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Schlüssel klappernd gegen Neonazis

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Kurz vor zwölf Uhr scheint der Marktplatz noch ziemlich leer, doch pünktlich, wenn die Kirchenuhr schlägt, strömen die Menschen herbei. Bis zu 500 Einwohner. Jeden Samstag, seit Mitte Februar. Der Lärm der rasselnden und klappernden Schlüssel ist durchdringend. Es wird gelacht und diskutiert – egal ob es regnet oder die Sonne scheint, die Aktion wirkt wie ein Volksfest.

Mit ihrer wöchentlichen Kundgebung protestieren die Menschen in der kleinen Stadt gegen Nazismus, Rassismus und Ausländerhass. Und ? das betonen die Initatoren Marco Venegas und Firpo Blanca ? sie demonstrieren auch für etwas: für eine demokratische Gesellschaft, in der alle Menschen einen Platz haben. Die Schlüssel ? die auch im Wappen der Stadt zu finden sind – sind ein Symbol der offenen Gesellschaft. Die Idee zu dieser Form der Demonstration kam von Privatpersonen, eine offene Gruppe unterschiedlichen Alters und verschiedener Nationalitäten.

Verschiedene neonazistische Demonstrationen waren eine Zeit lang kein ungewöhnlicher Teil im Stadtbild Nyköpings. Menschen wurden belästigt, bedroht und rassistisch beleidigt.
Einige Jugendliche wurden von Neonazis tätlich angegriffen und verletzt. Organisiert wurden die rechtsextremen Demonstrationen von der überregionalen rechtsextremistischen Gruppe SMR (Schwedische Widerstandsbewegung), unterstützt wurden sie hierbei von lokalen Neonazis.

Die SMR hält nach Erkenntnissen der antirassistischen Publikation Expo auch gute Kontakte zum NPD-Vize und rechtsextremen Anwalt aus Hamburg, Jürgen Rieger. Die SMR und ihre Jugendorganisation „Nationale Jugend“ (NU) wurde Ende der 1990er vor allem von Personen mit einer Vergangenheit im „Weißen Arischen Widerstand“ gegründet. Dies ist der offen antisemitische Zweig der schwedischen Neonaziszene, die den Kampf gegen die „zionistische Weltverschwörung“ zum Hauptziel hatte, und die Gruppe mit der zumindest verbal größten Terrorbereitschaft.

In der kleinen Stadt Nyköping scheinen die Versuche der Neonazis jedoch nicht zu fruchten: Das Durchhaltevermögen der Einwohner Nyköpings zeigt Erfolge. Faschistische und ausländerfeindliche Demonstrationen sind nicht mehr in den Straßen zu sehen. Nur einmal, im März, kamen rund zwanzig Neonazis im Anschluss der Kundgebung auf den Marktplatz. Mit Fahnen, Plakaten und Megaphonen marschierten sie drohend auf den Platz. Doch die Einwohner Nyköpings hielten dagegen: „Keine Nazis auf unsere Straßen“. Der friedliche Widerstand der rund 500 Demonstranten war so massiv, dass die Neonazis sich gezwungen sahen, den Marktplatz und Nyköping zu verlassen. Seitdem marschieren sie nicht mehr. Zumindest nicht in Nyköping.

Besonders wichtig ist der Initiative die Diskussion vor Ort. „Sicher gibt es auch welche, die vor Angst in Streitereien mit den Neonazis zu geraten lieber nicht an den Kundgebungen teilnehmen. Aber es gibt viele, die sagen, wir alle müssen die Demokratie verteidigen. Es reicht eben nicht, seine Gedanken für sich zu behalten,“ so Venegas. „Für mich war es befreiend, hier auf den Marktplatz zu kommen und endlich mit anderen gemeinsam meinen Protest zu zeigen.“

Übersetzt von Hanna Theis, Göteborg

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