15.12.2011
Zwei neue NSU-Videos belegen Planung der Mordserie
Die Zwickauer Zelle hat ihre Mordserie von langer Hand geplant. Das ist die Erkenntnis der Ermittler aus den beiden neu aufgetauchten Terrorvideos der Neonazis. In den beiden neu entdeckten Terrorvideos der rechtsextremen Zwickauer Neonazi-Zelle ?Nationalsozialistischer Untergrund? (NSU) aus den Jahren 2001 und 2002 sehen die Ermittler ein ?klares Bekenntnis zu rechtsterroristischen Anschlägen?, wie die ?Bild?-Zeitung vom Mittwoch berichtet. Wie das Blatt unter Berufung auf Ermittlerkreise schreibt, werden in den Filmen die Bilder und Namen der ersten Mordopfer des Trios gezeigt. Die Videos seien viel ?aggressiver in Ton und Aufmachung? als das ?Paulchen-Panther?-Terrorvideo aus dem Jahr 2007, auf dem sich die Gruppe unter anderem zu der bundesweiten Serien von Morden an Migranten in den Jahren 2000 bis 2006 bekannte. In einem der auf einer Festplatte gefundenen Filme fällt dem Bericht zufolge zur Musik der inzwischen aufgelösten Neonazi-Hardrock-Band ?Noie Welt? und Bildern des ersten Mordopfers der Satz: ?Jetzt weiß Enver Simsek, wie ernst uns der Erhalt der deutschen Nation ist.? Der türkische Blumenhändler war das erste NSU-Opfer und wurde am 9. September 2000 in Nürnberg erschossen (Focus, Süddeutsche Zeitung).
Ermittler verfolgen Neonazi-Spur in die Schweiz
Die Neonazi-Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ könnte auch außerhalb Deutschlands Morde verübt haben. Die Polizei in Zürich prüft laut einem Bericht des Tagesanzeigers einen Zusammenhang der Terrorzelle mit einem Mord an einem Rabbi aus dem Jahr 2001, der bisher nicht aufgeklärt werden konnte. Die NSU-Mitglieder hatten Kontakte in die Schweiz. Zudem stammt die Mordwaffe der deutschen Neonazis, eine Ceska-Pistole, aus der Schweiz (ZEIT online).
Verfassungsschutz gesteht Scheitern ein: „Wir haben ihren Hass unterschätzt
Die Rede von Verfassungschutzpräsident Heinz Fromm im Wortlaug bei welt.de
NPD und NSU: 1996 gemeinsam auf einer Demonstration in Worms
An einer JN-Demonstration in Worms nahmen 1996 auch Beate Zschäpe und Uwe Mundlos teil. Organisator war der damalige JN- und heutige NPD-Chef Holger Apfel (taz). Davon gibt es ein Foto im Berliner Kurier.
Beate Zschäpe und die Neonazi-Morde
Nach bisherigen Ermittlungserkenntnissen war Beate Zschäpe bei den Morden ihrer NSU-Kollegen Uwe Mundlos und Uwe Bönhardt nicht dabei zugegen. Wird ihr das bei der Anklage nutzen? Die Süddeutsche porträtiert die rechtsextreme Aktivistin.
12.12.2011
Matthias D. als weiterer Unterstützer festgenommen
Die Ermittlungen im Umfeld der Zwickauer Terrorzelle machen Fortschritte. Am Sonntag wurde Matthias Dienelt festgenommen, der im Verdacht steht, die Terrorzelle in zwei Fällen unterstützt zu haben. Das Bundeskriminalamt (BKA) ließ insgesamt drei Wohnungen im Landkreis Erzgebirge durchsuchen, darunter die von D. und die einer weiteren möglichen Unterstützerin, Mandy S.
Matthias D. soll zwei Wohnungen in Zwickau angemietet haben, in denen das Terror-Trio Uwe Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt im Mai 2001 und im März 2008 gelebt haben sollen. Während D.s Anwalt von einem Handeln aus „reiner Naivität“ spricht, sprechen viele Indizien gegen den 36-jährigen. Er stammt, ebenso wie André E., aus Johanngeorgenstadt und gehörte dort zur „Brigade Ost“, einer rechtsextremen Clique, deren Mitglieder größtenteils im Westen arbeiteten, aber am Wochenende im Osten ihre rechtsextreme Gesinnung lebten. Im Ort nannte man sie „Stammtisch-Nazis“. (Spiegel online, ZEIT)
Weitere Unterstützer im Visier der Ermittler
Insgesamt hat sich die Zahl der Beschuldigten im Ermittlungsverfahren gegen die Zwickauer Zelle nach SPIEGEL-Informationen auf sieben erhöht. Festgenommen wurden neben Matthias D. bereits Holger G., Andre E. und der Ex-NPD-Funktionär Ralf Wohlleben. Sie alle sollen die Gruppe in der einen oder anderen Form unterstützt haben – sei es mit Wohnungen, um unentdeckt zu bleiben, oder sogar mit Waffen. Neben Matthias D. beschuldigt die Bundesanwaltschaft auch Mandy S., für das rechtsextreme Trio Unterkünfte in Sachsen organisiert zu haben. Außerdem lebte Beate Zschäpe zeitweise unter der Identität ihrer Freundin Mandy S. (Spiegel online, ZEIT).
Thüringer V-Mann soll NSU mit Geld unterstützt haben
Ein ehemaliger rechtsextremer V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes steht nach Informationen des Tagesspiegels im Verdacht, 1999 zur Terrorzelle ?Nationalsozialistischer Untergrund? (NSU) Kontakt unterhalten und finanzielle Unterstützung geleistet zu haben. Bei den Ermittlungen habe sich herausgestellt, dass der Spitzel, ein führendes Mitglied der Neonazi-Kameradschaft ?Thüringer Heimatschutz?, im März 1999 der Terrorgruppe offenbar 500 D-Mark zukommen ließ, hieß es in Sicherheitskreisen. Sicherheitsexperten sind ?konsterniert?.
NSU hatte auch Kontakte nach Berlin
Offenbar reiste NSU-Unterstützer André K. 1998, kurz nach dem Verschwinden von Mundlos, Bönhardt und Zschäpe, zu zwei Rechtsextremen nach Berlin, um zu fragen, ob sie im Ausland Adressen von Rechtsextremisten wissen, bei denen sich Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe verstecken könnten. Eine weitere Spur nach Berlin ergab sich im Mai 2000. Nachdem in einer Folge der vom Mitteldeutschen Rundfunk ausgestrahlten Serie ?Kripo Live? die Bevölkerung um Hinweise auf die flüchtigen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe gebeten wurde, habe sich ein Berliner Polizist gemeldet, war jetzt in Sicherheitskreisen zu erfahren. Der Beamte wollte die drei Neonazis in Berlin gesehen haben. Ein Fahndungserfolg blieb damals jedoch aus (Tagesspiegel).
144 Neonazis sind aktuell „verschwunden“
Laut BKA seien derzeit 144 Neonazis verschwunden, in den Untergrund gegangen oder ins Ausland verzogen (JW).
130 V-Leute in der NPD
Auf Demonstrationen gegen Nazis wird gern skandiert: „Ohne den Verfassungsschutz seid ihr nur die Hälfte!“ Nun gibt es erstmals Zahlen: Vor einem geplanten NPD-Verbotsverfahren hat der Spiegel nun erstmals die Zahl der aktiven V-Leute in der NPD recherchiert. Aktuell seien 130 V-Leute in der rechtsextremen Partei aktiv, davon rund 10 in Führungsgremien. Von der NSU berichtete allerdings keiner (Spiegel online).