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Naziaufmarsch in Bad Nenndorf 2014

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Im vergangenen Jahr war die Blockade durch Gegendemonstranten erfolgreich (Quelle: flickr/ cc/ Michaela)

Von Marc Latsch

Alles begann im Jahr 2006 mit einem Artikel von Ian Cobain in der britischen Zeitung „The Guardian“. Der Investigativjournalist berichtete in seiner Reportage von den Zuständen im britischen „Verhörzentrum Bad Nenndorf“, das von Juni 1945 bis Juli 1947 in den Räumlichkeiten des Wincklerbads betrieben wurde. In dem Lager, dessen vorrangiges Ziel die Inhaftierung von Mitgliedern der Waffen-SS war, soll es zu systematischer Folter und Misshandlungen an den Inhaftierten gekommen sein. Diese Berichte nutzen seitdem sogenannte „Freie Kräfte“ der Neonaziszene für ihre Zwecke, indem sie einen jährlichen Gedenkmarsch für die Opfer der „alliierten Nachkriegsverbrechen“ organisieren.  Offiziell wollen die Rechtsradikalen hierbei auf die Einzelschicksale vor Ort aufmerksam machen, nutzen diesen Vorwand allerdings für ihre übliche politische Propaganda.

Erfolgreiche Blockade im vergangenen Jahr

Gegen die regelmäßigen Aufmärsche hat sich in den vergangenen Jahren eine breite Protestkultur etabliert. Das Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt“ bündelt vor allem die verschiedenen gesellschaftlichen Kräfte vor Ort. Die Initiative „Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“ ist ein Sammelbecken für Aktivisten aus ganz Deutschland, die sich jedes Jahr in der Kleinstadt zusammenfinden. 2013 gelang es den Gegendemonstranten erstmals den Weg der Neonazis zu blockieren und sie am Abgehen ihrer üblichen Route zu hindern. Allerdings sahen sich zahlreiche Demonstrationsteilnehmer daraufhin einer Kriminalisierung seitens der Polizei gegenübergestellt und mussten Ermittlungsverfahren über sich ergehen lassen. Ein Großteil der Verfahren ist mittlerweile eingestellt worden, manche hingegen laufen bis zum heutigen Tag. Während des diesjährigen Naziaufmarschs werden also die Ermittlungen zum vergangenen Jahr noch immer nicht abgeschlossen sein.

Geringere Mobilisierung der Rechtsextremen

Während sich die Gegendemonstranten in diesem Jahr wieder sehr mobilisierungsfreudig zeigen, ist noch unsicher wie viele Rechtsextreme den Weg nach Bad Nenndorf antreten werden. Die Aktionen im Vorfeld des „Trauermarsches“ sind bislang noch sehr begrenzt, sodass nicht damit gerechnet wird, dass die Zahl von 300 Teilnehmern aus dem Vorjahr vollständig erreicht oder gar übertroffen werden kann. Gesichert sind hingegen die Planungen der Initiativen, die sich dem Bündnis entgegenstellen wollen. Das Schmücken des Ortes läuft bereits, am morgigen Samstag wird dann um 9 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst stattfinden, bevor um 10 Uhr die zentrale Kundgebung am jüdischen Gedenkstein ihren Auftakt finden wird. Derweil treffen sich am Morgen die Aktivisten von „Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“ in Hannover und werden geschlossen mit dem Zug nach Bad Nenndorf anreisen. Insgesamt werden mehr als 1000 Gegendemonstranten erwartet, bunte Partys sollen entlang der Aufmarschstrecke gefeiert werden. Egal wie viele Menschen dem Aufruf aus der Neonaziszene nun wirklich folgen werden, Bad Nenndorf scheint vorbereitet zu sein.

Wer sich morgen nicht auf den Weg nach Bad Nenndorf macht, aber trotzdem über das aktuelle Geschehen informiert sein möchte, kann auch online auf dem Laufenden bleiben: Mehrere Liveticker werden vor Ort berichten (http://ticker.badnenndorf-blockieren.mobi, www.sn-online.de/ticker), Radio Flora bietet einen Livestream von den Demonstrationen an. Außerdem wird die Polizeidirektion Göttingen ihren Einsatz in Bad Nenndorf auf dem sozialen Netzwerk Facebook begleiten (www.facebook.com/pdgoettingen.aktuell).

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