Die »Protokolle« sind aus mehreren Quellen zusammengeschrieben worden. Literarisch fußen sie vor allem auf einer satirischen Schrift des französischen Schriftstellers Maurice Joly (* 1821, ? 1878). Erstmals wohl Ende des 19. Jahrhunderts auf die Juden umgedeutet, ist eine Anknüpfung an weitverbreitete zeitgenössische Vorstellungen der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nachweisbar.
Ergebnissen neuester Forschungen zufolge entstanden die ersten nachweisbaren Fassungen der »Protokolle« zwischen 1902 und 1905 in russischer Sprache in Sankt Petersburg durch mehrere Verfasser, jedoch ohne direkte Beteiligung – wie seit 1921 in fälschlicher Weise behauptet – russischer Regierungskreise unter Mithilfe der russischen Geheimpolizei Ochrana.
Populär und zum Ausgangspunkt aller weiteren Verbreitung der »Protokolle« wurde vor allem die Fassung, die von Sergei Nilus (* 1862, ? 1929), einem religiösen russischen Publizisten, erstellt wurde (1905, im Anhang der 2. Auflage seines Buches »Das Große im Kleinen und der Antichrist als nahe politische Möglichkeit«). Nilus behauptete auch als erster 1917, die geheime Versammlung der »Weisen von Zion« habe im Herbst 1897 in Basel stattgefunden – stellte also einen direkten Bezug zu dem Ersten Zionistischen Weltkongress in Basel her (Zionismus). Trotz Nachweis des rein fiktiven Charakters der Protokolle der Weisen von Zion in mehreren Prozessen (Berlin 19. 4. 1924, Johannesburg 21. 8. 1934, Bern 14. 5. 1935, Basel Juni 1936) wurden sie immer wieder publiziert und wiederholt zur Begründung für judenfeindliche Ausschreitungen benutzt. Bedeutung erlangten sie vor allem in der nationalsozialistischen Propaganda sowie – nach 1945 – für die Leugner des Holocaust. Eine neue Wirkung entfalten sie seit 1948 auch – im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt – unter antizionistischer Stoßrichtung in arabischen Ländern.
Literatur: W. Benz: Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Legende von der jüdischen Weltverschwörung (2007).