„Festa nel lager naziskin a Dachau“ heißt die Reportage über die sieben Bozener Jugendlichen, die sich in Dachau mit einem Feuerzeug und Bildern der von den Nazis verbrannten Synagogen abbilden ließen. Auf den Fotos tragen die Jugendlichen Jahren T-Shirts mit einer Zeichnung der Pistolen, die die KZ-Aufseher zur Tötung der Gefangenen verwendeten. Außerdem haben ihre Shirts Pitbul, Landser, Stahlgewitter und Germania-Aufdrucke. Vor einem Plakat „unsere letzte Hoffnung Hitler“ posieren demonstrativ zwei der Neonazis. Vor einem anderen Bild, einer Gedenktafel, die an Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 erinnert, posieren sie mit einem Feuerzeug.
Laut „L’Espresso“ wurden die Bilder von der Polizei im Rahmen einer Untersuchung über rechtsextremistische Kreise in Südtirol beschlagnahmt. Die Fotos waren im Besitz der Neonazis im Alter zwischen 18 und 26 Jahren, die kürzlich wegen rechtsextremistischer Propaganda zu Haftstrafen zwischen 12 und 30 Monaten auf Bewährung verurteilt wurden, aber auf freiem Fuß sind. Aus den Akten sind die Bilder offensichtlich abfotografiert worden, denn sie enthalten teilweise Kunstlichtreflexe.
„Nazi-Tours“
„L’Espresso“ berichtet, dass das Phänomen der „Nazi-Tours“ in Europa um sich greife. Immer mehr Rechtsextremisten besuchen Konzentrationslager und andere Orte, die eng mit der nazi-faschistischen Vergangenheit zusammen hängen. Die Reisen nach Österreich und Deutschland der Südtiroler Gruppe dienen laut „L’Espresso“ auch zur Konsolidierung der Verbindungen zu anderen rechtsextremistischen Gruppen. Die jugen Leute sind auf einem Foto auch mit einem NPD-Funktionär zu sehen, das Bild wurde offensichtlich in Deutschland aufgenommen.
Laut der italienischen Polizei hatten die Südtiroler Jugendlichen auch Kontakte mit mindestens drei deutschen Neonazi-Gruppen. Kontakte bestanden auch zu Rechtsextremisten in Innsbruck, Wien und Linz“, berichtet das Magazin.“ (Diese Meldung der österreichischen Nachrichtenagentur APA erschien zuerst bei standard.at am 11.10.2007)
Gedenkstätten-Mitarbeiter „geschockt“
Die Reporter des italienischen Magazins L’Espresso hatten vor ihrer Veröffentlichung am 12.10. kurioserweise keinen Kontakt zur Gedenkstätte Dachau aufgenommen. Deren Mitarbeiter zeigten sich unmittelbar nach Bekanntwerden der Bilder „geschockt“, berichtete eine Mitarbeiterin auf Anfrage der MUT-Redaktion. Am 15.10. Oktober 2007 werde eine ausführliche Stallungnahme folgen. Die Täter hätten ihre Aktion offensichtlich als eine „gezielte Provokation“ geplant und in „kurzer Sekundenarbeit“ gehandelt. In einer so großen Gedenkstätte ließen sich nun einmal leider nicht alle Ecken permanent bewachen. Ähnliche Vorfälle habe es bislang aber in Dachau nicht gegeben.
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).