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Monatsüberblick September 2016 Homofeindlichkeit und Sexismus

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Die Berliner CDU-Politikerin Jenna Behrends stieß eine Debatte über Sexismus in der Politik an, die sie auch auf ihren Social Media Kanälen (hier Twitter) weiterführt. (Quelle: Screenshot Twitter, 06.10.2016)

Zusammengestellt von Simone Rafael 

Sexismus 

Eine junge CDU-Politikerin beschwert sich über Sexismus in der Partei – und bekommt dafür übliche Abwehr

Nach der Wahl des Abgeordnetenhauses in Berlin veröffentlicht die Berliner CDU-Politikerin Jenna Behrends einen Text bei „Edition F„: „Warum ich nicht mehr über den Sexismus in meiner Partei schweigen will“. Darin schreibt sie etwa: „Ich wollte ihr vom Abgeordneten erzählen, der besonders aktiv Gerüchte über meine angeblichen Affären verbreitetet , weil er mich offenbar als Konkurrenz sieht und Angst um seine erneute Kandidatur hat. Vom Senator, der auf einem Parteitag meine Tochter begrüßte: „Oh, eine kleine süße Maus.“ Der dann pausierte, mich ansah und fortfuhr: „Und eine große süße Maus.“ Derselbe Senator, der einen Kollegen aus dem Abgeordnetenhaus vor meiner Nominierung fragte: „Fickst du die?“.“ Also von Sexismus von der „niedlichen“ bis zur groben Form, der Männern in der Politik so einfach nicht passiert. Wenige Tage später sagte Jenna Behrends dem Tagesspiegel, gegen wen sie Vorwürfe erhebt: Frank Henkel, Innensenator und Berliner CDU-Parteichef. Er führt die Partei nach der Wahlniederlage am Sonntag derzeit kommissarisch und vertrat sie auch in den Sondierungsgesprächen mit der SPD in dieser Woche (vgl. ZEIT). Es folgt eine Debatte – über Sexismus in der CDU und eine Debatte über Sexismus in der Politik, nicht ohne die üblichen Abwehrmechanismen (Geltungssucht etc.) von männlichen und weiblichen Politiker_innen . Dabei sind Behrends Beispiele so eindeutig, dass es traurig ist, darüber überhaupt diskutieren zu müssen, statt zu sagen: Entschuldigung, stimmt, wir lassen das jetzt.(vgl. unterstützend z.B. Anne Wiezoreck im Deutschlandfunk, Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (FAZ), „Ich erlebe das nicht“ von Katja Suding (FDP) (Deutschlandfunk); Politikerinnen unter 35 anderer Parteien bestätigen ähnliche Erlebnisse, wollen aber lieber nicht öffentlich darüber sprechen (jetzt). (bento).

CDU-Generalsekretär Peter Tauber sprach sich angesichts der Debatte gegen Sexismus aus – zugleich steht er wegen eines Mobbing-Papiers gegen eine Kreisgeschäftsführerin der CDU in seinem Wahlkreis in der Kritik und weil er mit männlichen Parteikollegen darüber per Email diskutierte, ein unliebsame Vorsitzende der Frauen-Union zu verhindern und stattdessen eine Kollegin zu fördern, die weniger eigenen politischen Zielen im Wege stünde und die „zumindest optisch ein Gewinn“ sei  (Süddeutsche.de). 

Die Frauen-Union wiederum kritisierte derweil Jenna Behrends: Sie warf Behrends vor, ihre Reize stark eingesetzt zu haben. Außerdem soll die junge Politikerin offen über ein Verhältnis mit CDU-Generalsekretär Peter Tauber gesprochen haben. „Auf mich persönlich wirken ihre Vorwürfe äußerst verstörend. Ich empfinde Frau Behrends als eine zweifelhafte Persönlichkeit“, wird die aktuelle Vorsitzende Sandra Cegla in der B.Z. zitiert. Behrends habe Lügen und Unwahrheiten verbreitet. Sexismus, so Cegla, sei ihr in den vier Jahren, die sie in der Politik sei, nicht begegnet. Sie unterstellte Behrends Zerstörungswut und Geltungssucht (FAZZEIT, Kommentar bei bento). Schließlich gab es ein Krisentreffen mit dem Ausgang, das Thema Sexismus „ab sofort in Ruhe und in verschiedenen Gremien ausschließlich parteiintern zu diskutieren“ (Tagesspiegel). 

Cybermobbing und Sexismus: Der Selbstmord von Tiziana erschüttert Italien

Eine junge Frau erhängt sich, nachdem Sexvideos von ihr im Internet kursieren und sie öffentlich verspottet wird. In Italien löst ihr Tod eine Debatte über Machos, Frauenrollen und offenen Sexismus aus. Monatelang hatte sie gekämpft, am Ende sah Tiziana keinen Ausweg mehr. Die 31-Jährige erhängte sich in der Wohnung ihrer Eltern, verzweifelt und völlig am Ende. Sexvideos von der jungen Frau waren gegen ihren Willen im Internet veröffentlicht worden und hatten sich rasend schnell verbreitet. Den Spott und die Häme ertrug die Italienerin am Ende nicht mehr. Selbst eine Klage vor Gericht und ein neuer Name halfen Tiziana nicht zu entkommen. Der Tod der jungen Frau aus der Nähe von Neapel wird in Italien seit Tagen hitzig diskutiert und löste eine erneute Debatte über das Bild von Frauen und Sexismus aus. «Tiziana ist nicht wegen ihrer Leichtsinnigkeit gestorben oder wegen etwas, was sie getan hat, sondern weil das Verhältnis zur Sexualität in Italien unglaublich krankhaft ist», kritisierte der Schriftsteller Roberto Saviano. «Die Frau, die Spass am Sex hat, ist eine Prostituierte, der Mann ist ‹ein Guter›.» (nzz

19-Jährige macht aus Sexismus Kunst

Unter dem Motto „handle with care” hat die Künstlerin Röra Blue Bilder veröffentlicht, die darauf aufmerksam machen sollen, dass sexistische Sprüche uns noch viel zu oft in unserem Alltag begegnen. „Warum hast du dir denn deine Haare k?urz geschnitten, Jungs mögen doch lange Haare viel lieber.” Der erste Gedanke nach so einem Satz ist wohl: „Na und? Ist mir doch egal!”, aber oftmals bleibt es nicht dabei und unsere selbstbewusste Reaktion weicht dem „Mögen-die-Jungs-mich-jetzt-wirklich-weniger-Gedanken”?. Die Menschen, die einem so etwas sagen, haben meistens keine Idee davon was diese Sätze in Frauen (und Männern) auslösen können, denn nicht alle haben die mentale Stärke, so etwas? komplett auszublenden.  Manche Sprüche hat sich Röra Blue schon selbst anhören müssen. Andere wurden von ihren Followern an sie herangetragen. Sie hat alles in einer Bilderreihe visualisiert, die die Alltäglichkeit dieser Sprüche aufgreifen soll. Über Instagram hat sie dazu aufgerufen, dass die Nutzerinnen selbst alltägliche, sexistische Aussagen kommentieren sollen, die s?ie schon gehört haben??. Und da ist einiges zusammengekommen. „Du schlägst wie ein Mäd?chen“, „er ist nur blöd zu dir, weil er dich mag“ oder „lach doch mal, dann siehst du viel hübscher aus“ sind nur ein paar davon?. Diese Aussagen sind nicht nur unnötig, sondern teilweise auch richtig verletzend – und dennoch gehen sie vielen? sehr leicht von den Lippen. (Edition F

Sexismus: „Ich zeige meine Titten, wenn ich will“

Die Komikerin Amy Schumer wird während einer Show sexistisch beschimpft. Ihre souveräne Reaktion macht aufmerksam auf ein Problem, das viele Frauen in der Öffentlichkeit haben. Amy Schumer hat gerade erst angefangen mit ihrer Show in Stockholm, da wird sie schon unterbrochen. „Zeig uns deine Titten!“, ertönt es aus dem Publikum. Die Komikerin lässt den Störer ausfindig machen: Ein junger Mann, der nach eigenen Angaben ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ich liebe Muschis“ trägt. Schumer fängt an, ihn zu befragen:“Was machst du beruflich?“ Er arbeite im „Verkauf“, kommt es zurück. „Wie läuft das so?“, will Schumer wissen und fügt gleich hinzu, dass sie ihm seine Geschichte nicht „abkaufe“. Dann aber hat sie genug vom Smalltalk und stellt klar: „Wenn du noch einmal rumschreist, kannst du draußen auf dem Parkplatz ‚Zeig deine Titten‘ schreien.“ Und sie ergänzt: „Ich zeige meine Titten, wenn ich will“. Die Warnung scheint den Mann allerdings nicht abzuschrecken, denn nur ein paar Sekunden später wiederholt er seinen Spruch und wird von Sicherheitskräften aus dem Saal geführt. Amy Schumer erhielt für ihre souveräne Reaktion viel Zuspruch in den Medien und den sozialen Netzwerken. Wenn man zynisch sein wollte, könnte man anmerken, dass die 35-jährige ja auch schon recht viel Erfahrung mit sexistischen Beschimpfungen hat (Süddeutsche.de)

 

Wie Hillary Clinton mit Sexismus in der Politik umgeht

Hillary Clinton könnte schon bald die mächtigste Frau der Welt sein – wenn sie die US-Präsidentschaftswahl gewinnt. Schon jetzt gehört sie zu den bekanntesten und erfolgreichsten Politikerinnen in den USA. Und hat doch ein Imageproblem: Donald Trump nennt sie „Crooked Hillary“, berechnende Hillary, viele Amerikaner sehen sie als kühl, distanziert, unemotional. In einem ungewöhnlich persönlichem Interview mit dem Fotografen Brandon Stanton vom Blog Humans of New York sprach sie nun über ihre Rolle als Frau in der Politik. Und was der Druck, eine öffentliche Person zu sein, mit ihr macht. Vor allem der Aufstieg als Frau sei schwierig gewesen: „Als junge Frau musste ich lernen, meine Gefühle zu kontrollieren. Und das war ein harter Weg. Man muss sich selbst beschützen, beständig bleiben und möchte gleichzeitig nicht verschlossen wirken.“ (bento

«Das ist Vaginaneid»

Die Autorin Stefanie Sargnagel sieht sich ständig mit männlichem Sexismus konfrontiert. Als Gegenmittel empfiehlt sie eine 90-Prozent-Frauenquote. Man liebt sie oder man hasst sie. Dazwischen gibt es nichts. Stefanie Sargnagel hat sich mit der Veröffentlichung von drei Büchern und unzähligen Facebook-Posts eine riesige Fangemeinde geschaffen – aber auch viele Feinde. Vor allem einzelne Männer aus dem österreichischen Kulturkreis tun sich schwer mit ihrer Landsfrau mit der roten Baskenmütze. Schriftsteller Thomas Glavinic bezeichnete sie kürzlich als «talentfreie Krawallnudel», der Maler Christian Rosa nannte sie öffentlich «Fettnagel». Doch die Sargnagel wäre nicht die Sargnagel, würde sie sich nicht wehren. Die 30-Jährige schiesst auf ihrem Facebook-Profil und mit ihrer Burschenschaft ­Hysteria heftig gegen Machos und deren Körperideale. Das Gespräch über Sexismus in und um den Kulturbereich im Schweizer Tagesanzeiger.

 

Gender

 

Bayern: Empfang für „Demo für alle“: Bayerns Kultusminister traf Homo-Gegner

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle hat am Montag Gegner einer Schulaufklärung über Homo- und Transsexualität in seinem Ministerium empfangen. Wie das homophobe Protestbündnis „Demo für alle“ in einer Pressemitteilung bekanntgab, habe der CSU-Politiker dabei unter anderem der Demo-Organisatorin Hedwig von Beverfoerde und der rechtspopulistischen Publizistin Birgit Kelle zugesichert, „den aktuellen Richtlinienentwurf vorerst nicht in Kraft zu setzen“, und versprochen, sich mit einem überreichten Forderungskatalog zu befassen. Von Beverfoerde und ihre Mitstreiter hatten seit Monaten Front gemacht gegen Pläne, auch an Bayerns Schulen den Unterricht zumindest etwas zu modernisieren und LGBT-Themen behutsam anzusprechen – der Unterricht im Freistaat soll Jugendlichen laut dem Richtlinienentwurf künftig helfen, „ihre geschlechtliche Identität sowie sexuelle Orientierung zu finden und anzunehmen“ (queer.de berichtete). Die „Demo für alle“ startete dagegen eine Online-Petition, die bisher fast 20.000 Unterschriften erzielt hat und behauptet, dass mit dem Vorhaben eine „Gender-Theorie als Ideologie, Unfug und Aberglauben“ Einzug in die Schulen halten würde, die „die grundlegende Verunsicherung und Dekonstruktion der kindlichen Persönlichkeit“ zum Ziel habe und gegen die Rechte der Eltern verstoße (queer.de berichtete). Beim Treffen wurde ein Forderungspapier überreicht, das an Volksverhetzung grenzt (queer.de) Dieses Vorgehen stieß auf breiten Protest (merkur.de)

 

Hessen: Wertschätzung für Vielfalt: Neuer „Lehrplan zur Sexualerziehung an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Hessen“ ist seit Freitag in Kraft

„Ziel der Sexualerziehung ist, Schülerinnen und Schülern ein offenes, diskriminierungsfreies und wertschätzendes Verständnis für die Verschiedenheit und Vielfalt der partnerschaftlichen Beziehungen, sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten in unserer Gesellschaft zu vermitteln.“ So steht es im neuen „Lehrplan zur Sexualerziehung an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Hessen“, der seit Freitag in Kraft ist und den veralteten Plan aus dem Jahr 2007 ablöst. Erklärtes Unterrichtsziel: die „Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intersexuellen Menschen“. Für den Begriff Akzeptanz habe man sich bewusst entschieden, nicht bloß für Toleranz oder Respekt – und das mit der Akzeptanz ging dann auch direkt einigen Eltern zu weit, wie Hessens Grünen-Chef Kai Klose gegenüber MÄNNER sagte, was letztlich auch zur Ablehnung des Lehrplans durch den Landeselternbeirat geführt hatte. Die Gewerkschaften und die Landesschülervertretung dagegen und sogar die Kirchen, die zuvor ebenfalls formal angehört wurden, hatten keine größeren Bedenken geäußert (m-maenner.de

Christlicher Fundamentalismus trifft Neue Rechte: Hedwig von Beverfoerde referiert in Berlin über ihre „Demo für alle“

Am Vorabend des „Marsches für das Leben“ spricht die homophobe Aktivistin u.a. über die „Verteidigung“ der Ehe. Die Organisatorin der homofeindlichen Protestbewegung „Demo für alle“, Hedwig von Beverfoerde, wird am Freitag ab 19 Uhr in der Berliner „Bibliothek des Konservatismus“ über Wege referieren, den Kampf gegen LGBT-Rechte, Abtreibung und Co. zu „führen und zu gewinnen“. „Die Angriffe gegen Ehe, Familie und Lebensschutz werden immer aggressiver“, heißt es in der Einladung zu der Veranstaltung, „auf Betreiben von europaweit agierenden Lobbygruppen arbeiten EU-Organe sowie nationale Regierungen und Parlamente an der Zerstörung von Ehe und Familie“. Die „Gender-Ideologie“ bedrohe die „seelische und moralische Gesundheit unserer Kinder“, während „Rufe nach einem ‚Menschenrecht auf Abtreibung‘ und einer Liberalisierung der Leihmutterschaft“ immer lauter würden. „Eifrig wird an der Öffnung der ‚Ehe für alle‘ inklusive Adoptionsrecht für Homo-Paare gearbeitet, während der Schutz der echten Ehe, der Familie und des Kindeswohls auf der Strecke bleiben.“ Die „Bibliothek des Konservatismus“ in der Fasanenstraße in Charlottenburg wird den Neuen Rechten zugeordnet, ihre „Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung“ vergibt zusammen mit der „Jungen Freiheit“ einen Journalistenpreis, den unter anderem Birgit Kelle erhielt. Im Oktober hält u.a. die AfD-Politikerin Alice Weidel in der Bibliothek einen Vortrag. Beverfoerde selbst war in Videos der „Jungen Freiheit“ aufgetreten, im Rahmen einer ausufernden Mobilisierungskampagne der Neuen Rechten sowie christlichen Fundamentalisten unter dem Schlagwort „Gender“, unter das sie von Frauenemanzipation über LGBT-Rechte bis hin Wissenschaft und Kultur geradezu als Verschwörung alles packen, was sie bekämpfen wollen (www.queer.de/detail.php?article_id=27042

Derweil wird dei erste „Demo für alle“ in Wiesbaden angekündigt (queer.de), Protest regt sich auch bereits (queer.de). 

Sozialemedaille für Gloria von Thurn und Taxis‘ Engagement bei den vehementen Abtreibungsgegner_innen von „Ja zum Leben“.

Am Freitag verlieh Sozialministerin Emilia Müller im Max-Joseph-Saal der Residenz die Staatsmedaille für soziale Verdienste. Zu den Geehrten gehört auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Grund ist unter anderem ihr Engagement im Stiftungsrat von „Ja zum Leben“. Die Stiftung ist eine Schwesterorganisation der „Aktion Lebensrecht für alle“ und ruft mit zur „Demo für alle“ auf, die diesen Samstag unter anderem in Berlin stattfindet und zu der 7000 Menschen erwartet werden. Die Stiftung spricht sich klar gegen Abtreibungen aus. Dorothea Weniger, Vertreterin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im Bündnis „Vielfalt statt Einfalt“ kritisiert scharf: „Die Verleihung der Medaille ist ein frauenpolitisches Fiasko. Das Selbstbestimmungsrecht der Frauen wird damit obsolet.“ In Bayern werde es aufgrund zu weniger Kliniken ohnehin immer schwieriger für Frauen, einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen (Abendzeitung

Fundi-Demo „Marsch für das Leben“: 4.500 Antifeministen in Berlin

Rund 4.500 christliche Abtreibungsgegner und sogenannte Lebensschützer haben am Samstag in Berlin gegen Abtreibung, pränatale Diagnostik und Sterbehilfe demonstriert. Im Laufe des Demonstrationszuges habe die Teilnehmerzahlen zugenommen, erklärte ein Polizeisprecher.Unter dem Motto „Kein Kind ist unzumutbar“ forderten die Demonstranten ein bedingungsloses Lebensrecht. Der umstrittene Marsch wurde vom Bundesverband Lebensrecht (BVL) organisiert und von antifeministischen und rechtsextremen Gruppen mitgetragen. Vom Veranstalter waren zuvor rund 7.000 Teilnehmer erwartet worden. An der Gegenveranstaltungen nahmen insgesamt rund 1.500 Menschen teil. Sie warfen den Abtreibungsgegnern und „selbst ernannten Lebensschützern“ religiösen Fundamentalismus vor. So forderte das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung „den uneingeschränkten Zugang zu einem legalen Schwangerschaftsabbruch“ (taz.de)

 

Angriff auf Geschlechterforschung: Gender-Bashing ist der neue Volkssport

Keine andere akademische Disziplin wird derart lächerlich gemacht wie die Geschlechterforschung. Doch ihre pauschale Diffamierung bedeutet einen Angriff auf das Wesen der gesamten Wissenschaft, meint der Kunstwissenschaftler Daniel Hornuff (deutschlandradiokultur.de). 

Universität Erfurt veröffentlicht neue Gender- und Diversity-Toolbox für den Schulunterricht

Mit einer neuen Gender- und Diversity-Toolbox für Lehramtsstudierende und Lehrpersonen leistet die Universität Erfurt einen weiteren Beitrag zur Integration und Reflexion von Gender und Diversity im Schulunterricht und möchte gleichzeitig die Gender- und Diversity-Kompetenz ihrer Lehramtsstudierenden fördern. Die neue Broschüre ist soeben druckfrisch erschienen, Autorinnen sind Lisa Hartmann und Anne-Kathrin Schiel aus der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Uni Erfurt (idw-online.de; die Toolbox gibt es hier: https://www.uni-erfurt.de/fileadmin/public-docs/Hochschulkommunikation/Presse/Pressemitteilungen/PDFs/Broschuere_Gender_Uni_Erfurt_2016.pdf

Rechte Angst vor der „Gender-Ideologie“

In Europa erstarken rechte Parteien und Bürgerbewegungen. Statt Feminismus dient nun Gender als Feindbild „Letztlich verfolgt Gender das Ziel, die Entstehung des menschlichen Lebens zu verhindern durch Förderung der Homosexualität, Verhütung und Abtreibung. Wo dies nicht gelingt, wird die Familie als Keimzelle glücklicher Kinder gezielt zerstört.“ Diese schauerliche Schilderung ist einer Broschüre entnommen, in der die Initiative „Besorgte Eltern“ über die angeblich gefährliche Agenda der modernen Sexualaufklärung informiert. Vor rund zwei Jahren trug die Gruppe ihren Protest gegen eine „Frühsexualisierung“ von Kindern in deutschen Kitas und Schulen auf die Straße; das breitere Bündnis „Demo für alle“ widmet sich indes dem Kampf für ein traditionelles Familienkonzept und orientiert sich dabei am französischen Vorbild „La Manif pour tous“, eine katholisch geprägte Massenbewegung gegen die Ehe für alle (derstandard.at)

Gender Marketing: Spielzeug für Jungs und Mädchen in hellblau und rosa

Frauen reparieren Autos, Männer erziehen Kinder – die Unterschiede zwischen den Geschlechtern schwinden. Doch offenbar gilt das nur bei Erwachsenen: Bei Kindern liegt geschlechterspezifisches Spielzeug voll im Trend. Es gibt Überraschungseier speziell für Mädchen, Knete nur für Jungs und natürlich wird das Kinder-Shampoo wahlweise in rosa oder hellblau angeboten. Das ärgert emanzipierte Eltern. Warum macht die Industrie das nur? (mdrZEIT)

 

Homo- und Transfeindlichkeit

 

AfD-Abgeordneter Nerstheimer hetzt gegen Homosexuelle

Kay Nerstheimer war der erste AfD-Direktkandidat, der am Sonntag ins Abgeordnetenhaus einzog. Online bezeichnet er Lesben und Schwule als „degenerierte Spezies“. Der Lichtenberger AfD-Direktkandidat Kay Nerstheimer hat auf Facebook gegen Schwule und Lesben gehetzt. In einem Kommentar, den er bereits im Dezember 2014 auf der Seite seiner Parteikollegin Beatrix von Storch hinterließ, spricht er von einer „degenerierten Spezies“. Es hätte „schon einen Sinn, dass sich Homosexuelle nicht vermehren können“ – alles andere sei unnormal. Der Kommentar entstand als Reaktion auf eine Aussage des Grünen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck. Er hatte darin gefordert, dass auch lesbische Lebenspartnerinnen ein Rechtsanspruch auf ein Kind haben, zur Not durch künstliche Befruchtung (Tagesspiegel)

 

Homophobie in Bremen: „Ich krieg’ dich, du Homo!“ – Attacke auf „Rat & Tat – Zentrum für Schwule und Lesben“

Das Rat & Tat – Zentrum für Schwule und Lesben im Bremer Viertel ist wieder mit Buttersäure attackiert worden. Auf den Gehwegplatten sind nur noch vereinzelt weiße Schlieren und Flecken zu sehen. Die kommen von der Natronlauge, mit der die MitarbeiterInnen das Bremer Rat?&?Tat die Buttersäure von ihrem Haus und dem Bürgersteig gewaschen haben. Am Wochenende wurde das Zentrum mit Buttersäure attackiert. Weil das nicht zum ersten Mal passiert ist, haben sie die Natronlauge immer vorrätig. Seit dem vergangenen Jahr ist das „Zentrum für Schwule und Lesben e.V.“ ganze fünf Mal angegriffen worden: mitten im linksalternativen Viertel, in der Theodor-Körner-Straße (taz.de)

 

Homosexuelle und AfD: »Die Gefahr, uns aufzuspalten«

»Gegen jede Vereinnahmung von sexuellen Minderheiten durch Rechtspopulisten« – das fordern Elmar Kraushaar, Jan Schnorrenberg, Parissa Chagheri und andere im »Berliner Manifest«, das vergangene Woche veröffentlicht wurde. Der Kulturwissenschaftler Jan Schnorrenberg hat mit der Jungle World gesprochen: „Erhält die AfD in der LGBTIQ-Szene tatsächlich Zustimmung?“ „Wir beobachten, dass sich in der AfD einige Menschen bemühen, LGBTIQ-Themen in den Wahlkämpfen zu benutzen. Die Partei hat es eher nicht explizit, sondern am Rand getan. Es gibt aber die Bundesinteressengemeinschaft Homosexuelle in der AfD, die es mit Nachdruck versucht. International sieht es schon anders aus. Einer Umfrage zufolge unterstützt jeder vierte Homosexuelle in Paris den Front National. Donald Trump hat kürzlich in einer Rede gesagt, er wolle LGBTIQ vor Bedrohungen aus dem Ausland schützen. Der Tenor ist immer: Die Linken haben euch verraten, die Linken schützen euch nicht vor dem Islam. In der Mehrheitsgesellschaft funkti­oniert es, Angst vor Muslimen und Flüchtlingen zu erzeugen. Zumindest anhand unserer Beobachtungen glauben wir, dass es auch Menschen innerhalb der LGBTIQ-Community gibt, die an dieser Schwelle stehen.“ (vgl. queer.de: „Sind die „Homosexuellen in der AfD“ wirklich so dämlich?“)

„Freiburger Deklaration“: Reformmuslime gegen Homophobie

Eine Gruppe von Reformmuslimen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hat am vergangenen Wochenende eine „Freiburger Deklaration“ veröffentlicht, die eine tiefgreifende „Islamreform“ fordert. In der Erklärung werden auch die Rechte von Lesben und Schwulen hervorgehoben. „Wir träumen von einer muslimischen Gemeinschaft, die alle Formen der individuellen Persönlichkeitsentfaltung respektiert und schützt, die alle Formen der individuellen Lebensgestaltung respektiert und schützt, die alle Formen des Miteinanders und alle Lebensformen respektiert und schützt“, heißt es in der „Freiburger Deklaration“. Alle Menschen seien gleichberechtigt und gleichwertig. „Darauf fußend lehnen wir Diskriminierungen jedweder Art ab. Dazu gehören insbesondere auch Antisemitismus und Homophobie.“ Demokratie und Menschenrechte werden in der Erklärung als „Grundlage für das friedliche Miteinander aller Menschen in unserer Gesellschaft“ bezeichnet: „Der Artikel 30 der Menschenrechte (Auslegungsregel), die für uns bindend sind, steht über jedem Anspruch, der möglicherweise aus einer islamischen Rechtsprechung erwachsen könnte.“ (queer.de)

 

England: Fußball-Profi wegen homofeindlicher Tweets für vier Spiele gesperrt

Der englische Fußballverband greift inzwischen hart gegen Homophobie durch – auch rückwirkend. Die englische Football Association hat den Premier-League-Fußballer Andre Gray vom Aufsteiger FC Burnley u.a. wegen schwulenfeindlicher Tweets für vier Spiele gesperrt und zu einer Strafe in Höhe von umgerechnet rund 28.800 Euro verdonnert. Das gab die Entsprechung des Deutschen Fußball-Bundes am Freitag bekannt. Es geht dabei um Tweets aus dem Jahr 2012 (queer.de).

 

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