Offenen Brief der Berliner LAG QueerGrün vom selben Tag reagiert. Diese hatte Palmers Kommentare der letzten Tage als „verletzend, unangebracht und fern jedem grünen Debattenstand und Diskurs“ kritisiert – und sich einen echten Dialog außerhalb von Facebook gewünscht. Der hatte u.a. geschrieben, er wolle „nicht als homophob bezeichnet werden, wenn ich es ganz gut finde, dass die Mehrheit nicht homosexuell ist“ (queer.de, vgl. blu.fm).
Wegen Homophobie: Schottisches Luxus-Hotel verliert seine fünf Sterne
Die schottische Tourismusbehörde VisitScotland hat Aberdeens Luxushotel „The Marcliffe“ in der vergangenen Woche den Fünf-Sterne-Status aberkannt. Grund sind homophobe Äußerungen, die Besitzer Stewart Spence eine Woche zuvor bei einer Rede vor dem Hospitality Industry Trust Scotland machte. „Ich bin keine Schwuchtel (‚poof‘). Ich habe nie eine Schwuchtel angestellt und werde es nie tun“, hatte der Freund von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump Augenzeugen zufolge vor den perplexen Gästen eines gemeinsamen Abendessens gesagt (queer.de).
Homophobie im Netz: Ein Foto, Tausende Hass-Kommentare
Maurice hat ein Foto von sich und seinem Freund auf Facebook gepostet. Sie küssen sich. Vielen passt das nicht: Sie beleidigen das Paar aufs Übelste. Doch der 21-Jährige will das Foto nicht löschen. Zwei junge Männer, einer trägt einen weißen Adidas-Pullover, der andere eine rote Jacke und Turnbeutel, beide haben enge Jeans an. Sie küssen sich, die beiden sind frisch verliebt: Seit Anfang Oktober sind Maurice und Dominik ein Paar. Maurice, 21, hat das Foto auf Facebook hochgeladen. Öffentlich, jeder kann es sehen. Seit Montag haben über 20.000 Menschen es kommentiert. Darunter sind viele homophobe Anfeindungen. „Was haben eure Eltern falsch gemacht?“, „Hurensöhne“, „Wenn Hitler leben würde, wärt ihr nicht hier.“ „Ich war sehr erschrocken“, erzählt Maurice im Gespräch mit dbna. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass das heute noch so ein krasses Problem ist.“ Es fing ganz langsam an, sagt er, doch die Kommentare wurden immer böser, immer beleidigender, herablassender. Er will das Foto trotzdem nicht löschen. Und darf es auch gar nicht. „Enough Is Enough“, ein Aktionsbündnis gegen Homophobie und Hetze im Netz, hat Anzeige gegen viele Facebook-Nutzer wegen Beleidigung oder Volksverhetzung erstattet. Das Bild ist jetzt ein Beweismittel (dbna.de)
Baden-Württemberg: CDU zu homofreundlich: Funktionär wechselt zur AfD
In seiner Austrittserklärung beschwerte sich der Nordbadener CDU-Bezirksvorstand und „Demo für alle“-Redner Malte Kaufmann, dass er in der Union kein Gehör mehr finde. Der baden-württembergische CDU-Politiker Malte Kaufmann, bislang Mitglied u.a des Bezirksvorstands Nordbaden und des Kreisvorstands Rhein-Neckar sowie Landesvorstand der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Baden-Württemberg, hat am 30. September sein Parteibuch zurückgegeben. Gleichzeitig kündigte der 39-Jährige in einer Videobotschaft an, einen Aufnahmeantrag bei der AFD zu stellen: „Ich habe mich ausgiebig mit den Grundsätzen der Partei befasst und stelle fest, dass diese meinen politischen Überzeugungen entsprechen.“ Seinen CDU-Austritt begründete Kaufmann überwiegend mit einer angeblich zu LGBTI-freundlichen Politik der Union. „Ich habe mich mit Leidenschaft als Bündnispartner der ‚Demo für alle‘ engagiert“, heißt es in seiner von der AfD weiterverbreiteten Erklärung. „In der CDU gab es dafür allerdings wenig Unterstützung. Im Gegenteil, Anträge auf Streichung von Staatsgeldern für Genderlehrstühle finden bei der Parteiführung kein Gehör.“ (queer.de).
Gender
Frankreich: Zehntausende protestieren in Paris gegen Homo-Ehe
Seit 2013 sind gleichgeschlechtliche Ehen in Frankreich legal. Gegner des Gesetzes wollen ihren Protest nun wiederbeleben – und zum Thema im Wahlkampf machen. Zehntausende Menschen haben in Paris für die Wiederabschaffung der Homo-Ehe demonstriert. Sie riefen die Kandidaten für die französische Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr dazu auf, sich für „traditionelle Familienwerte“ einzusetzen. An dem Protestmarsch durch die gutbürgerlichen Viertel der französischen Hauptstadt nahmen nach Angaben der Polizei 24.000 Menschen teil, die Organisatoren sprachen hingegen von 200.000 Teilnehmern (ZEIT).
Zögerliches Kultusministerium: Wie sollte die Sexualerziehung an Bayerns Schulen aussehen?
Die einen Eltern wollen eine umfassende Aufklärung, anderen wäre es lieber, der Staat würde sich raushalten. Bayern sucht noch nach einem neuen Kurs für die Sexualerziehung in der Schule, überarbeitete Richtlinien lassen auf sich warten (BR, vgl. queer.de)
„Hessen“: „Demo für alle“ gegen neuen Lehrplan für Sexualerziehung trifft auf breiten Protest
In Wiesbaden demonstrieren 1.000 Menschen mit der „Demo für alle“ gegen sexuelle Vielfalt und einen neuen Lehrplan für Sexualerziehung – darunter mutmaßlich muslimische Frauen mit Kopftüchern und Neonazis (FR). Den Segen zur homofeindlichen Demonstration hatte der katholische Bischof von Fulda gegeben. Der Landeselternbeirat will zwar nicht die „Demo für alle“ unterstützen, kritisiert aber den neuen Lehrplan: Man wolle zwar „Toleranz“, aber nicht „Akzeptanz“ (Hessenschau). Da sollten die Eltern wohl besser auf ihre Kinder hören. Denn zu den Unterstützern des Lehrplans zählt neben der Lehrergewerkschaft GEW unter anderem auch die Vertretung der Schülerinnen und Schüler aus Wiesbaden: „Der StadtschülerInnenrat befürwortet den neuen Lehrplan Sexualerziehung und steht für ein Weltbild, in dem niemand aufgrund seiner Sexualität oder seines Geschlechts diskriminiert wird“, heißt es in einer Erklärung des Gremiums. Die Anhänger der „Demo für alle“ würden Ängste und Hass gegenüber der LGBTI-Community schüren. „Dies werden wir nicht hinnehmen“, so der Vorstand, der 19 Schulen vertritt und zur Teilnahme an der Gegenkundgebung aufruft. Auch die Jugendorganisation der evangelischen Kirche stellt sich hinter den Lehrplan: „Die Ev. Jugend in Hessen und Nassau e.V. unterstützt den Aufruf vom Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt – gegen Diskriminierung und Ausgrenzung zur bunten Demonstration und möchte so gemeinsam mit vielen Organisationen ein Zeichen setzten!!!“ teilten die jungen Christen am Donnerstag auf ihrer Facebook-Seite mit (queer.de). 2.000 protestieren in Wiesbaden gegen die „Demo für alle“. (Hintergrund: FR).
Gender Gap Report: Weltweite Gleichstellung erst in 170 Jahren
Männer und Frauen haben noch immer nicht dieselben Chancen, wenn es um Bildung, Gesundheit und Einkommen geht. Die Lücke schließt sich nur langsam. Der Weg bis zur Gleichstellung von Männern und Frauen ist lang – und er wird immer länger. Das geht aus dem Gender Gap Report hervor, den das Weltwirtschaftsforum veröffentlicht hat. Im derzeitigen Tempo wird es noch 170 Jahre dauern, bis Frauen und Männer dieselben Chancen erhalten. Vergangenes Jahr hatten die Experten noch mit 118 Jahren gerechnet. Der Bericht des Weltwirtschaftsforums bewertet jedes Jahr den weltweiten Stand der Gleichstellung zwischen Mann und Frau in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Lebenserwartung, wirtschaftliche Chancen und politische Beteiligung. Einige Werte haben sich gehalten beziehungsweise verbessert: Im Bereich Gesundheit ist die Gleichstellung laut Bericht in den 144 untersuchten Ländern zu 96 Prozent verwirklicht, im Bereich Bildung zu 95 Prozent. Hier gehen die Autoren davon aus, dass die weltweite Gleichstellung in zehn Jahren erreicht sein kann. Schlecht sieht es bei politischer Beteiligung und wirtschaftlicher Gleichstellung aus (ZEIT).
Papst gegen Gender-Theorie: „Ein Weltkrieg, um die Ehe zu zerstören“
Papst Franziskus hat auf seiner Reise durch den Kaukasus die Gender-Theorie als „Feind der Ehe“ bezeichnet. „Es gibt heute einen Weltkrieg, um die Ehe zu zerstören“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche italienischen Medienberichten zufolge. „Aber sie wird nicht mit Waffen zerstört“, zitiert ihn etwa der „Corriere della Sera“, „man zerstört sie mit Ideen.“ „Die Ehe ist die schönste Sache, die Gott geschaffen hat“, sagte der Geistliche laut der Zeitung „La Repubblica“ zur Begründung. Er sprach über die „ideologischen Kolonisationen“, wie er die Gender-Theorie nannte, in einer Kirche im georgischen Tiflis. Dort beantwortete er bei einem Treffen mit Priestern und Priesteramtsanwärtern die Fragen gläubiger Katholiken in dem mehrheitlich christlich-orthodoxen Land (Spiegel).
Mehr Menschenfeindlichkeit aktuell, Oktober 2016:
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