Rechtsrock: Ein Kostenbescheid der Polizei in vier Jahren +++ Prozess um Terrorgruppe S: Brisante Aussagen des Informanten +++ In Reih‘ und Glied und Uniform: Bizarrer AfD-Auftritt in Sachsen +++ Rechtsextreme und Waffen: Wie effizient sind Kontrollen? +++ 17 Jahre nach NSU-Attentat Mahnmal für Kölner Opfer soll in Keupstraße +++ Meissen: Wie Reichsbürger Corona-Proteste für sich nutzen +++ Sperre in Mobil-Apps: Telegram-Kanal von Attila Hildmann weitgehend blockiert +++ Hitlergrüße, Alkohol und Sexismus: Skandal-Einheit bewacht unsere Spitzenpolitiker +++ Verfassungsschutz-Skandal in Sachsen: Betroffener Politiker kritisiert auf das Schärfste – „Mir fehlen die Worte“ +++ Berliner Ombudsstelle zählt 315 Beschwerden – 110 wegen Rassismus +++ Gruppen „Dies Irae“ und „Polizeiproblem“ kapern Werbeflächen: Polit-Werbung mit Helene Fischer gegen Polizei +++ Wahl in Sachsen-Anhalt: „Die AfD war im Wahlkampf superaggressiv“ +++ AfD und CDU fordern Absetzung von Stephan Kramer +++ Thüringen: CDU-Kandidat Maaßen im Gegenwind +++ Südthüringen: Umfrage vor Bundestagswahl: SPD-Kandidat Ullrich vor CDU-Bewerber Maaßen +++ Ostbeauftragter Marco Wanderwitz: „Anfälligkeit für einfache Wahrheiten“ +++ Ingo Schulzes Rede zur Verleihung des Dresdner Kunstpreises: Man wird nicht als Ostler geboren +++ Antisemitismus: Freiheit für Unkluge +++ „Israel ist Apartheidsstaat“: Hochschule wirft Dozenten raus – der selbst Jude ist +++ Polizei startet Kampagne gegen Antisemitismus +++ Rheinland-Pfalz: Neue Dokumentations- und Koordinierungsstelle Antisemitismus +++ Auch Verfassungsänderung zur „Rasse“ kommt nicht mehr zustande +++ Bodo Schiffmann holt jetzt „Querdenker“ zum Tansania-Urlaub +++ Laos: Wer die Regierung im Netz kritisiert, wird zum Cyber-Kriminellen.
Rechtsextremismus
Rechtsrock: Ein Kostenbescheid der Polizei in vier Jahren
Die Thüringer Polizei hat seit 2017 nur in einem Fall nach ihrem Einsatz bei einer rechten Musikveranstaltung dem Organisator einen Gebührenbescheid geschickt. Bei einem weiteren solchen Event prüfe die Polizei derzeit noch, ob sie einen Bescheid versende, heißt es in der Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Madeleine Henfling.
Bei weiteren 51 von 53 seit damals geprüften Veranstaltungen „konnte nicht zweifelsfrei festgestellt werden, dass es sich um nicht genehmigte öffentliche Veranstaltungen handelt“. Deshalb habe man davon ausgehen müssen, dass die als Liederabende, Geburtstagsfeiern, Konzerte und Ähnliches deklarierten Events „privater Natur““ gewesen seien. „Somit lagen keine Gründe für einen Kostenbescheid gegenüber dem jeweiligen Verantwortlichen vor“, hieß es. Die Entscheidung über einen Kostenbescheid trifft nach Angaben des Innenministeriums die Landespolizeidirektion.
Prozess um Terrorgruppe S: Brisante Aussagen des Informanten
Beim Prozess um die Terrorgruppe S. in Stuttgart wurden Details über die Anschlagspläne bekannt. Neben Bielefeld hatte die Gruppe offenbar Moscheen in Hamburg und München ins Auge gefasst. So hatte das Paul U. bei der Polizei ausgesagt – er ist einer der Angeklagten, aber auch der Hauptbelastungszeuge. Mit seinen Aussagen tritt der Prozess in eine entscheidende Phase.
In Reih‘ und Glied und Uniform: Bizarrer AfD-Auftritt in Sachsen
Es ist erschütternd, was sich auf Marktplätzen in Sachsen manchmal abspielt. So wie am Montagabend in Döbeln. Zwölf Männer mit NVA-Schiffchen oder Bundeswehr-Baretten treten auf dem Marktplatz und unter den Augen der Polizei zum Appell an, eingeleitet wird das bizarre Schauspiel vom örtlichen AfD-Fraktionschef Dirk Munzig (57, „Ich bin Leutnant der Reserve“). Ein selbst ernannter Vorgesetzter befiehlt im Kasernenton: „Kameraden stillgestanden! Kameraden, salutiert dem deutschen Volk!“ Die Männer, teilweise mit wenig diensttauglicher Figur, gehorchen. Die Marktplatz-Militärs von Döbeln zählen sich zum neu gegründeten „Veteranen-Pool“ – eine Gruppierung, die sich auf einer Messenger-Plattform gegründet und auf die Fahnen geschrieben hat, sich künftig zwischen Polizei und Demonstranten (vornehmlich befreundete Querdenker) zu stellen. Die sächsische „Ländergruppe“ des „Veteranen-Pools“ zählt bereits 415 Mitglieder.
Rechtsextreme und Waffen: Wie effizient sind Kontrollen?
Immer mehr Rechtsextreme besitzen Waffen. Und das, obwohl seit vergangenem Jahr mit dem veränderten Waffenrecht genau das verhindert werden soll. Denn kontrollieren lassen sich Waffen in Privatbesitz kaum.
17 Jahre nach NSU-Attentat Mahnmal für Kölner Opfer soll in Keupstraße entstehen
17 Jahre nach dem Attentat der rechtsextremistischen Terrorgruppe NSU an der Keupstraße wird das Mahnmal für die Opfer des Anschlags Wirklichkeit. Und zwar an der von verschiedenen Initiativen gewünschten Stelle an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete). Nun hat sich auch die Stadtverwaltung dazu geäußert. „Ich bin sehr froh und erleichtert darüber, dass es nun endlich zur Realisierung des Denkmals nach den Entwürfen von Ulf Aminde kommen kann“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Meissen: Wie Reichsbürger Corona-Proteste für sich nutzen
Mit Aufrufen zu angeblichen Gemeinderatswahlen stiften Reichsbürger Verwirrung im Kreis Meißen. Der Verfassungsschutz geht dagegen vor. Die Aushänge, zum Beispiel in der Nähe des Forsthauses Kreyern in Coswig, bei Großenhain oder im Glaubitzer Ortsteil Radewitz, wirken amtlich. Der Kopf ist in den sächsischen Farben Weiß-Grün gehalten. Dazu kommen zwei Fantasiewappen. Eine angeblich Staatliche Wahlkommission Sachsen ruft darunter zu einem Referendum über Siegelrechte sowie zur Wahl von Verweser und Gemeinderat auf. Ähnliche Schreiben aus der Szene der Reichsbürger waren jüngst auch in der Lausitz aufgetaucht sowie im Osterzgebirge. Experten des sächsischen Verfassungsschutzes erklären auf Nachfrage von Sächsische.de, was hinter dem Verwirrspiel steckt.
https://www.saechsische.de/meissen/politik/reichsbuerger-5459682-plus.html
Sperre in Mobil-Apps: Telegram-Kanal von Attila Hildmann weitgehend blockiert
Sein Telegram-Kanal ist das wichtigste Online-Werkzeug von Attila Hildmann. Seit Dienstag ist sein Auftritt dort stark eingeschränkt. Ganz verschwunden von der Plattform ist Hildmann aber nicht.
Polizei und Verfassungsschutz
Hitlergrüße, Alkohol und Sexismus: Skandal-Einheit bewacht unsere Spitzenpolitiker
Die Spezialeinheit, die für den Schutz deutscher Spitzenpolitiker und Einrichtungen im Ausland zuständig ist, versinkt in einem Affärensumpf. Auch der Kontakt zu einer dubiosen privaten Sicherheitsfirma ist enger als bisher bekannt. Die Grünen fordern nun einen klaren Schnitt. Sie schützen Deutschlands Spitzenpolitiker und deutsche Einrichtungen im Ausland: Die Beamtinnen und Beamten der Einheit für Auslands- und Spezialeinsätze (ASE) des Bundeskriminalamts (BKA) sind militärisch trainierte Elitebeamte. Doch die Einheit versinkt in einem Skandal aus rechtsextremen Kontakten, Hitlergrüßen, Alkohol und Sexismus: Gegen zehn von 30 Mitgliedern werden Disziplinarverfahren geführt, in drei Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft. Ermittelt wird gegen einen Mitarbeiter, der „mehrfach den Hitlergruß gezeigt haben“ soll, ein weiterer soll einen Kollegen bedroht haben, ein dritter Gewaltdarstellungen verbreitet. Disziplinarverfahren werden wegen „unangemessenem Sprachgebrauch mit frauenfeindlichen, fremdenfeindlichen und auch rassistischen Tendenzen“ geführt sowie wegen Alkoholmissbrauchs auch im Dienst.
Verfassungsschutz-Skandal in Sachsen: Betroffener Politiker kritisiert auf das Schärfste – „Mir fehlen die Worte“
Eine Datenaffäre in Sachsen weitet sich aus: Der sächsische Verfassungsschutz soll illegal Informationen über Vize-Ministerpräsident Martin Dulig (SPD) gespeichert haben. Dieser übt deutliche Kritik. Sachsens Vize-Ministerpräsident Martin Dulig (SPD) hat Stellung dazu genommen, dass das Dresdner Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) illegal Informationen über ihn gesammelt hat. Er hat die Vorgehensweise des Geheimdienstes auf das Schärfste kritisiert. „Mir fehlen die Worte für das, was hier passiert ist. Ich fühle mich kriminalisiert. Es ist für mich ein ungeheuerlicher Vorgang, dass über mich als Demokrat Daten vom Verfassungsschutz gesammelt werden“, erklärte Dulig an diesem Dienstagnachmittag in einem Presse-Statement. Ihm sei auf sechs Seiten dargelegt worden, was über ihn gesammelt worden sei. Am meisten habe ihn gewundert, „dass es um politische Bewertungen ging“. Dass er „die CDU kritisiert habe, war es wert, dass ich aufgenommen wurde“, meinte der sächsische Wirtschaftsminister weiter. Er sei fassungslos und empört, fühle sich persönlich angegriffen.
Berliner Ombudsstelle zählt 315 Beschwerden – 110 wegen Rassismus
Das Antidiskriminierungsgesetz soll Berliner besser vor Diskriminierung und Willkür durch Polizei oder andere Behörden schützen. Ein Jahr nach Inkrafttreten gingen insgesamt 315 Beschwerden ein. Ein Drittel davon wegen Rassismus. Knapp ein Jahr nach Inkrafttreten des Berliner Antidiskriminierungsgesetzes (LADG) zählt die Ombudsstelle insgesamt 315 Beschwerden. Rund ein Drittel davon wurden aufgrund von rassistischen Erfahrungen gestellt, so die Leiterin der bei der Justizverwaltung angesiedelte Ombudsstelle, Doris Liebscher.
Gruppen „Dies Irae“ und „Polizeiproblem“ kapern Werbeflächen: Polit-Werbung mit Helene Fischer gegen Polizei
Helene Fischer als Parship-Persiflage und Horst Seehofer mit Augenklappe: Polit-Werbung gegen die Polizei sorgte nun auch in Kassel für Aufsehen. Die Polizei-Gewerkschaft verurteilt die Aktion. Vier Tage lang machte Helene Fischer in Kassel auf ein Polizeiproblem aufmerksam. Seit Fronleichnam hing etwa vor dem Bahnhof Wilhelmshöhe ein Plakat der Schlagersängerin mit dem Slogan: „Alle 17 Minuten ruft ein Polizist Daten von Helene Fischer ab.“ Daneben war ein Porträt des Innenministers Horst Seehofer mit Augenklappe auf dem rechten Auge zu sehen. Dazu der Spruch: „Rechter Rand verschwindet sofort!“
https://www.hna.de/kassel/werbe-aktion-gegen-polizei-90793133.html
AfD
Die AfD konnte in Sachsen-Anhalt besonders bei jungen Menschen punkten. Drei Politiker über Wahlkampf auf Instagram, Flugzeuge der AfD und zertrümmerte Bürofenster.
AfD und CDU fordern Absetzung von Stephan Kramer
In den vergangenen Tagen wurde in Deutschland wieder viel von Brandmauern gegen den Faschismus gesprochen. Manch einer zeigte sich in dieser Hinsicht gar regelrecht erfreut über das Wahlergebnis der Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt: Immerhin bekomme die AfD keine Regierungsmacht, die demokratische Bastion CDU halte als Siegerin Rechtsaußen auf Abstand. Alles scheint also gut? Dass solches Gerede an der Realität vorbeigeht, kann man derzeit in Thüringen beobachten. Hier hat der Verfassungsschutzchef Stephan Kramer seine Arbeit gemacht und darauf hingewiesen, dass CDU-Bundestagskandidat Hans-Georg Maaßen »antisemitische Stereotype« verwendet. Die Reaktion: Die AfD-Landtagsfraktion und zwei CDU-Landtagsabgeordnete fordern die Entlassung Kramers.
Wahlen
Thüringen: CDU-Kandidat Maaßen im Gegenwind
Vor zwei Monaten wurde Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen von der CDU in Südthüringen für die Bundestagswahl nominiert. Doch die Debatten um ihn reißen nicht ab. Jetzt zeigt sich: Seine potenziellen Wähler halten von dem 58-Jährigen nicht so viel.
Südthüringen: Umfrage vor Bundestagswahl: SPD-Kandidat Ullrich vor CDU-Bewerber Maaßen
Der Südthüringer SPD-Direktkandidat und frühere Biathlon-Trainer Frank Ullrich liegt einer Umfrage zufolge derzeit vor seinem CDU-Konkurrenten, dem einstigen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen. Das geht aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Vereins „Campact“ hervor. Forsa hatte in der letzten Maiwoche etwa 1.000 Südthüringer Wahlberechtigte telefonisch befragt. Demnach würden aktuell 22 Prozent der Wahlberechtigten den SPD-Kandidaten in den Bundestag wählen.
Ostbeauftragter Marco Wanderwitz: „Anfälligkeit für einfache Wahrheiten“
Wanderwitz im Interview über Männer, die nie die DDR live erlebt haben, aber bestimmte „demokratieproblematische Denkmuster von den Eltern übernommen“ haben. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz, ist für seinen Versuch, den Erfolg der AfD im Osten Deutschland mit „Diktatursozialisierung“ zu erklären, heftig kritisiert worden. Er sieht sich durch die Wahlergebnisse in Sachsen-Anhalt aber bestätigt. Ein Gespräch über die Wirkung seines Frontalangriffs, Fehler der CDU und das Problem mit der Ostidentität.
Antisemitismus
Antisemitismus: Freiheit für Unkluge
Juden in Deutschland wurde jüngst geraten, ihre religiösen Symbole zu verstecken, um Angriffe zu vermeiden. Damit aber beugt man sich vorauseilend dem Diktat der Antisemiten und gibt den Opfern die Schuld. No-Go-Areas darf es in einer Demokratie nicht geben.
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article231662865/Antisemitismus-Freiheit-fuer-Unkluge.html