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Monitoring Was teilen AfD-Fans am liebsten auf Facebook?

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Header der AfD-Facebook-Seite, die aktuell so beliebt ist wie keine andere deutsche Parteien-Seite auf Facebook. Warum? (Quelle: Facebook)

– Achtung: Artikel enthält zu Dokumentationszwecken rechtspopulistisches Material – 

Erfolge auf Facebook kommen durch kontinuierliche Postings, durch das Eingehen auf Nutzer-Meinungen – beides machen AfD und NPD, die anderen großen Parteien aber auch. Was also führt dazu, dass die aktuellen Fanzahlen der Parteien (24.09.2014) so aussehen:

AfD 125.958 FansNPD 102.361 FansCDU 87.269 FansSPD 76.980 FansDie Grünen 55.070 Fans

Offenkundig spiegelt das weder die Wahlergebnisse noch die Anzahl der Parteimitglieder oder Anhänger*innen wieder.

Das Zauberwort ist Viralität – die Beiträge, die rechtspopulistische bis rechtsextreme Parteien bei Facebook einstellen, werden besonders gern kommentiert und geteilt. Aber was gefällt nun den AfD-Fans am meisten an ihrer neuen Partei? Sind sie wirklich einfach gesellschafts- und eurokritisch, ein bisschen konservativer als andere, aber sachlich und am Diskurs interessiert?

Die erfolgreichsten Beiträge im letzten Monat

Sowas! Im August und Anfang September standen natürlich noch die Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg an, und da hatten die AfD-Fans offenbar mit Inhalten nicht so viel am Hut: Alle fünf erfolgreichsten Postings des letzten Monats sind reine Selbstbeweihräucherung ohne Thematik. Das ist wenig interessant. Deshalb haben wir uns auch angesehen, was die erfolgreichsten AfD-Beiträge mit Inhalt waren.

Die erfolgreichsten inhaltlichen Beiträge im August

1. Islamfeindlichkeit

Eines ist deutlich zu sehen: Die AfD bietet in ihren Postings – zumindest denen, die gern geteilt werden – in der Regel eine Grafik mit einem „griffigen“ Slogan, dazu etwas oder sogar ziemlich viel Text. In diesem Fall ist das hilfreich, denn „In Deutschland gelten deutsche Gesetze“ ist eine derartige Null-Aussage, dass selbst ein Kenner rechtspopulistischer Rhetorik hier ins Raten kommen würde. Es geht – hätten sie es geahnt? – um die „Scharia-Polizei„, also eine kleine Gruppe Salafisten, die mit orangefarbenen Westen mit dem Aufdruck „Scharia-Polizei“ einen Nachmittag durch die Wuppertaler Innenstadt liefen und ein Video davon ins Internet stellten. Schauen wir, was AfD-Sprecher Konrad Adam daraus macht: Hetze gegen die Linkspartei + Verallgemeinerungen und Dramatisierung (es klingt, als stände die „Scharia-Polizei“ schon hinter jeder Ecke jeder deutschen Stadt) + Falschdarstellung, die Polizei würde sich die Durchsetzung der Gesetze aus den Händen nehmen lassen und es sei nötig, daran zu erinnern, dass in Deutschland das Grundgesetz und nicht das Gesetz der Scharia gelten. Diese ziemlich realitätsfreie Hetze, die aber viele Ängste und Wutquellen von rechtspopulistisch eingestellten Menschen aufnimmt, gefällt rund 3.000 AfD-Fans. Allerdings offenbar lieber im Verbund als vor seinen Freunden und Freundinnen: Nur 18 Mal wurde der Post geteilt. 

2. Gegner definieren

Einfach mal den Mund aufreißen: Die Aussage, die CDU habe Angst vor der AfD, möchten rund 2.300 AfD-Fans für wahr halten, 322 teilen Alexander Gaulands Spruch.

3. Kritik an der EZB / am Euro

Immerhin: Auf Platz 3 der am meisten geliketen Beiträge ohne Selbstbeweihräucherung findet sich das vermeintliche Kernthema der AfD: Kritik an der EZB und Euro. Wenigstens noch rund 2.000 der über 125.000 AfD-Facebook-Fans interessieren sich für Hans-Olaf Henkels in markige Worte gegossene Analyse, rund 400 teilen sie auch mit ihren Freunden und Freundinnen.

4. Denkzettel-Wahl

Huch! Geht es am Ende doch nicht um Inhalte? Sondern darum, zu zeigen, dass man „die Nase voll hat“ und damit den Wahl- zum Denkzettel macht? Diese Stimmungsmache auf unterstem Populisten-Niveau gefällt rund 1.800 AfD-Fans. Interessant: Mit ihren Freunden teilen diesen doch offensichtlich auf Noch-nicht-AfD-Fans gezielten Beitrag allerdings lediglich 19 Menschen. 

5. Appell an die Nichtwähler

Dieser Beitrag bläst in dasselbe Horn, wird wieder von rund 1.800 Menschen gemocht, aber sogar nur von 4 Menschen geteilt. Haben AfD-Fans doch keine Nichtwähler*innen im Bekanntenkreis? Zumindest blieb dann ja auch bei den Wahlen der Nichtwähler-Anteil trotz AfD hoch. 

Aber wie sieht es aus, wenn man das Wahlgeschehen beiseite lässt und das erste Halbjahr 2014 betrachtet? Was waren hierbei die wichtigen Themen?

Die erfolgreichsten Beiträge des 1. Halbjahres 2014

Diesmal lassen wir die Selbstfeierpostings, die auch in dieser Auswertung die Top 5 belagern, gleich weg und wenden uns den „Inhalten“ zu:

1. Ein Häschen. Und Diskreditierung von „Linken“

Tiere gehen immer! Ein Ausmal-Häschen ist der beliebteste AfD-Post auf Facebook im ersten Halbjahr 2014, über 20.000 Menschen gefällt es, rund 3.000 teilen es auch. Ein bisschen humoristisch verkleidete Hetze ist auch dabei: Das Plakatmotiv dient der Auseinandersetzung mit „linken“ Menschen, die sich nach Meinung der AfD zu häufig auf regulären AfD-Plakaten künstlerisch betätigten. Ein Schenkelklopfer, der ankommt: So quietschfidel geht es rechtsaußen zu!

2. Medienschelte

Diese Mainstream-Medien sind dem AfD-Freund oft nix – und erst recht nicht, wenn dafür Rundfunkgebühren fällig werden. Dieses Posting gegen die Rundfunkgebühr gefällt nicht nur rund 9.000 Menschen, 2.200 teilen es auch mit ihren Freund*innen – also offenbar ein klares Thema, für das die AfD-Freunde gesellschaftliche Zustimmung erwarten und beim dem sie sich nicht schämen, es zu teilen. Es unterstreicht ja auch die (Selbst-) Wahrnehmung der AfD als Kämpfer gegen vermeintlich überflüssige staatliche Regelungen und Auflagen. 

3. Medienschelte II

Der arme Bernd Lucke! Michel Friedmann war gemein zu ihm und da hat er revoltiert und das Studio verlassen und seinen Frust sofort auf Facebook verarbeitet. Wertende Fragen, einseitig, penetrant, unseriös und Respekt hat er auch keine bekommen vom kritischen Moderator! Rund 5.500 haben das mit Interesse gelesen und auf „gefällt mir“ geklickt, rund 950 Menschen den Text geteilt, in dem Lucke als Underdog gegen das gemeine Medien-Establishment dargestellt wird – eine Skandalisierungs-Linie, die die AfD auch im weiteren Verlauf des Jahres 2014 beibehielt.

4. Linksextremismus

Antifaschismus ist gleich Antifa ist gleich Linksextremismus ist gleich Gewalt. Zumindest in der Welt der AfD, die sich selbst als „bürgerliche Partei“ im Fokus von „Gewalt“ wähnt, womit vor allem die Bemalung und Zerstörung ihrer Plakate gemeint sein muss. Dafür wählen sie den weniger bürgerlichen als rechtpopulistischen Begriff der „Gesinnungskeule“. Den Anhänger*innen gefällt es: rund 5.400 mögen das Posting, 1.800 teilen es auch: Im Rechtsaußen- bis konservativen Umfeld ist „linke Gewalt“ ein zuverlässiges Aufregerthema.

5. Angst vor gewalttätigem Islamismus schüren

 

Das fünfte Top 5-Posting des ersten Halbjahres 2014 beschäftigt sich auf den ersten Blick mit Frage, ob radikale Islamisten aus Deutschland ausgewiesen werden sollen. Dabei ist schon die Wahl des verlinkten Focus-Artikels interessant, weil er verzerrend berichtet: Ein Demonstrationsfoto, aufgenommen mit einer Fischaugen-Linse, zeigt viele aufgeregte junge Männer auf einer nicht näher definierten „Salafisten-Demonstration in Frankfurt am Main“ (laut Bildunterschrift). In Wirklichkeit debattieren die Innenminister allerdings nicht über ein „Islamisten raus aus Deutschland“ – denn natürlich kann der deutsche Staat keine Staatsbürger ausweisen, weil sie Islamisten sind. Es ging vielmehr um Maßnahmen, wie der Umgang mit der geringen Anzahl an gewaltbereiten deutschen Islamisten aussehen soll, die sich in Krisengebieten im Waffengebrauch schulen lassen wollen (die sollen nach Möglichkeit gar nicht erst ausreisen) und um die Frage, ob es möglich ist, Islamisten aus anderen Ländern, die nach Deutschland kommen, um hier zu agitieren, an der Einreise zu hindern. Selbst der bayerische Innenminister, der im Artikel zitiert wird, weiß dies zu differenzieren. Verknüpft wird dieses Thema nun mit dem Thema der doppelten Staatsbürgerschaft, mit der Botschaft: Die SPD will die doppelte Staatsbürgerschaft und nichts gegen Islamisten tun – und die AfD will die doppelte Staatsbürgerschaft nicht (und damit wird impliziert, dass sie sehr wohl etwas gegen Islamisten tun will, auch wenn sie darum herumkommt zu sagen, was). Ob  die rund 4.400 AfD-Fans, denen das Posting gefällt, und den 650, die es geteilt haben, dieses komplexe Thema reflektieren, oder ein schlichtes islamfeindliches „Islam = Islamisten = Islamisten raus = Muslime raus“ verstehen, wissen natürlich nur sie selbst.

Fazit

Die AfD-Anhänger feiern mit Abstand am liebsten ihre Partei und sich selbst. Aber das ist angesichts der verblüffenden Wahlerfolge in Sachsen, Thüringen und Brandenburg auch nicht völlig überraschend. Thematisch bilden die geteilten Posts mit Inhalt die Gedankenwelt des AfD-Wählers ab als eine Welt voller Ungerechtigkeiten und Ängsten: Unfaire politische Gegner, unfaire Medien, nutzlose Altparteien und dann auch noch diese Muslime! Da kann man offenbar fast die böse EU und den ärgerlichen Euro vergessen. Was auffällig ist: Die AfD-Facebook-Seite ist eine Wutbürger-Seite. Weit und breit gibt es keine einzige Nachricht, die jemals etwas gut findet (außer die Erfolge der eigenen Partei). Und es wird auch für kein einziges von der AfD aufgeworfene Problem eine Lösung vorgeschlagen. Was für eine trostlose Welt.

Aber wie ist das beim NPD-Fan? Das betrachten wir morgen.

Recherche: Malte Switkes vel Wittels, no-nazi.net

Mehr im Internet:

| Die deutsche Internetpartei ist die AfD (Wall Street Journal)

 

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