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Patrice Lumumba Rassistischer Name für Kakaogetränk mit „Schuss“

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Heiße Schokolade mit Rum wird traditionell als „Lumumba“ verkauft, doch die Debatte um den Namen des Getränks wird immer lauter. (Quelle: picture alliance / Maximilian Koch | Maximilian Koch)

Adventszeit ist die Zeit für Punsch, Glühwein, Feuerzangenbowle oder warmen Eierlikör. Auch der klassische Kakao mit einem Schuss Alkohol wird auf den Weihnachtsmärkten gerne getrunken. Vielerorts wird dieses Kakaogetränk noch immer „Lumumba“ genannt. Auch wenn die Herkunft der Bezeichnung nicht eindeutig geklärt ist, weist doch vieles darauf hin, dass dieses kakaohaltige Heißgetränk höhnisch nach dem kongolesischen Freiheitskämpfer Patrice Lumumba benannt wurde.

Patrice Lumumba: Ikone des antikolonialen Widerstands in Afrika

Patrice Lumumba war 1960 der erste frei gewählte Regierungschef des unabhängigen Kongo (heute Demokratische Republik Kongo) nach der belgischen Kolonialherrschaft. Lumumba wurde 1925 geboren und gehörte zu den Gründern der Mouvement National- Partei (MNC). Als ihr Vorsitzender wurde er 1959 verhaftet und von den Belgiern gefoltert. Die Kolonialmacht tolerierte keine kongolesischen Parteien, die sich für die Unabhängigkeit des Landes einsetzten. Die schier unermesslichen Ressourcen des Kongo waren für die westlichen Ökonomien seit jeher von hohem Interesse. Als der belgischen Kolonialregierung klar wurde, dass die Unabhängigkeit des Landes nur noch eine Frage der Zeit war, ließ sie Lumumba zähneknirschend frei. Am 30. Juni 1960 wurde Patrice Lumumba zum ersten Ministerpräsidenten der in die Freiheit entlassenen jungen Republik gewählt.

Doch auf eine Unabhängigkeit, wie sie Lumumba vorschwebte, die den Zugriff auf die eigenen Ressourcen einschloss, waren die westlichen Unternehmen und Regierungen überhaupt nicht erpicht. „Unter dem Deckmantel der Freiheit waren sie fest entschlossen, den Kongo weiter auszubeuten“, so die Konrad Adenauer Stiftung. Zu viele Regierungen, Ökonomen und Geheimdienste sahen in der Person Lumumbas ihre Interessen gefährdet. Bereits im August 1960 hatte der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower angeordnet, Lumumba zu töten. Vor allem, weil Lumumba militärische Unterstützung auch in der Sowjetunion suchte, soll Eisenhower gesagt haben: „Wir müssen den loswerden.“

Im September 1960 führte Mobuto, ein von den Belgiern und den USA unterstützter Widersacher Lumumbas, einen Staatsstreich durch, in dessen Folge Lumumba am 12. September 1960 aus seinem Amt als Premierminister entlassen und unter Hausarrest gestellt wurde. Am 17. Januar 1961 wurde der einstige Ministerpräsident von einem belgisch-kongolesischen Erschießungskommando hingerichtet. Sein Leichnam wird vergraben, einige Tage später wieder ausgegraben, zerstückelt und in Säure aufgelöst.

Nun zurück zum Kakaogetränk mit „Schuss“, bei dem schwer zu glauben ist, dass es nur zufällig den Namen Lumumba trägt, der durch Schüsse ermordet wurde. Schließlich hat es zum einen in mehrheitlich weiß-geprägten Gesellschaften lange Tradition, Schwarze Menschen mit Nahrungsmitteln in Verbindung zu setzen, die Bezug auf die Hautfarbe nehmen. Zum anderen bringen exotisierende und rassistische Vorstellungen Schwarze Menschen in Verbindung mit Lebensmitteln und Konsumartikeln, die historisch mit Kolonialismus, Ausbeutung und Versklavung von Schwarzen Menschen verknüpft sind. Der Name des Kakaogetränks ist eine Verhöhnung des hingerichteten Freiheitskämpfers. Es zeigt sich hier, wie wenig bewusst sich die deutsche Gesellschaft über rassistische Wirklichkeiten ist.

Rassistischem Handeln wohnt nicht direkt rassistische Intention inne

Dabei ist natürlich nicht jeder, der sich einen „Lumumba“ auf dem Weihnachtsmarkt bestellt, ein Rassist. Schließlich geht rassistischem Sprechen und rassistischem Handeln nicht immer eine böswillige Intention voraus. Daher ist die seit einigen Jahren geführte Debatte um die Bezeichnung dieses Getränks umso wichtiger. Vermutlich wissen viele Menschen, die sich dieses Getränk bestellen, nichts von der rassistischen Verhöhnung der Ikone des antikolonialen Widerstands.

Daher ist es nur zu begrüßen, dass nun erste Institutionen empfehlen, den Begriff „Lumumba“ für das Getränk zu meiden. So hat etwa der Frankfurter Weihnachtsmarktbetreiber, die Frankfurter Tourismus und Congress GmbH, Standbetreiber in einem Schreiben gebeten, auf den Namen „Lumumba“ zu verzichten.

„Sollten Sie ein Getränk im Angebot haben, welches Sie als ‚Lumumba‘ bezeichnen, möchten wir Sie eindringlich bitten, den Namen zu ändern und es auf Menükarten/Getränkekarten/Schildern unkenntlich zu machen.“ Als Alternativen Betreiber-GmbH unter anderem „Kakao mit Schuss“ oder „Heiße Schokolade mit Rum“ vor.

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