Solche und ähnliche Berichte lassen sich inzwischen häufiger finden:
„Grimmen/Nordvorpommern: In der Bertolt-Brecht-Straße des Grimmener Südwestviertels führten gestern der Freundeskreis Avanti und Angehörige der Stralsunder NPD eine Kundgebung unter dem in der Überschrift erwähnten Motto [„Hartz IV – Deutschland und die Welt“] an [?] Nach einer musikalischen Einleitung mit sozialkritischen Balladen von Hannes Wader und Frank Rennicke sowie altem FDJ-Liedgut [sprach] der NPD-Kreisvorsitzende [?] über die sozialpolitischen Ziele seiner Partei [?]“
Besagter Frank Rennicke, der gerichtsnotorische Hausbarde der NPD, hat in seinem Repertoire – neben Alt- und Neo-Nazi-Liedgut – mittlerweile auch das 1848er-Bürgerlied „Ob wir rote, gelbe Kragen ?“, revolutionäre Weisen aus der Zeit der Bauernkriege und diverse Coverversionen aus dem Songbook der 1960er-/70er-Jahre-Liedermacherszene.
Während die Öffentlichkeit unter dem Etikett „rechtsextremistische Musik“ noch immer lediglich jene krawalligen Skinheadbands mit zumeist unzweideutigen Namen wie „Reichswehr“, „Freikorps“, „Hauptkampflinie“ oder „Störkraft“ vermutet und damit allein das telegene Bestiarium der Glatzköpfe assoziiert, hat sich das Genre in den letzten Jahren stilistisch weiter entwickelt, von den Medien weitestgehend unbemerkt. Erklärtes Ziel der rechten Macher ist es, endlich aus der Neonazi-Schmuddelecke herauszukommen und – nicht zuletzt in der Musik (als dem erklärter- und erprobtermaßen wichtigsten Medium) – salonfähigere Protagonisten zu präsentieren. Auch dezentere (lagerfeuer- und bierzeltkompatible) Töne werden dabei immer öfter angeschlagen – unplugged zur akustischen Gitarre – von einer wachsenden Zahl an Interpreten unter oft nordisch raunenden Namen bzw. Pseudonymen wie „Eichenlaub“, „Julmond“, „Sturmvogel“, „Munin“, „Sleipnir“ oder „Skaldenschall“.
Methode: Einschleichen
So findet man auf jenen schlagzeilenträchtigen „Schulhof“-CDs aus den letzten Bundes- und Landtagswahlkämpfen, welche die NPD flächendeckend verteilt hat, neben einschlägigen Bands wie „Faustrecht“ oder „Nordwind“ selbstverständlich auch Rennicke, dazu eine Liedermacherin und „Deutsche Mutter“ (Annett Moeck). Und die darauf enthaltenen Titel und Texte suggerieren ebenfalls einen vermeintlich neuen, zeitgemäßeren Ton zwischen „jugendbewegt“ und „kapitalismuskritisch“:
„Die Macht des Kapitals“, „Europa, Jugend, Revolution“, „Lebe Dein Leben“ oder schlicht „Rebellion“: „Sie tragen keine Bomberjacken und sind trotz allem national“, heißt es da, und grammatikalisch reichlich gewagt geht es weiter: „[?] Sie gehen zum Fußball oder Partys, ihre Köpfe sind nicht kahl [?] Man kann nur schwer erkennen, wer sie sind und was sie wollen [?], ob du Glatze hast oder nicht, ist völlig scheißegal!“
Die Verwischung von Grenzen ist ein durchaus wohlkalkuliertes Prinzip. Selbst im Umfeld militanter „Kameradschaften“ bemüht man sich – in Ermangelung eigener kreativer Ideen – verstärkt um eine Modernisierung der rechten Protest-Kultur durch die Vereinnahmung ehemals linker Aktionsformen, Symbole und eben auch Musiken. Ché-Guevara-T-Shirts und Palästinenserschals sieht man mittlerweile bei fast jedem Neonaziaufmarsch, und eine Kultband der Szene, die Kombo „Landser“, covert in Berlin-Kreuzberg die alten Hausbesetzer-Songs von Rio Reisers „Ton Steine Scherben“. Vor allem ein führender Aktivist und Organisator der „Freien Kameraden“ im Raum Köln, Axel Reitz, folgt seit einigen Jahren konsequent diesem Konzept. Darüber hinaus haben rechte Musikanten längst Eingang gefunden auch in sich selbst als un-politisch definierende und gerierende Szenen wie etwa „Neofolk“, „Industrial“ oder „Darkwave/Gothic“. Gerade in den dort (wie heutzutage auch andernorts) wabernden esoterischen Nebeln sind mittlerweile die ersten größeren braunen Schwaden zu entdecken. Angelockt von einem ästhetisch nicht unpassenden Ambiente – aus Neu-Heidentum und Germanenkult – haben rechte Strategen begonnen, sich in diesem Milieu – irgendwo zwischen Stonehenge-Mystik und Sonnwendfeiern – breitzumachen und dabei Ausschau zu halten nach einem neuen Klientel. In Subkulturen, deren l?Art pour l?Art-Attitüde gleichzeitig Distanz zu politischen Denotationen wie auch – als unvermeidliche Kehrseite – ein Einfallstor für sie bietet.
Aber auch enger am organisierten Rechtsextremismus sind Musiker – vor allem als Liedermacher – dabei, ihre Programme aus fremden Quellen aufzufüllen, indem sie ehemals konträr verortetes Tonmaterial in ihr weltanschauliches Koordinatensystem rücken. So erklingt „Die Gedanken sind frei ?“ heute als Zugabe auf fast jedem „Kameradschaftsabend“, ebenso wie eine andere Forderung vom entgegengesetzten Ende des politischen Spektrums: „Keine Macht für niemand“ – in einer Faschorock-Version.
Nicht nur einzelne Musiker
Dass es sich hierbei nicht etwa um ein ganz besonderes Hobby jenes Frank Rennicke handelt, zeigt sich sehr schnell beim Durchblättern der Angebotslisten einschlägiger Plattenhändler. In deren Katalogen stellt man schon seit einigen Jahren ausgesuchte „gesellschaftskritische“ CDs von Hannes Wader oder Reinhard Mey gleich neben Neonazibands, tümelnden Bänkelsängern und (juristisch gerade eben noch gestattet) O-Tönen aus dem „Dritten Reich“ fest. Der Arndt-Buchdienst z.B. vertreibt Rennicke-CDs neben einer „Weihnachtsansprache 1936“ von Rudolf Hess, Rechtsrock der Gruppen „Landser“ und „Kraftschlag“ neben dem naturlyrischen „Elfenzauber“ einer Swantje Swanhwit Seite an Seite mit „Zupfgeigenhansel“. Und dann hat man noch etwas Neues im Angebot: „DDR-Liedgut“ – ein „FDJ-Liederabend“ mit „teils widerlich linken, teils aber auch patriotischen und erfrischend unkorrekten Liedern!“ „Unkorrekt“, „nicht-pc“ oder auch „nonkonform“ sind hier in Selbstbeschreibungen inflationär verwendete Adjektive.
Der Bublies-Verlag, der sich diesem strategischen Konzept schon länger, nämlich seit 1979, verschrieben hat, residiert mittlerweile im Hunsrück, wohl nicht zufällig gleich neben jener Burg Waldeck, die in den 1960ern zur Geburtsstätte des sozialkritisch Gitarre spielenden Liedermachers wurde. Und die Neuen Rechten aus der Nachbarschaft proklamieren nun plötzlich für sich, in der gleichen „Protestlied“-Tradition zu stehen. Man knüpfe „an die historische Linie von ?Sturm und Drang?, der Jugendbewegung und der Burg Waldeck-Festivals [an ?] Umrankt von Schwarz-Rot-Gold, der Fahne der 48er und der 89er Revolution!“
Und auch in diesem Katalog mussten sich schon der „Waldeck“-Pionier Peter Rohland oder Hubert von Goissern neben Rennicke oder Friedrich Baunack anpreisen und verkaufen lassen. Ins „Bublies“-Buchsortiment reihen sich weiter ein: Karl Dönitz: „Mein soldatisches Leben“, Wilhelm Keitel: „Generalfeldmarschall und Chef des Oberkommandos der Wehrmacht“, Artur Axmann: „Hitlers letzter Reichsjugendführer erinnert sich“, Günter Bartsch: „Otto Strasser – Zwischen drei Stühlen“, Werner Maser: „Adolf Hitler – So führte und regierte er“, Andreas Molau: „Alfred Rosenberg – Der Ideologe des Nationalsozialismus“, Günter Zerfaß: „Die Pfalz unter französischer Besatzung von 1918 bis 1930“, Ernst Niekisch: „Hitler – ein deutsches Verhängnis“, Baldur Springmann: „Bauer mit Leib und Seele – Heimat aus Licht“, Henning Eichberg: „Herbert Gruhl“, Ernst G. Schenck: „Dr. Morell – Hitlers Leibarzt“, Agnes Miegel: „Ostpreußen“, Muammar al Gaddafi: „Das Grüne Buch – Die aus beduinisch-sozialistischen, basisdemokratischen und arabisch-nationalistischen Gedanken entstandene Theorie des seit 1969 den libyschen Staat prägenden Mannes“. Im Booklet einer Live-CD mit dem Titel „Liedg(l)ut“, die der Bublies-Verlag bzw. dessen Zeitschrift „Wir selbst“ produziert hat, findet sich die folgende programmatische Einleitung von Siegfried Bublies:
„Liebe Freunde, ich darf Sie und Euch alle herzlich begrüßen zu unserem 1. Singe- und Tanztreffen [?] Ich möchte, da unsere Zeitschrift ?Wir selbst? Ausrichter dieses Treffens ist, einen kurzen Überblick geben über das, was unsere Zeitschrift ausmacht und in welchem politischen Zusammenhang sie steht. ?Wir selbst? wurde (1979) auf den Markt gebracht von Leuten im Alter von 18-25 Jahren, die in rechten und nationalen Kreisen aktiv waren [?] Wie Ihr vielleicht alle wißt, stand die irische Gruppe Sinn Fein (= Wir Selbst) bei der Namengebung der Zeitschrift Pate. Auch wir wollten für nationale Identität einstehen. Wir waren dabei nicht nur auf Deutschland fixiert, wenn auch die Überwindung der Teilung im Vordergrund stand, sondern unser Anliegen war, europa- bis weltweit regionale und nationale Unabhängigkeitsbewegungen zu beobachten und ihnen ein Forum zu geben. Mittlerweile ist die Mauer gefallen, viel hat sich in den vergangenen 20 Jahren geändert. Dennoch, die ursprünglichen Ziele, die wir damals vielleicht etwas martialisch, als ?fünffache Revolution? bezeichneten, gelten auch heute noch! Da ist zum einen der Ethnopluralismus, darunter verstehen wir die Erhaltung der Vielgestaltigkeit der Völker in einer Welt der Vereinheitlichung. Unser Kampf richtet sich gegen diese globale Monokultur. Zweitens war es die Basisdemokratie, die wir als besonders wichtig erachtet haben. Man würde heute vielleicht auch sagen, die Volksherrschaft. Besondere Aktualität hat das natürlich angesichts dessen, was die Parteien aus der Demokratie gemacht haben. Unser dritter Revolutionspunkt war ein ?Humaner Sozialismus?. Aus der Rechten kommend, war für uns nationales Gefühl, also ein volkliches Gemeinschaftsgefühl, ohne gesellschaftliche Kritik nicht vorstellbar. Unser vierter Punkt war die Ökologische Lebensgestaltung, der Erhalt und die Wahrung von Mutter Erde [?].“
Nicht nur rechte Themen
Auch das in den 70er/80er-Jahren vor allem links konnotierte Thema Ökologie wird zunehmend als vermeintlich originär rechtes Anliegen okkupiert bzw. zurückerobert. Der Bublies-Verlag hatte dabei eine Vorreiterrolle, als er bereits in den frühen 80er Jahren versuchte, sich der Anti-AKW-Bewegung Mülheim-Kärlich anzuschließen. „[?] Der fünfte Punkt ist etwas plakativ: kulturelle Erneuerung. Wir verstanden darunter die Stärkung von landsmannschaftlichen Eigenarten, Dialektbewegungen, die neue Volksliedkultur, die oft auch sehr gesellschaftskritische Inhalte hatte, vor allem in den 70er und 80er Jahren. Armin Mohler bezeichnete einmal unsere Haltung sehr zutreffend als ?Topographie des Hufeisens?. Das linke und das rechte Ende sind sich relativ nah und das Establishment in weitem Bogen entfernt von diesen Enden – und verachtet von beiden. Es war von Anfang an ein Anliegen unserer Zeitschrift, die Gegensätze links und rechts verschwinden zu lassen, linke und rechte Patrioten an einen Tisch zu bringen [?]“
Die hier angesprochene „Hufeisen-Theorie“ diskutiert man in der Szene auch unter dem Begriff der „Querfront“ und proklamiert darin eine in der aktuellen politischen Situation, wie man unterstellt, nur vom rechten Rand aus zu initiierende und zu generierende „systemkritische Fundamentalopposition“. Dabei versucht man sich nicht zuletzt an einer – auch musikalischen – Renovierung der in der jüngsten Geschichte blutig zerschlissenen Idee eines völkischen Nationalstaates. Und dabei wird eben ganz bewusst – und vermeintlich fernab vom Profan-Politischen – mit Vorliebe auf Folklore gesetzt: Einerseits auf Volkstümliches – mit der Betonung auf „tümlich“ -, andererseits mit erstaunlicher Dreistigkeit auf das im Geist von 68 entstandene Genre des politischen Folksongs.
In einer Konzertmoderation (von Friedrich Baunack) hört sich das dann so an: „Ihr werdet sehen, die – ja, wie soll ich sagen? – die ?volkliche? Szene ist viel vielgestaltiger als es von Außen allgemein angenommen wird. Selbst die geringste Nation trägt ihre besondere Facette des göttlichen Entwurfs in sich. Und was wir zu diesem göttlichen Entwurf beizutragen haben, das wollen wir heute klarmachen [?]“ „Volklich“ – durchaus nicht ungewollt leicht zu verwechseln mit „völkisch“ – und danach erklingt die „Ballade vom Hexenhammer“ in einer Version der Gruppe „Birkler“ – ein Lied, ehedem geschrieben als Protest gegen die Berufsverbote in den 1970ern von Walter Moßmann.
Eben dem Walter Moßmann, der sich dazu in der Ausgabe 6/06 des „Folker! – Das Magazin für Folk, Lied und Weltmusik“ äußerte:
„Liederdiebe – Eines Tages seh ich zufällig im Internet, dass irgendwer sein braunes Süppchen kocht auf der Resthitze meiner ollen Verse von anno dazumal (Ich bitte Sie, frühe 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts!). ?Liedg(l)ut? nennen die das dann auch noch so sinnig [?] – Ach, Du grüne Neune! Lechts und Rinks schon wieder mal zum Velwechsern? Die ?Ballade vom Hexenhammer? wird da gehandelt von NeuRechten, NeuNazis, von gothic und magic people, eine ?Nordische Zeitung – Stimme des Artglaubens? (tatsächlich: ?Artglauben?!) druckt den Text ab, ebenso ein ?Magisches Forum für Hexen, Heiden, Magier, Schamanen?, und eine unverfälscht germanisch ländlich-sittlich kostümierte Gruppe mit dem Namen ?Die Birkler? bringt den Song als volkliche Musik (tatsächlich: ?volklich?!!) gleich zweimal auf CD. Als Vertriebsadressen find ich lauter einschlägige: ?Deutsche-Stimme-Verlag? (NPD-Parteivorstand), ?Wotan-Versand?, ?RockNord? oder auch ?Bublies-Verlag? aus (auch das noch!) Schnellbach, das wie Dorweiler (= Burg Waldeck) zur Verbandsgemeinde Kastellaun gehört. Zunächst hat es mir einfach die Sprache verschlagen, no comment [?] Die völkische In-Gebrauchnahme von all dem alten und neuen Lied-Material ist [?] aber eigentlich nicht erstaunlich. Alle historischen Volksbewegungen, die sich die Neue Rechte derzeit einverleibt, wurden schon immer (auch von den zeitgenössischen Akteuren!) unterschiedlich interpretiert.
Den Bauernkrieg haben die Nazis als Vorspiel und Vorausahnung des Dritten Reiches erzählt, das Bücherregal meines Vaters war voll von solchen Werken, und den Florian Geyer hab ich erstmals kennengelernt als Nazi-Helden quasi mit Blutorden und Ritterkreuz. Und nicht vergessen: auch in der 48er-Revolution gab es jede Menge National-Liberale, denen Macht und Einheit Deutschlands wichtiger waren als die Freiheit der Bürger. ?Demokratie? war auch damals ein Minderheiten-Thema, wohingegen der Begriff ?Volksherrschaft? den Völkischen schon immer schon glatt von der Zunge ging [?] Linke Lieder haben die Nazis schon immer geklaut, die Internationale wurde zur Nationale, der Rote Wedding zum Braunen Wedding, Brüder zur Sonne, zur Freiheit wurde zu Brüder, in Zechen und Gruben etc. etc. Und ich lese bei Peter Schleuning dazu: ?Die Übernahme war einmal als musikalische Gehirnwäsche für solche Gleichgeschalteten gedacht, die noch zuviel vom alten Text und dessen Bedeutung im Kopf hatten, aber es war auch eine Demonstration nach außen: da pflanzten sich die Nazis auf, um zu zeigen: Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt – im Vorgriff schon die Internationale.? Bevor ich auf diesen Satz gestoßen bin, habe ich noch gedacht: Lass doch diese braunen Trottel ihren volklichen Kram machen, was geht?s mich an. Dann hat mir der Schleuning zu denken gegeben. Vielleicht sollte man den Liederdieben doch auf die Pfoten hauen? Vor allem, seit mir nach und nach klar geworden ist, wozu sie mein armes Lied systematisch missbrauchen. Ihr ?neuheidnischer? spießiger Religionsersatz mit allerlei Tandaradei und germanischem Hexen-Brimborium ist noch das Geringste [?]“
Auch Erich Schmeckenbecher von der Gruppe „Zupfgeigenhansel“ begegnete Eigenem plötzlich und unerwartet in neurechtem Kontext: „Gestern habe ich eine CD von Rennicke bekommen, und nun liegt sie hier auf dem Tisch – und stinkt zum Himmel. Es ist nicht nur ein Titel von mir darauf (?Andre, die das Land so sehr nicht liebten? nach dem Text des jüdischen Schriftstellers Theodor Kramer), sondern auch Lieder von Reinhard Mey, Marius Müller-Westernhagen, Heinz Rudolf Kunze und Wolfgang Ambros [?]“.
Methode: Klauen und Verdrehen
Auf jener CD befindet sich auch der Titel „Mein Vater wird gesucht“: „1935 schrieb der Laiendichter Hans Drach den vorliegenden Text als Anklage gegen die Gewaltherrschaft des Hitlerregimes. In diesem Lied spiegelt sich die brutale Verfolgung politisch Andersdenkender durch die Gestapo und SA wider, die ihre politischen Ziele über die Menschenrechte stellen. Der ?Vater? ist Symbol des Widerstandes gegen dieses Unrecht und zugleich Aufforderung, Freiheit und Menschenrechte wiederherzustellen und zu erhalten. Auf der CD von Rennicke wird dieses Lied von Kindern gesungen und er versucht, seine Anklage wegen Volksverhetzung, seine ?Verfolgung? mit der Situation der Verfolgten des NS-Regimes zu vergleichen [?]“11 mit dem folgenden Liedtext:
„Mein Vater wird gesucht. / Er kommt nicht mehr nach Haus. / Sie hetzen ihn mit Hunden, / vielleicht ist er gefunden / und kommt nicht mehr nach Haus. // Oft kamen sie zu uns / und fragten, wo er sei. / Wir konnten es nicht sagen. / Sie haben uns geschlagen. / Wir schrieen nicht dabei ?“
Im Original heißt es allerdings anstatt des „Wir schrieen nicht dabei“: „Oft kam zu uns SA“!
Und am Ende einer erneuten Gerichtsverhandlung gegen ihn – im Januar 2006 vor dem Landgericht in Stuttgart – stellte Rennicke sich in diese historische Traditionslinie: „[?] In Chile wurde Victor Jara, ein kommunistischer Sänger, verfolgt und vernichtet, in der DDR Liedermacher wie Karl Winkler, in der BRD Barden wie Frank Rennicke [?]“
Victor Jara hat man gefoltert und verstümmelt, bevor man ihn schließlich ermordete – Frank Rennicke erhielt (einmal wieder) eine Strafe auf Bewährung.
Dieser Text aus der Zeitschrift Forum Wissenschaft 2/2007 wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler