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„Rechtsextremismus wird in der Kindheit vorbereitet“

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Die Fragen stellte Valentina Huthmacher

Was sind die Ursachen von Rechtsextremismus?

Rechtsextremismus wird in der familiären und individuellen Entwicklung vorbereitet und manifestiert sich bevorzugt unter bestimmten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. In der Familie schaffen Gewaltakzeptanz und Gewaltausübung einerseits, intolerante und autoritäre Haltungen und Umgangsformen andererseits den Nährboden für gewaltbereiten Rechtsextremismus. Wenn die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu Erfahrungen oder Befürchtungen von Ungerechtigkeit, Benachteiligung und mangelnder Solidarität führen, erhalten rechtsextremistische Gruppierungen vermehrt Zulauf von einer Minderheit, möglicherweise aber auch stillschweigende Zustimmung von einer Mehrheit. Viele weitere Einflussfaktoren können Rechtsextremismus begünstigen.

Warum denken und/oder handeln manche Menschen rechtsextremistisch?

Rechtsextremistische Gewalttäter haben vielfach eine Kindheit mit ungünstigen Bindungserfahrungen, unvollständigen Familien, körperlichen und seelischen Gewalterfahrungen hinter sich, sind schon in der Kindheit durch aggressives Verhalten und mangelnde Kontrolle der eigenen Impulsivität aufgefallen und haben eine wenig erfolgreiche Schullaufbahn hinter sich. Diese sind primär gewalttätig, werden später von rechtsextremistischen Gruppierungen angeworben und entwickeln dann in der Gruppe fremdenfeindliche Gewaltbereitschaft.

Die Gruppe und deren Aktionen sind für diese Jugendlichen attraktiv, weil sie viele Motive befriedigen: Suche nach Selbstbestimmung (selbst über seinen Weg entscheiden), Suche nach Einfluss (etwas bewirken ? und sei es auch nur Aufmerksamkeit finden oder als Gefolgschaft an den Taten der Anführer teilhaben), Suche nach Geborgenheit (Anschluss, Akzeptanz, Kameradschaft), Suche nach Orientierung (einfaches Weltbild).

Die rechtsextremistischen Anführer im Hintergrund (die Ideologen) sind intellektuell differenzierter, fallen aber dennoch auf ihre eigenen Vereinfachungen herein, weil sie Komplexität und Ungewissheit nicht aushalten. Sie haben vermutlich ein ausgeprägtes Machtausübungsbedürfnis.

Prof. Dr. Siegfried Preiser ist Dozent am Fachbereich Pädagogische Psychologie des Instituts für Psychologie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Außerdem ist er der Koordinator des Expertenbeirats ?Prävention von Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit?.

Mehr im Internet:
| Prof. Dr. Siegfried Preisers Vortrag „Politisch motivierte Gewalt ? Die Vielfalt der Ursachen und Gegenstrategien“

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2014-11-13-Spremberg-Bbhf

Spremberg Prozesse gegen „Widerstand Brandenburg“

Auch zwei Jahre nach dem Verbot der neonazistischen Gruppierung „Widerstand Südbrandenburg“, auch „Spreelichter“ genannt, kommt es in Spremberg regelmäßig zu Gewalttaten von Neonazis, vor allem gegen alternative Jugendliche. In ihrem Überlegenheitsgefühl wird die örtliche rechte Szene durch das Vorgehen von Staatsanwaltschaft und Gerichten bestärkt: Oft dauert es Jahre, bis es zu Gerichtsverhandlungen gegen neonazistische Intensivtäter kommt. Für die Betroffenen rechter Gewalt ein untragbarer Zustand.

Von der Redaktion

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Antiziganismus in Rumänien

Rassismus gegen Roma und andere Minderheiten findet sich auch heute in allen Schichten der rumänischen Gesellschaft, nicht nur am rechten Rand. Institutioneller Rassismus bei Behörden, Justiz oder Polizei ist die Regel und nicht die Ausnahme. So wurden im September 1993 im siebenbürgischen Dorf Hadareni unter polizeilicher Duldung drei Roma gelyncht und dreizehn Häuser von Roma in Brand gesteckt. Die Aufklärung des Pogroms wurde anschließend behindert. Michael Lausberg beleuchtet die historische Kontinuität in der Diskriminierung von Roma in Rumänien.

Von Michael Lausberg

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2017-04-18-Kopp-Verlag-flic

Aus für “Kopp Online” Eine Quelle für gefälschte Nachrichten geht offline

Mit Neuigkeiten über außerirdische Raumschiffe, die "Umvolkung" oder "Warum Impfstoffe, Pestizide und Chemtrails die Top 3 der Massenvernichtungswaffen sind" ist nach Verlagsangaben nicht genug Geld zu verdienen: Das “Nachrichtenportal” des Kopp-Verlags namens “Kopp Online” ist Geschichte.

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