In Sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook lassen viele Menschen ihren Emotionen freien Lauf. So auch während und nach dem EM-Halbfinalspiel von Deutschland gegen Italien. Das Ergebnis hieß 2:1 für Italien, der Torschütze beider italienischen Tore war der schwarze Spieler Mario Balotelli. Dabei tun sich Untiefen auf, welcher rassistische Sprachgebrauch für viele ganz normal scheint. Wer für jeden Kommentar, der Balotelli entweder mit dem N*-Wort beleidigte oder ihn mit einem Affen verglich, einen Euro bekommen hätte, wäre heute eine reiche Person. Wie der vielverteidige Party-Patriotismus bei nicht wenigen Fans vom Fähnchenschwingen in niedersten Rassismus umschlägt, konnte man auch in Kommentarspalten der Medien beobachten, bis diese geschlossen oder moderiert wurden.
Zunächst traf nationalistischer Eifer den deutsch-italienischen Tagesthemen-Moderator Ingo Antonio Zamperoni, der zum Ende der Sendung Dichter Dante zitierte: „Möge der Bessere gewinnen“. Daraufhin, berichtet tagesschau.de-Blogger Dr. Kai Gniffke, brach ein empörter Sturm von Emails und Anrufen los. Treffend stellt Gniffke fest: „Die Volksseele kocht, und wir lernen, dass Einwandererkinder zwar für Deutschlands Nationalmannschaft kicken dürfen, aber wenn Zamperoni in den Tagesthemen Dante zitiert, ist die nationale Ehre im Eimer.“
In Wuppertal gab es Prügeleien, rassistische Parolen und sogar die Peinlichkeit, dass deutsche Fans unter rassistischen Rufen Spaghetti auf feiernde Fans der italienischen Mannschaft warfen. Die Innenstadt wurde zeitweise komplett gesperrt. Nur durch einen massiven Polizeieinsatz seien größere Zusammenstöße zwischen 800 frustrierten Anhängern der deutschen Mannschaft und etwa 600 italienischen Fans verhindert worden (DerWesten, rp-online).
In Wolfburg wollten Fans der deutschen Mannschaft mit Gewalt einen Autokorso italienischer Fans verhindern. Faire Verlierer sehen anders aus. In Lübeck mussten italienische Fans aus Angst vor Gewalt von der Polizei eskortiert werden (BILD).
Manchmal die die Decke der Zivilisation nur dünn.
Offene Neonazis dagegen können ihren Rassismus ebenso klar ausleben, haben in ihren Kreisen aber argumentativ andere Probleme, mit dem Aus der deutschen Mannschaft umzugehen.