Im Jahr 2001 gründeten Valerias und Elvira Steinhauer zusammen mit acht anderen Spätaussiedlern den Verein Oberlausitz ? Neue Heimat e.V.. Das Ziel war Hilfe zur Selbsthilfe. In der 18.000-Einwohner Stadt Löbau wohnen um die 1.000 Spätaussiedler aus Russland in Wohnheimen. ?Jeder lebte abgekoppelt für sich. Es gab großen Mangel an Information?, sagt Elvira Steinhauer. Damit war der Start klar: Ein kleines Büro, dass bei Fragen des täglichen Lebens hilft, in dem Aussiedler mit guten Deutschkenntnissen denen mit weniger guten beim Umgang mit Ämtern und Behörden zur Seite stehen. Bald kamen mehr Aktivitäten hinzu: Die zweisprachige Zeitung ?Neue Heimat? etwa, die seit 2005 einmal im Monat erscheint, erstellt von einem ehrenamtlichen Redaktionsteam. Die Sprachtrainings, die bei Oberlausitz ? Neue Heimat e.V, eine doppelte Funktion erfüllen: Es sind Gesprächskreise mit Einheimischen, bei denen alle Beteiligten Hemmungen fallen lassen und miteinander reden müssen, um zu lernen. Große Vorsicht herrscht auf beiden Seiten.
Viel Vertrauen gewonnen
?Am Anfang wurde unser Verein von den Spätaussiedlern leicht misstrauisch beäugt und den Einheimischen war er egal?, sagt Valerias Steinhauer, ?heute haben wir das Vertrauen vieler Spätaussiedler gewonnen ? und sind manchen fast zu aktiv.? Denn der Verein Oberlausitz ? Neue Heimat hat den Vorteil, dass er ein großes Potenzial an engagierten Ehrenamtlichen hat, die gut ausgebildet sind, aber keinen Job finden ? und froh sind, wenn sie ihre Kenntnisse anwenden können. Aktuell sind es rund 110 Menschen, die sich hier engagieren.
Begegnungen ermöglichen
Schlägereien mit Rechtsextremen, wie es sie vor einigen Jahren auf Löbauer Stadfesten gab, haben die Spätaussiedler gemeistert: Der Verein schickte Schlichter-Teams auf die Feste heute sind sie friedlich. Valerias Steinhauer sagt: ?Die Rechtsextremen haben Löbau als Provokationsort verloren.? Inzwischen betreibt der Verein gemeinsam mit dem Verein Neuer Stern ein Begegnungszentrum in der Löbauer Innenstadt. Es gibt Musikunterricht und Mal- und Bastelnachmittage für Kinder, einen Frauenchor und eine Nähstube, betreute Seniorenclub- und Jugendclub-Termine, außerdem Sportmöglichkeiten. Zu den Angeboten kommen längst auch einheimische Löbauer. Auch, dass es im Begegnungszentrum in der Brunnenstraße eine ?Internationale Küche? gibt, in der Arbeitslosengeld-II-Empfänger und bedürftige Familien kostengünstig essen können, hat die Begegnungsquote erhöht. ?Dann stellen die Besucher fest, dass wir ganz normale Menschen sind?, sagt Valerias Steinhauer. Für Oberlausitz ? Neue Heimat e.V ist das der Motor für alle Aktivitäten ? ob als Aufklärungsteams in Schulen, bei der Organisation von Kinder- und Familienfesten oder bei der Entwicklung des Integrationsnetzwerks Sachsen, um Migranten mehr Teilhabe zu ermöglichen.
Der Verein „Oberlausitz – Neue Heimat“ ist nominiert für den „Sächsischen Förderpreis für Demokratie“, der jährlich von der Amadeu Antonio Stiftung, der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank, der Stiftung Frauenkirche Dresden und der Freudenberg Stiftung verliehen wird. Die Preisverleihung ist am 9. November 2009 in Dresden. Belltower.news stellt ihnen die 10 nominierten Projekt vor.
Die zehn nominierten Projekte sind:
? AG Kirche gegen Rechtsextremismus, ein Projekt der Evangelischen, Erwachsenenbildung Sachsen (Dresden)
? Bürgerinitiative ?Demokratie anstiften? (Reinhardtsdorf-Schöna / Kleingießhübel)
? Hillersche Villa ? Soziokultur im Dreiländereck e.V. (Zittau)
? Medinetz Dresden e.V. (Dresden)
? Oberlausitz ? neue Heimat e.V. (Löbau)
? Peer Leadership ? Training für interkulturelle Kompetenz und Demokratie, ein Projekt des RAA Sachsen e.V. (Dresden)
? Roter Stern Leipzig ?99 e.V. (RSL) (Leipzig)
? Schülerinitiative gegen die NPD und andere Nazis (Dresden)
? Soziokulturelles Zentrum in Mügeln, ein Projekt des Vive le Courage e.V. (Mügeln)
Im Internet:
| Internetseite des Vereins
| demokratiepreis-sachsen.de
| amadeu-antonio-stiftung.de