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„Neue Nazis“ in Buchform betrachtet

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Cover des Buches "Neue Nazis" von Toralf Staud und Johannes Radke. (Quelle: Kiepenheuer & Witsch)

Der große Pluspunkt des Buches „Neue Nazis. Jenseits der NPD: Populisten, Autonome Nationalisten und der Terror von rechts“ ist die journalistische Herkunft seiner Autoren: Toralf Staud und Johannes Radke belegen ihren Blick auf die rechtsextreme Szene in Deutschland mit zahlreichen Beispielen, Anekdoten und Details. Die inhaltliche Ausrichtung des bei Kiepenheuer & Witsch erschienenen Bandes ist mit dem Titel gut umrissen: Zwar gibt es auch einen Überblick zur rechtsextremen Szene in Deutschland von Vorwendezeiten bis heute, der grundlegend darstellt, wie die rechtsextreme Szene zu ihrer heutigen Ausbreitung in Deutschland gekommen ist. Vor allem aber geht es um die bis heute noch weniger beachteten Erscheinungsformen des Rechtsextremismus, die aber stetig an Wichtigkeit für die Szene und die Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts in der Gesellschaft gewinnen.

Wenn Nazis sich „modern“ geben

Wie Staud und Radke zu Beginn passend ausführen, wird zwar bis heute zur Illustration von Texten über Rechtsextremismus gern das Foto von dem Paar Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln gewählt. Doch der klassische „Stiefelnazi“ ist schon seit Jahren in der rechtsextremen Szene auf dem Rückzug. Stattdessen wählt sich ein Großteil der Rechtsextremen Aktionsformen und Lebensstile, die sie für erfolgversprechender halten, wenn es darum geht, in die breite Gesellschaft zu wirken – oder auf Anhänger*innen durch Aggressivität und Militanz attraktiv zu wirken.

Ersteres gilt etwa für die Rechtspopulist*innen, die ihren Hass auf Vielfalt der Demokratie hinter „Law and Order“-Forderungen tarnen und ihren Rassismus als „Islamkritik“ verschleiern, um so die gesellschaftliche Stimmung rassistisch und menschenfeindlich kippen zu lassen.  Weil den Rechtspopulist*innen die gewalttätige und antisemitische Komponente „klassischer“ Nazis fehlt, sind sie damit auch durchaus erfolgreich – wenn auch, wie Staud und Radke feststellen, nicht im Hinblick auf Wahlen, aber doch im Hinblick auf das gesellschaftliche Klima, das aktuell in Deutschland herrscht.

Zweiteres gilt für die „Autonomen Nationalist*innen„, einer Strömung der Kameradschaftsszene, der es erstmals gelingt, dem Rechtsextremismus eine gewisse jugendkulturelle Coolness zu verleihen. „Autonome Nationalist*innen“ klauen stilistisch bei erfolgreicheren, oft linken Subkulturen, um ihre Hass-Ideologie als Krönung der Härte, Rebellion und Unangepasstheit zu verkaufen.  Sie hören dazu Hatecore und setzen ihre so entwickelten Gewaltfantasien gegen Andersdenkende gern und oft gnadenlos in die Tat um. Das macht die ANs praktisch so gefährlich und unberechenbar. 

Es ist konsequent, dass diesen beiden Strömungen Stauds und Radkes Hauptaugenmerk gilt. Die alte Tante NPD, aus Ermangelung an Konkurrenz die größte rechtsextreme Partei Deutschlands, kommt in „Neue Nazis“ nur noch am Rande vor – mit ihren Selbstzerfleischungen und dem aktuellen Versuch des Punktens durch Bürgerlichkeit und Kümmerertum.

Wenn Ihnen dies alles als Leser*in von Belltower.news bekannt vorkommt, liegt das daran, dass Sie die richtige Seite lesen – die übrigens im Jahr 2008 von Toralf Staud und Johannes Radke mitbegründet wurde. Das Buch „Neue Nazis. Jenseits der NPD: Populisten, Autonome Nationalisten und der Terror von rechts“ wendet sich dagegen vornehmlich an den oder die unbedarfte Leser*in, der oder die sich nur zeitweilig für das Thema Rechtsextremismus interessiert und so einen kompakten Überblick über die Phänomene der Rechtspopulist*innen oder „Autonomen Nationalist*innen“ erhält. 

Toralf Staud / Johannes Radke:Neue Nazis. Jenseits der NPD: Populisten, Autonome Nationalisten und der Terror von rechts.

Kiepenheuer & Wisch, 2012272 Seiten, 9,99 Euro

| www.kiwi-verlag.de

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