Es war der Tag seines 49. Geburtstags, als der Kommunalpolitiker Halil Tasdelen einige Meter entfernt von seiner Haustür mit einem Arbeitskollegen stand und plauderte – später sollte es noch Kaffee und Kuchen geben, als ein Mann, der mit einer Frau auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand, begann ihn zu bepöbeln. Das berichtet Halil Tasdelen am Montag gegenüber Belltower.News.
Die Frau, so berichtet der Kommunalpolitiker, habe ihn in den vergangenen Monaten bereits öfter provoziert. „Ich habe sie bisher immer mit Nichtbeachtung gestraft“. Am Freitag kam es anders: Der Mann fragte aggressiv, warum Tasdelen ihn anschaue. „Ich habe geantwortet, dass ich ihn gar nicht anschaue“, erzählt der Kommunalpolitiker. Dann ist der Angreifer plötzlich über die Straße gekommen. „Er beleidigte mich.“ Er rief „scheiß Türke“, „scheiß Ausländer“ und „scheiß Kanacke“. „Dann stand er vor mir und ich habe nur eines gesehen: seinen hasserfüllten Blick.“
Plötzlich verpasste der Angreifer dem SPD-Politiker eine Kopfnuss. Tasdelen erlitt einen doppelten Nasenbeinbruch und blutete stark. Der Angreifer floh daraufhin über einen Hauseingang und den Zaun eines Wohnhauses. Die Frau, die zunächst noch bei dem Angreifer stand, machte sich über den blutenden Tasdelen lustig.
Noch in der Nacht konnte die Polizei Bayreuth-Stadt in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei Bayreuth einen 35-jährigen Tatverdächtigen ermitteln und festnehmen. Auch die beteiligte Frau (39) konnte schnell identifiziert werden. Mittlerweile ist der Täter jedoch wieder auf freiem Fuß.
Viel Solidarität
Auf Twitter gab es zahlreiche Solidaritätsbekundungen für Tasdelen. So schrieb die SPD-Vorsitzende Saskia Esken: „Wir stehen an Deiner Seite, wir stehen gegen #Rassismus!“. Der Grünen-Politiker und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir schrieb, er hoffe, „der/die Täter werden schnell gefasst und bestraft“.
Die bayerische SPD zeigte sich erschüttert über den Angriff. Der Landesvorstand verurteilte den Angriff „auf das Schärfste und versteht ihn als Angriff auf uns alle“. Die Partei stehe „an der Seite der Betroffenen von Rassismus und rechtsextremer Gewalt, heute und jeden Tag“. Rassismus fange nicht erst mit Gewalt an: „Er beginnt im Alltag und dagegen müssen wir uns stellen.“
Tatsächlich ist rechte Gewalt für rassifizierte Menschen und jene, die nicht in ein rechtsextremes Weltbild passen, alltäglich. Jeden Tag kommt es in Deutschland im Durchschnitt zu bis zu vier rechten, rassistischen oder antisemitisch motivierten Gewalttaten. Rassistische und antisemitische Angriffe sind immer Botschaftstaten.
„Ich werde mich von niemandem einschüchtern lassen.“
Halil Tasdelen gibt sich unterdessen kämpferisch. „Ich werde mich von niemandem einschüchtern lassen“, sagt er gegenüber Belltower.News und bedankt sich für die überwältigende Solidarität. Die habe ihm und seiner Familie gezeigt, dass sie nicht alleine sind.