Erste „Querdenker“-Proteste abgesagt+++Impfskandal in Friesland weitet sich aus+++Studie zu Hatespeech im Netz: Gewalt steigt an+++Brandstifter einer Flüchtlingsunterkunft müssen 2,9 Millionen Euro zahlen+++Langsame und stetige Vereinnahmung-Eine Rekonstruktion nach dem „Sturm auf den Reichstag“+++Hundert Nazis leben in Erfurt+++Rechtsterrorismus: Von Halle nach Hanau zu Röthenbach?+++Karl Hilz wirbt um die Unterstützung der Reichsbürger-Szene+++Muss die NPD ihre Plakate abhängen?+++Rio de Janeiro: Antisemitische Hacker stören virtuelle Trauerfeier+++Christentum von Rechts+++Nach Rassismus-Skandal: Deutschland Tour mit Algerier Lagab+++Das Z*-Wort steht in Schulbüchern nicht immer in Anführung, in Lehrplänen ist Antiziganismus kein Thema und junge Roma* und Sinti* werden stark benachteiligt+++Musiker:innen setzen sich mit Konzert fürs Impfen ein+++Jüdisches Leben: Kurzfilm-Abend zu Antisemitismus+++Antisemitismus bei der Polizei+++Buchhändlerin setzt sich für Sichtbarkeit jüdischen Lebens ein+++Jüdisches Fim-Festival: Von orthodox bis queer
Gewalt und Bedrohung
Erste „Querdenker“-Proteste abgesagt
Berlin: Knapp einen Monat nach den „Querdenker“-Protesten in Berlin wollen Corona-Leugner am kommenden Wochenende wieder in der Hauptstadt auf die Straße gehen. Von den insgesamt 31 Demonstrationen und Kundgebungen mit entsprechendem Bezug wurden fünf, die am Sonntag stattfinden sollten, laut eines Polizeisprechers vom Anmelder wieder abgesagt. Fünf weitere an beiden Tagen hat die Versammlungsbehörde bis Mittwochabend bereits verboten.
Impfskandal in Friesland weitet sich aus
Neben dem vom DRK betriebenen Impfzentrum würden Räume der DRK-Kreisverbände Jeverland und Varel-Friesische Wehde überprüft, teilte die Polizeidirektion Oldenburg mit. Nach Informationen des NDR in Niedersachsen geht es um den Verdacht des Abrechnungsbetrugs. Dieser war aufgekommen, als die Ermittler Beweise gegen eine ehemalige DRK-Mitarbeiterin suchten, die möglicherweise zahlreichen Patienten Kochsalzlösung statt eines Corona-Impfstoffs gespritzt haben könnte. Details zur Durchsuchung will die Polizei im Laufe des Tages bekannt geben.
Studie zu Hatespeech im Netz: Gewalt steigt an
Studie: Jugendliche im Internet sind häufig mit homosexuellenfeindlicher Hassrede konfrontiert. Rund die Hälfte der 13- bis 19-Jährigen in der Schweiz trifft laut einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften mehrmals pro Woche auf Hasskommentare im Internet. Wie aus „James-Focus: Hassrede im Internet“ hervorgeht, gibt es größere Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen den Altersklassen und zwischen Mädchen und Jungen. Mehr als zwei Drittel der jungen Menschen, die Hassrede wahrgenommen haben, geben an, dass Personen online vor allem aufgrund ihres Aussehens beleidigt werden. Mehr als die Hälfte hält zudem fest, dass sie auch Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung beobachteten – etwas mehr als Hassrede wegen Herkunft oder Hautfarbe. Danach folgen die Merkmale Nationalität sowie Geschlecht/Geschlechtsidentität.
https://www.queer.de/detail.php?article_id=39811
Brandstifter einer Flüchtlingsunterkunft müssen 2,9 Millionen Euro zahlen
Nach der Brandstiftung an einer als Flüchtlingsunterkunft vorgesehenen Turnhalle im brandenburgischen Nauen 2015 müssen die drei Täter knapp 2, 9 Millionen Euro Schadenersatz zahlen. Das hat das Landgericht Potsdam am Dienstag entschieden, wie eine Gerichtssprecherin „Evangelischen Pressedienst“ sagte.
Langsame und stetige Vereinnahmung.Eine Rekonstruktion nach dem „Sturm auf den Reichstag“
Ein Jahr nach dem vermeintlichen «Sturm auf den Reichstag» haben die Proteste gegen die Coronamaßnahmen in Deutschland an Strahlkraft verloren. Rechte Strukturen haben aber nachhaltig profitiert – darunter eine neue Partei, die jetzt vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Eine Rekonstruktion.
Rechtsextremismus und AfD
Hundert Nazis leben in Erfurt
Erfurt. Die Thüringer Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass sich in Erfurt in den vergangenen Jahren eine etablierte rechtsextreme Szene gebildet hat. In dieser Szene hätten sich im vergangenen Jahr einige Hundert Personen bewegt, heißt es in der Antwort des Thüringer Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Landtagsabgeordneten Katharina König-Preuss. »Dem rechtsextremistischen Spektrum in der Stadt Erfurt wird eine Personenstärke im unteren dreistelligen Bereich zugeordnet.« Die Mehrzahl der Rechtsextremen in der Stadt seien Männer.
Rechtsterrorismus: Von Halle nach Hanau zu Röthenbach?
Das Oberlandesgericht München hat die mittelfränkische Rechtsextremistin Susanne G. wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Bedrohungen zu sechs Jahren Haft verurteilt.
https://jungle.world/artikel/2021/34/halle-hanau-roethenbach
Karl Hilz wirbt um die Unterstützung der Reichsbürger-Szene
Im Rahmen einer Videokonferenz der Reichsbürger-Szene um Rüdiger Hoffmanns Gruppierung staatenlos.info schaltete sich am 13. August auch Karl Hilz zu. Er warb um die Mitarbeit der Anhänger in der von ihm und anderen Pandemieleugnern ausgerufenen „neuen APO“. Wohl wichtigste Bedingung: keine sichtbaren Reichsflaggen auf Demos. Es zeigt sich erneut, mit wem der ehemalige Polizeibeamte gemeinsame Sache zu machen bereit ist, wenn es gegen den demokratischen Rechtsstaat geht.
Muss die NPD ihre Plakate abhängen?
Lahr – Der NPD droht in Lahr Ärger mit der Justiz. Nach Hinweisen der LZ auf möglicherweise volksverhetzende Inhalte von Wahlplakaten hat die Stadtverwaltung die Polizei eingeschaltet. Die Partei reagiert gelassen auf die Vorgänge. „Asyllobby = Terrorhelfer“ oder „Wir schieben ab“ steht in großen Lettern auf rotem Grund: Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) bringt derzeit auch in Lahr ihre rechtsextremen Botschaften unter die Leute – und sorgt so bei vielen für Unbehagen. Bürger fragen sich: Sind diese Aussagen noch grenzwertig oder schon darüber hinaus?
Antisemitismus und Verschwörungsideologie
Rio de Janeiro: Antisemitische Hacker stören virtuelle Trauerfeier
An einer jüdischen Schule in Brasilien wurde die Online-Trauerfeier für eine langjährige Schulleiterin von Antisemiten gehackt. Dora Fraifeld, die fast vier Jahrzehnte lang an der Eliezer-Max-Schule der Reform-Gemeinschaft Associação Religiosa Israelita (ARI) in Rio de Janeiro unterrichtet und diese auch geleitet hatte, war in der vergangenen Woche im Alter von 74 Jahren verstorben.
Christentum von Rechts
Theologen warnen vor rechtsradikalen Christen-Gruppierungen. Rechtes Christentum gibt es nicht nur in den USA. Auch in Europa wirken Rechte unter christlichen Vorzeichen. Ein neues Buch klärt auf.
Rassismus
Nach Rassismus-Skandal: Deutschland Tour mit Algerier Lagab
Stralsund: Nach dem Skandal um den deutschen Radsport-Funktionär Patrick Moster bei den Olympischen Spielen wird der von ihm rassistisch verunglimpfte algerische Fahrer Azzedine Lagab bei der am Donnerstag beginnenden Deutschland Tour an den Start gehen. Moster, Sportdirektor vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR), hatte bei den Spielen in Tokio den Kölner Nikias Arndt an der Strecke mit den Worten «hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber, komm» angefeuert, die vor ihm fahrenden Lagab und Amanuel Ghebreigzabhier aus Eritrea noch einzuholen. Die Rufe waren vom Fernsehen eingefangen und live übertragen worden. Danach musste Moster aus Tokio abreisen und wurde vom Weltverband UCI bis Ende des Jahres gesperrt.
Das Z*-Wort steht in Schulbüchern nicht immer in Anführung, in Lehrplänen ist Antiziganismus kein Thema und junge Roma* und Sinti* werden stark benachteiligt
Deine Eltern arbeiten doch als Autoscheibenputzer auf der Straße!‘ – solche Beleidigungen habe ich in der Schule oft gehört“, sagt Estera, 18 Jahre, 12. Klasse. „Selbst Lehrer:innen benutzen das Z*-Wort. Das macht mich unglaublich wütend!“ Die aufgeweckte Romni, die nach ihrem Abitur selber Lehrerin werden will, kam mit ihrer Familie vor rund zehn Jahren aus Rumänien nach Berlin, wie auch David, 22, Student der Sozialen Arbeit: „Mich hat ein Mitschüler mit dem Z*-Wort ein Jahr lang regelrecht gemobbt und als Dieb bezeichnet.“ Der Klassenlehrer sei nicht eingeschritten.
Gegenstrategien
Jüdisches Leben: Kurzfilm-Abend zu Antisemitismus
Zittau: Im Rahmen der Ostritzer Filmnächte werden am Donnerstagabend Clips von jungen Juden und Muslimen vorgestellt – Auftakt einer neuen Veranstaltungsreihe.
Strategien gegen Antisemitismus bei der Polizei
In Baden-Württemberg sind die bundesweit ersten Polizeirabbiner tätig. Shneur Trebnik ist einer von ihnen. Er will den Beamten vermitteln, was jüdisches Leben in Deutschland bedeutet – und antisemitischen Tendenzen entgegenwirken.
https://www.sueddeutsche.de/politik/polizei-rabbiner-baden-wuerttemberg-1.5392279
Musiker:innen setzen sich mit Konzert fürs Impfen ein
Die Musikszene scheint gespalten: Sängerin Nena hatte sich mehrfach gegen Corona-Maßnahmen gestellt und einen angeblichen Impfzwang verurteilt. Nach einem Skandal-Konzert und Nenas Auftritt bei einer Veranstaltung von Corona-Leugnern wurden mehrere Auftritte der einstigen Pop-Ikone abgesagt. Zuvor waren bereits die Sänger Michael Wendler und Xavier Naidoo in die Szene der unbelehrbaren Verschwörungstheoretiker abgedriftet. Doch eine Vielzahl von Musikern und Bands stellen sich Impfskeptikern und Corona-Leugnern entgegen. Und sie tun dies auch aus Eigeninteresse: Denn Corona hat den Konzertbetrieb lahmgelegt. Sie wollen wieder zu den Fans – und umgekehrt.
Buchhändlerin setzt sich für mehr Sichtbarkeit jüdischen Lebens ein
München: Rachel Salamander hat mit ihrer Münchner Literaturhandlung einen Ort geschaffen, an dem Juden und Nichtjuden ins Gespräch kommen. Nun wird sie mit dem Heinrich-Heine-Preis geehrt – und stellt sich dem neuen Antisemitismus entgegen.
Jüdisches Fim-Festival: Von orthodox bis queer
Es kommt leider immer noch eher selten vor, dass ein Filmfestival statt mit einer großen Prestigeproduktion mit dem Debütfilm einer jungen Regisseurin eröffnet wird. Auf der Berlinale oder in Cannes etwa setzt man zur Eröffnung traditionell lieber auf berühmte Namen und Gesichter. Auf dem diesjährigen Jüdischen Filmfestival Berlin und Brandenburg hingegen lief zum Auftakt der Film Shiva Baby der erst 25-jährigen Filmemacherin Emma Seligman aus Kanada
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/von-orthodox-bis-queer