Rassistische Gewalt und Übergriffe
In der Nähe von Plauen (Sachsen) soll ein Deutscher einen jungen Afghanen krankenhausreif geprügelt haben. Zuvor habe der betrunkene Mann den 15-Jährigen und zwei syrische Begleiter in einem Zug beleidigt und ihnen dabei den Hitlergruß gezeigt. Das teilte die Bundespolizei mit. Die Ermittler stuften die Tat des 31-Jährigen als rassistischenAngriff ein. (RP Online)
Bei einem rassistischen Zwischenfall ist in Eisenach ein 58 Jahre alter Liberianer beleidigt und verletzt worden. Der Mann wollte auf sein Fahrrad steigen, als einer von drei Unbekannten das Rad am Sattel festhielt und anhob, wie die Polizei mitteilte. Während des Vorfalls kam der 58-Jährige zu Fall und verletzte sich leicht. Zudem wurde er von den drei Unbekannten massiv beleidigt. Sie benutzten dabei laut Polizeibericht Parolen wie: „Ausländer raus“, „Wir brauchen keine Ausländer“ und „Nigger“. (Thüringen24)
Ein afghanischer Asylbewerber ist in einer S-Bahn im Landkreis Ludwigsburg bei Stuttgart von zwei Fahrgästen angegriffen und dabei schwer am Kopf verletzt worden. Bei den beiden Angreifern handelt es sich nach Angaben der „Stuttgarter Nachrichten“ offenbar um eine 28 Jahre alte Frau und ihren 40 Jahre alten Begleiter. Beide sollen dem Bericht nach zu urteilen betrunken gewesen sein. (Focus Online)
Aus einer Gruppe von sieben unbekannten Männern heraus wurde ein 18-Jähriger aus dem Benin geschlagen und getreten. Der junge Mann fuhr mit der Bahn durch die Dresdner Nacht. An einer Haltestelle stieg eine siebenköpfige Gruppe zu. Einer von ihnen setzte sich zu dem 18-Jährigen und fing an, ihn aufgrund seiner Herkunft zu beleidigen. Der junge Westafrikaner wollte daraufhin die Straßenbahn verlassen. Kurz darauf erhielt er einen Schlag in den Nacken. Als er schließlich ausstieg, folgten ihm die Männer. Im weiteren Verlauf erhielt er abermals Schläge und Tritte. Erst als er in eine neue Straßenbahn stieg, ließen die Täter von ihm ab. Die Dresdner Kriminalpolizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung . (Sachsen Fernsehen)
Sechs Anhänger des Fußballclubs Rot-Weiss Essen sollen in einem Zug rassistische Parolen gerufen haben. Wie die Polizei mitteilte, sollen sie auf dem Rückweg vom Spiel gegen Viktoria Köln mehrere Zugreisende wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft rassistisch beleidigt haben. Die Männer im Alter von 17 bis 47, die in Hamm und Köln wohnen, wurden daraufhin in Dortmund von der Bundespolizei aus dem Zug geholt und überprüft. Als Anstifter machte die Polizei nach eigenen Angaben einen 45-Jährigen aus. Zu den Vorwürfen schwiegen alle sechs Männer. Gegen sie wird nun wegen Volksverhetzung ermittelt. (WAZ)
Drei angetrunkene Besucher eines Volksfestes waren in ein Heim für minderjährige Flüchtlinge im thüringischen Apolda eingedrungen und mit den Bewohnern gewaltsam aneinandergeraten. Zwei von ihnen seien als Rechtsradikale bekannt, sagte eine Polizeisprecherin. Gegen das Trio werde wegen Landfriedensbruchs ermittelt. (Handelsblatt)
Nach der Brandstiftung an der Fassade einer noch nicht bewohnten Asylbewerberunterkunft am Bodensee geht die Polizei von einem rassistischen Motiv aus. Durch das Feuer war an dem Neubau in Tettnang ein Schaden von etwa 50 000 Euro entstanden. Bereits in der Nacht zuvor habe ein Unbekannter vergeblich versucht, die Fassade in Brand zu stecken. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich in beiden Fällen um dieselbe Person handelt. Auch bei einem Schwelbrand an einer benachbarten Unterkunft drei Nächte zuvor könnte demnach die Ursache Brandstiftung sein. (Südwest Presse)
Schwarze Haare, dunkle Augen. Das sind nach Auffassung von TV-Reporter Arman Behpournia (30) die einzigen Gründe, warum er auf der Wahlparty der rechtsnationalen Partei FPÖ erst verbal, dann körperlich angegriffen wurde. Er stellte Strafanzeige bei der Polizei, legte nach eigenen Angaben Bilder vor, die den Angreifer zeigen. (BILD)
Aufgrund von rassistischen Äußerungen hat die Stadtverwaltung vier Mitarbeiter des Wormser Ordnungsamtes fristlos entlassen. Dies teilte eine Sprecherin des Mainzer Arbeitsgerichts mit. Es war das erste Mal, das der Grund für die Kündigungen öffentlich genannt wurde. (Wormser Zeitung)
Hakenkreuze, SS-Runen und rassistische Parolen wurden im Bereich einer Baustelle in Baienfurt (Baden-Württemberg) aufgesprüht. Der bislang unbekannte Täter hat mehrere Werbebanner an einem Bauzaun einer Baustelle in der Römerstraße aufgebracht. Auf den Bannern wird nach Polizeiangaben darauf hingewiesen, dass im Auftrag der Gemeinde ein Wohnhaus für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen entsteht. (Südkurier)
Rassismus in der Gesellschaft
Die Debatte um das gute Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl vor allem im Osten der Republik hält an. Die amtierende Bundesratspräsidentin Malu Dreyer (SPD) warnte davor, den Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl als Problem des Ostens zu bewerten. „Natürlich ist das Ergebnis der Bundestagswahl schmerzlich. Aber ich halte es für verfehlt, daraus eine Debatte zu machen, ob der Osten und der Westen richtig zusammengewachsen sind“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Für den Aufstieg der Rechtspopulisten gebe es keine eindimensionalen Erklärungen. (MiGAZIN)
Wie kommt es, dass islamistische Gewalt immer als systematisch beschrieben wird, rechte Gewalt aber als individueller Akt? Die Antwort liegt in der Allgegenwärtigkeit des Rassismus. Eine entscheidende Frage dieser Tage ist, gerade nach dem Wahlerfolg der AfD, wie der Rassismus in die Gesellschaft kommt. Oder genauer, wie die Gesellschaft Rassismus schafft, duldet oder fördert. (Spiegel Online)
Was die AfD stark macht ist nicht die Forderung der LINKEN nach offenen Grenzen für Menschen in Not, sondern der grassierende Rassismus, vor allem gegen Muslime und Geflüchtete. Wir widersprechen einer von Oskar Lafontaine und anderen nahegelegten Annahme, dass Rassismus eine »natürliche« Reaktion von Einheimischen auf hohe Einwanderungsbewegungen in Krisenzeiten sei und die Haltung »Flüchtlinge willkommen« die Arbeiterklasse überfordere und von der LINKEN verprelle. (neues deutschland)
Flüchtlinge, die auf Wohnungssuche gehen könnten, werden oft nicht mal zu Besichtigungsterminen zugelassen – obwohl die Wohnung frei ist. Das haben verdeckte Tests des säschsischen Antidiskriminierungsbüros (ADB) ergeben. „Rassismus ist Realität auf dem Wohnungsmarkt – trotz eines klaren Diskriminierungsverbotes“, sagt Sotiria Midelia, die Geschäftsführerin der Nichtregierungsorganisation. Ihre Kollegen hätten mehrfach den Satz zu hören bekommen: „Dem Eigentümer wäre eine Person mit deutschem Pass lieber.“ (Sächsische Zeitung)
Polizei und Rassismus
Eine Konferenz in Leipzig schlägt nachträglich hohe Wellen. Zwei Teilnehmer, die aus Kamerun stammen und in Deutschland leben, waren während der dreitägigen Konferenz in der Wohnung einer Tagesmutter untergebracht, die dort unter der Woche Kleinkinder betreut. Nachbarn kamen die Gäste aber offenbar suspekt vor, weshalb sie die Polizei riefen. Die Beamten klingelten die Gäste aus dem Schlaf und gingen dabei recht grob vor – einem der Gäste legten sie sogar Handschellen an. Das hat nun ein öffentliches Nachspiel. „Mich hat schockiert, dass die Polizisten sofort Gewalt angewendet haben, obwohl wir nur Schlafanzüge trugen und ganz offensichtlich nicht gefährlich waren.“, sagte einer der zwei Betroffenen. Beide beteuern, ruhig reagiert und sich gesprächsbereit gezeigt zu haben. Erst nachdem die Organisatoren der Konferenz herbeigerufen wurden und mit den Polizisten sprechen konnten, seien die Gäste in Ruhe gelassen worden, und die Polizei verließ den Ort, heißt es. Das Organisationsteam der Konferenz spricht von rassistisch motivierter Polizeigewalt. „Wir sind empört, weil es wegen Alltagsrassismus und Polizeigewalt unmöglich war, ungestört die Zusammenhänge von Migration, selbstbestimmter Entwicklung und ökologischer Krise zu diskutieren und konkrete Handlungsmöglichkeiten zu besprechen“, klagt Matthias Schmelzer vom Konzeptwerk Neue Ökonomie in einer Presseerklärung. (taz, Focus)
Rassismus und Fußball
Eine bemerkenswerte Aktion der Fußballer von Hertha BSC hat ein weltweites Echo ausgelöst. Als erstes Bundesliga-Team schlossen sich die Berliner kollektiv dem Kniefall-Protest amerikanischer Athleten an und legten mit starken Worten gegen Rassismus nach. Die Idee dazu habe die komplette Mannschaft gehabt, berichtete Salomon Kalou anschließend. „Als Hertha kämpfen wir immer gegen Rassismus“, betonte der Ivorer. „Dass wir uns hinknien, ist für uns ein Weg, dieses Verhalten zu bekämpfen. Es sollte nicht im Sport existieren. Nicht in der NFL und nicht im Fußball, in keinem Sport – Punkt. Wir können dabei ein gutes Beispiel abgeben.“ (taz)
Der Fußball ist inzwischen aufs Kleinste geregelt. Schiedsrichter, Torlinientechnik, Videobeweise sorgen für ein faires Spiel. Doch Fußballer Kevin-Prince Boateng geht das nicht weit genug. Er fordert Videobeweise bei rassistischen Vorfällen in Fußballstadien. „Wir schreiben das Jahr 2017 und haben immer noch keinen Weg gefunden, dagegen vorzugehen“, sagte Kevin-Prince Boateng in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“. (Welt)
Tabellenführer Fortuna Düsseldorf setzte bei einem Heimspiel ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung. Der Club trug Sondertrikots mit dem Schriftzug «Gegen rechts». Zudem waren rund um das Spiel weitere Aktionen geplant. «Mit der deutlichen Botschaft «Gegen rechts» positionieren wir uns klar gegen Ausgrenzung und Rassismus und für Toleranz und Vielfalt. Es gehört zu den Aufgaben eines Traditionsvereins, zu den wichtigen Themen in der Gesellschaft Stellung zu beziehen», erklärte Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer. (Welt)
Wegen rassistischer Gesänge ihrer Anhänger während des Champions-League-Spiels beim FC Chelsea droht AS Rom eine Strafe. Weil Fans Affenlaute imitiert hätten, habe die UEFA ein Disziplinarverfahren eröffnet, hieß es in einer Mitteilung. Die Laute sollen sich Medienberichten zufolge bei einem Spiel gegen den deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger gerichtet haben, der im Sommer von dem italienischen Hauptstadtclub zum FC Chelsea gewechselt war. (Stuttgarter Nachrichten)
Rassismus wird immer mehr zu einem pikanten Thema auf den Schwarzwälder Fußballplätzen. Innerhalb weniger Tage gab es gleich drei massive Vorwürfe, dass Zuschauer Spieler und Schiedsrichter unmissverständlich beleidigt hätten. „Es gab massive rassistische Beleidigungen gegen Spieler meiner Mannschaft“, sagte ein Trainer. Er sprach sogar von „Hetze und Hass“. (Südkurier)
Der Wiesseer TSV hat seit rund zwei Jahren auch einige Asylbewerber im Fußballteam aufgenommen. Für die Flüchtlinge eine gute Möglichkeit Sport zu treiben und sich gleichzeitig im Ort zu integrieren. Und auch die Mannschaft profitiert von den neuen Mitgliedern. So sehen die Sache jedoch offensichtlich nicht alle. Immer wieder haben die Spieler aus dem Senegal mit heftigen Anfeindungen zu kämpfen. „Das geht seit eineinhalb Jahren so. Was da auf dem Land teilweise an Rassismus läuft, ist Wahnsinn“, erklärt Trainer Jürgen Welker. (Tegernseer Stimme)
Hart durchgegriffen hat das Bezirkssportgericht Baden-Baden nach rassistischen Vorfällen in einem Spiel des FV Ötigheim II gegen den VFB Gaggenau II. Zwei Spieler wurden für neun Monate gesperrt. Einer hatte nach der Partie den Hitlergruß gezeigt und der andere einen dunkelhäutigen Spieler rassistisch beleidigt. Das Bezirkssportgericht hatte daraufhin ermittelt. Bei der Beleidigung kam das Gericht zu der Auffassung, dass dabei auch eine rassistische Gesinnung offenbart wurde. Bei den Urteilen sollte auch die fußballerische Null-Toleranz-Politik gegenüber Rassismus bekräftigt werden, hieß es in einer Mitteilung des Südbadischen Fußballverbandes. (baden online)
Die Fankurve des italienischen Fußball-Erstligisten Lazio Rom ist wegen rassistischer Gesänge für zwei Spiele gesperrt worden. Bei einem Heimspiel gegen Sassuolo waren die Gästespieler Claud Adjapong und Alfred Duncan beleidigt worden. Die Disziplinarkommission der Liga machte in ihrem Urteil rund 2000 Fans aus der Kurve für die Sprechchöre verantwortlich, die in der 31. und 77. Minute zu hören gewesen waren. Da Lazio in der Vergangenheit mehrfach wegen rassistischer Gesänge aufgefallen war, wurde die Curva Nord nun für mehrere Heimspiele gesperrt. (derStandard)
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