Diese vermeintlich unterdrückte Position ist tief in der rechten Ideologie verankert. Sie knüpft an das Widerstandsnarrativ an, das sich auch als Notwehr gegen »widernatürliche« Entwicklungen, also Flüchtlinge und »die Politik«, versteht. Auf Facebook fanden sich dann auch entsprechende Seiten, die mit solchen Zuschreibungen kokettieren, z.B. »Wir sind das Pack«. Gleichzeitig beeinflussen aber auch netzimmanente Phänomene die Dynamik dieser Opferrolle.
Die Bezeichnung »Nazi« wird im Internet schon seit langem als Abwertung verwendet. Der Nazi-Vergleich ist so präsent im Netz, dass dafür ein eigenes Gesetz formuliert wurde: Godwins Gesetz. Dieses besagt grob, dass, je länger eine Diskussion im Netz dauert, die Wahrscheinlichkeit umso höher wird, dass es zu einem Nazi-Vergleich kommt. Der Diskussionsverlauf gleicht einer Spirale der Verbalradikalisierung. Aussagen, Zuschreibungen und Vergleiche werden immer drastischer. Was für die steigende Radikalisierung in einzelnen Diskussionen gilt, kann auch für ganze Diskurse gelten, die aus dezentralen, an vielen Orten gleichzeitig stattfindenden Diskussionen bestehen. Auch ganze Diskurse können sich radikalisieren und in ihrer Wortwahl drastischer werden. Die Zuschreibung »Nazi« verliert so an Schärfe; es entsteht eine Worthülse, die sich ins Positive wenden lässt.
Auszug
aus „Monitoringsbericht 2015/2016 – Rechtsextreme und menschenverachtende Phänomene im Social Web“ unseres Partner-Projektes debate_dehate /no-nazi.net der Amadeu Antonio Stiftung.
Mehr aus dem Bericht auf Belltower.news unter
| Schwerpunkt Juli 2016: Hass im Netz 2016
Menschenverachtende Phänomene im Social Web:
Bürgerliche MimikryGewaltaufrufeFalschmeldungen und Gerüchte
Narrative und Motive: