Nach ihrem Diplomstudium der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Münster arbeitete die 33-Jährige als Leiterin des Kinderbereichs im Katholischen Kinder- und Jugendzentrum „H.O.T. – Alte Dame“ im Stadtteil Rheine-Mesum. Politisch äußerte sich die junge Frau dort selten, durch ihr Aussehen und Auftreten hielten die MitarbeiterInnen des Jugendzentrums Iris Niemeyer für „eher linksalternativ“. Niemand in der Einrichtung wäre auf die Idee gekommen, dass es sich bei ihr um eine seit Jahren in der NPD aktive Rechtsextreme handelt. Umso erschrockener waren die MitarbeiterInnen, als im Herbst 2007 Fotos in einer an das Jugendzentrum gerichteten E-Mail Niemeyer als Aktivistin an einem Stand der rechtsextremen Organisation „Ring Nationaler Frauen“ (RNF) zeigten.
Noch am selben Tag forderten die KollegInnen sie auf, sich von ihrem Engagement in NPD und RNF zu äußern, und konfrontierten sie mit der Unvereinbarkeit des demokratisch-pädagogischen Werteverständnisses der Einrichtung mit dem NPD-Parteiprogramm. Sich innerhalb der Einrichtungen zu ihren rechtsextremen Einstellungen zu bekennen, hatte Niemeyer bis zu diesem Zeitpunkt nicht für notwendig gehalten – von ihren politischen Aktivitäten und Inhalten distanzierten wollte sie sich nicht. Das Angebot der MitarbeiterInnen, über alles zu reden, sofern sie sich von der Partei abkehre, schlug sie aus. Ihr wurde fristlos gekündigt.
Nach einer Rechtsbelehrung durch die NPD zog Iris Niemeyer dagegen vor Gericht und bekam in erster Instanz Recht. Der Träger der Kinder- und Jugend-Freizeiteinrichtung, das Katholische Jugendwerk Mesum e.V., willigte daraufhin in einen Vergleich in Höhe eines Monatslohnes ein. Nur Wochen nach ihrer Entlassung ließ sich Iris Niemeyer zur Vorsitzenden des neu gegründeten Ortsverbands Rheine wählen. Sie engagiert sich bis heute beim Aufbau von NPD- und RNF-Strukturen in Nordrhein-Westfalen und ist eine der Gründerinnen der rechtsextremen Frauengruppe „Jeanne D.“
Autorin: Juliane Lang
Dieser Text wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Deutschen Frauenrat. Er erschien zuerst in der Zeitschrift „Frauenrat. Ausgabe 6/2008: Gefährlich im Aufwind. Rechtsextreme Frauen.“ Kostenlose Probeexemplare des Heftes können Sie unter kontakt@frauenrat.de oder auf der Website des Deutschen Frauenrates bestellen: www.frauenrat.de bestellen.