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Neue Broschüre Rechtsextremismus und Engagement im urbanen Raum

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Cover der Broschüre “Rechtsextremismus und Engagement im urbanen Raum” (Quelle: MBR Berlin)

Berlin, 20. Januar 2013: Ein Angolaner wird am S-Bahnhof Frankfurter Allee angepöbelt und mit Messern bedroht. Dortmund, 29. Dezember 2012: Zum wiederholten Male versuchen Neonazis, eine Gaststätte mit teils linkem Publikum zu überfallen. Die schnell einschreitenden Beamten nehmen sechs Angreifer vorübergehend fest und verhindern weitere Attacken. Bei der Durchsuchung der Neonazis findet die Polizei eine Gas-/Schreckschusswaffe, zwei Faustmesser sowie Quarzhandschuhe. Bochum, 4. Dezember 2012: Im Stadtteil Langendreer werden fünf junge Frauen von Neonazis angegriffen und verprügelt. Ohne Vorwarnung prügeln die Neonazis mit Totschlägern und Schlagstöcken auf die wehrlosen Frauen ein, die der linken Szene angehören. Hamburg, 22. Dezember 2012: Während der Enthüllung eines Mahnmals für Zwangsarbeiter im Stadtteil Bergedorf attackiert ein rechtsradikaler Mann die Gäste einer polnischen Delegation mit Pfefferspray. Vier Frauen und drei Männer müssen daraufhin im Krankenhaus behandelt werden.

Die Liste ließe sich fortsetzen: Sie zeigt nur ausschnittsweise Angriffe von Neonazis in Städten (nachzulesen etwa in der „Chronik der Gewalt“ auf „Mut gegen rechte Gewalt„). Alle diese Vorfälle machen deutlich, dass Rechtsextremismus und Rassismus beileibe kein Problem der ostdeutschen Provinz ist – auch, wenn in vielen Köpfen immer noch dieses Vorurteil besteht. Ein Vorurteil mit dem die Broschüre „Rechtsextremismus und Engagement im urbanen Raum“ der Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR Berlin) aufräumt.

Erhebliche Probleme in den Städten

Im Vorwort der Publikation, die eine Tagung gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung dokumentiert, fasst Dilek Kolat, Berlins Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, das Klischee zusammen: „Rechtsextremismus in Berlin, Dortmund, Hamburg und München? Das scheint nur etwas für Expertinnen und Experten zu sein.“ Kolat plädierte dafür genauer hinzusehen, “ denn bedauerlicherweise gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass wir in den Städten mit erheblichen Problemen zu kämpfen haben“.

Diese Probleme führt etwa Bianca Klose, Geschäftsführerin der MBR Berlin aus: „Für viele Menschen gehören rechtsextreme, rassistische und antisemitische Bedrohungen und Gewalt zum Alltag im urbanen Raum.“ Das betreffe vor allem Menschen mit Migrationshintergrund, People of Colour, Jüdinnen und Juden, alternative Jugendliche, Linke und ihre Einrichtungen. Für ein erfolgreiches Engagement gegen Rechtsextremismus scheinen gerade Städte mit ihrer heterogenen Struktur und der Angebotsvielfalt ein ideales Pflaster zu bieten – und dennoch gibt es auch hier rechtsextreme Bedrohungen und Angsträume. Dazu komme, so Klose, dass sich die entsprechenden Akteure zu wenig langfristig vernetzten. Vor allem aber gebe es zu wenig Zusammenarbeit mit migrantischen Organisationen.

Spannend und aufschlussreich

„Rechtsextremismus und Engagement im urbanen Raum“ analysiert zunächst den „Sozialraum“ als Handlungsrahmen für Prävention und Bekämpfung neonazistischer Aktivitäten. Der sehr theoretischen Einleitung folgt ein Aufsatz zum Thema Engagement trotz rechtsextremer Einschüchterungsversuche und Bedrohungen sowie konkrete Beispiele für die Auseinandersetzung mit rechtsextremer Infrastruktur. Im dritten Beitrag der Broschüre geht es unter der Überschrift „Nach der Demo ist vor der Demo!“ um neue Aktionsformen für die Zivilgesellschaft und schließlich um das Verhältnis zwischen Islam und Zivilgesellschaft bzw. genauer um die Frage: Wie Partei ergreifen in so genannten „Moscheebau-Konflikten“.

So wird ein spannender und aufschlussreicher Bogen zum Thema Rechtsextremismus in Städten und das Engagement dagegen gespannt. Dabei ergänzen unterschiedliche Elemente die verschiedenen Beiträge: Von aussagekräftigen Zitaten aus dem Publikum der Fachtagung über konkrete Handlungsempfehlungen und gute Beispiele aus der Praxis hinzu Audio-Kommentaren, die per QR-Code verlinkt sind. Eine interessantes grafisches Extras sind die so genannten „Graphic Recordings“: Zeichnerische Protokolle, mit denen alle Gesprächskreise der Tagung dokumentiert wurden.

Service:

Die Broschüre kann am Ende dieser Seite als PDF geladen werden. Die gedruckte Dokumentation kann per Mail an info@mbr-berlin.de bestellt werden.

Mehr zum Thema bei netz-gegen-nazis.de

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