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Rechtsextreme Gewalt „Regelmäßige Empörungsschreie helfen nicht“

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Rechte Gewalttaten sind nur zu höchstens einem Fünftel ausdrücklich ideologisch oder politisch motiviert. Die restlichen Fälle gehen auf eine Mischung von genereller Gewaltbereitschaft und „diffuser Fremdenfeindlichkeit“ zurück. Zu diesem Ergebnis kommt ein am Dienstag vorgestellter Forschungsbericht. Unter dem Titel „Was tun gegen rechte Gewalt?“ analysiert das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der Technischen Universität (TU) Berlin die Lage in der Hauptstadt.

Michael Kohlstruck vom ZfA fordert mehr langfristige Maßnahmen, wie Interkulturelles Lernen in Kindertagesstätten und Grundschulen, Einbeziehung der Eltern und des weiteren Umfeldes sowie Mentorenprogramme. Besonderen Wert legte Kohlstruck auf eine vertrauensvolle Beziehung zwischen rechten Gewalttätern und Sozialpädagogen: „Niemand verändert sein Verhalten, wenn irgendjemand meint, er solle das tun. Wir alle akzeptieren Veränderungen nur von Personen, die wir kennen und von denen wir die Erfahrung gemacht haben, dass sie es gut mit uns meinen.“

Der Leiter des ZfA, Wolfgang Benz, kritisierte: „Die regelmäßigen Empörungsschreie helfen nicht dabei, das Problem zu lösen. Prävention braucht einen langen Atem.“ Er forderte eine längere Projektförderung für Maßnahmen gegen rechte Gewalt, anstatt einer unregelmäßigen Krisenintervention. Keine Ruckgremien könnten soziale Grundprobleme lösen, stattdessen müssten diese „dauernd, stetig und nachhaltig beobachtet und bearbeitet“ werden. „Schulen wären auch nicht nur dann errichtet, wenn es Analphabeten gibt und wieder geschlossen, wenn ein paar Lesen und Schreiben können“, sagte Benz. Er sei aber nicht so naiv von einer Lösung zu sprechen: Eine friedliche Welt ohne Rechtsextreme werde es wohl nie geben.

Dem Bericht zufolge konzentriert sich rechte Gewalt vor allem auf die Ortsteile Lichtenberg, Mitte, Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg. In diesen Ortsteilen müsste Präventionsarbeit ansetzen. Einen wichtigen Beitrag dazu leiste die Spezialeinheit der Berliner Polizei „Politisch motivierte Straßenkriminalität“, die vor allem an Szenetreffpunkten präsent ist.

Dieser Text ist zuerst erschienen bei ZEIT online – mit freundlicher Genehmigung.

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