Alleine im Jahr 2007 erfuhren die Behörden von 30 Fällen. Wie hoch die Dunkelziffer bei Schändungen von Mahnmalen für die Opfer des Holocaust ist und ob die Täter in jedem Fall aus der rechtsextremen Szene kommen, ist nicht immer bekannt. Doch die Tatmotivation ?Antisemitismus? gilt für alle der Fälle, die die Bundesregierung in einer Antwort auf die Anfrage von Petra Pau (Die Linke) bekannt gab.
Demonstration nach Schändung in Berlin-Weißensee
Ein Ende ist nicht abzusehen. Zwei Mal innerhalb von 48 Stunden haben unbekannte Täter in der Nacht zum 1. Und 2. Mai 2008 Verwüstungen auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee verübt: Zerstört wurden 33 Grabsteine. Außerdem warfen die Täter 19 Grabsäulen auf einem der größten jüdischen Friedhöfe in Europa um. Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, wies darauf hin, dass die Schändung ausgerechnet in der Nacht zum Gedenktag an die Vernichtung der Juden, zum Jom Haschoah, verübt worden sei: „Das sieht aus wie das Werk von Menschen, die noch heute der Geisteshaltung des Nationalsozialismus angehören.“
Mit einer Demonstration zum Friedhof und einer Stadtführung zum früheren jüdischen Leben in Berlin-Pankow reagierten unterschiedliche antifaschistische Initiativen aus den Berliner Stadtteilen Pankow und Prenzlauer Berg auf die Schändungen. Am 3. Mai demonstrierten dann rund 200 Menschen gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus und legten am Eingang des Friedhofs Blumen für die Opfer des Holocaust nieder.
Schweigemärsche und Mahnwachen
Auch in Freudental im Landkreis Ludwigsburg organisierten örtliche Initiativen nach einer Schändung des örtlichen jüdischen Friedhofs Anfang Oktober 2007 einen Schweigemarsch, an dem sich rund 200 Menschen beteiligten. Dabei kam auch heraus, dass es in der jüngsten Vergangenheit noch eine weitere antisemitische Schändung gegeben hatte.
Mit einer inoffiziellen Mahnwache zur Sylvesternacht reagierten über mehrere Jahre hinweg Studenten und Anwohner auf die wiederholte Schändung eines Mahnmals für deportierte Juden aus dem Berliner Scheunenviertel. In Obernkirchen (Landkreis Schaumburg) folgten im Januar 2007 rund 150 Menschen dem Aufruf von Initiativen, sich nach einer antisemitischen Friedhofsschändung an einer Mahnwache gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus zu beteiligen. Hier waren es unter anderem katholische und evangelische Kirchengemeinden, die mit öffentlichen Stellungnahmen ihren Protest gegen zunehmenden Antisemitismus ausdrückten.
Zum Thema
| Initiativen in Ihrem Bundesland
| Was ist Antisemitismus?
| Eine ausführliche Erklärung des Begriffs „Antisemitismus“
| „Ist die NPD antisemitisch?“
| „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen?“
Weblinks
| Eine Chronik antisemitischer Strafttaten des Jahres 2007 vom apabiz Berlin zum Herunterladen
Literatur
| Das Buch Was ist Antisemitismus? von Wolfgang Benz (München 2004)
| Die Broschüre Vor Antisemitismus ist man nur noch auf dem Monde sicher des Zentrum Demokratische Kultur (Berlin 2004)