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Siebte Aktionswochen gegen Antisemitismus 2010 Über 170 Veranstaltungen im November

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Die Aktionswochen gegen Antisemitismus, die in diesem Jahr von über 60 Partnerorganisationen getragen werden, die über 170 Veranstaltungen auf die Beine stellen, sind die größte bundesweite Kampagne gegen Antisemitismus. Ziel der Aktionswochen ist, durch eine Vielzahl von Veranstaltungen, Diskussionen über aktuellen und historischen Antisemitismus anzuregen – in diesem Jahr mit dem Schwerpunkt „Israelfeindschaft“.

Israelfeindschaft

Die versuchten Anschläge auf jüdische Einrichtungen in den USA durch Terroristen aus dem Jemen und der Brandanschlag auf die Synagoge in Mainz in der Nacht zum Sonntag zeigen, wie
tagesaktuell die Bedrohungen durch Antisemitismus sind. Was für eine große Rolle die Israelfeindschaft dabei spielt, belegte erst jüngst eine Studie der Universität Tel Aviv, die eine weltweite Verdopplung antisemitischer Gewalttaten von 2008 auf 2009 als Reaktion auf die militärische Gaza-Offensive feststellte. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, im Kampf gegen Antisemitismus einen Fokus auf Israelfeindschaft zu legen.

Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, warnte in diesen Zusammenhang aber davor, dies zu nutzen, um gegen Muslime zu agitieren: „Ich für meinen Teil lasse es nicht zu, dass die Tatsache, dass Israelfeindschaft auch in muslimischen Milieus weit verbreitet ist, mein Urteilsvermögen beeinträchtigt oder meine Haltung zum Rassismus gegenüber den Muslimen und
allen anderen Einwanderern aufweicht. Wir werden in diesen Novemberwochen, in denen wir an die Pogrome von damals erinnern, auch über Sarrazin reden müssen, auch um Pogrome in der Zukunft zu verhindern.“

Mit Ende des Nationalsozialismus und der Gründung des Staates Israel haben sich die Formen des Antisemitismus verändert, oft steht Israel im Fokus antisemitischer Anfeindungen. Dabei werden gängige antisemitische Muster auf Israel übertragen, besonders deutlich wird dies in der Aberkennung des Existenzrechts oder in Vergleichen, mit denen das staatliche Handeln Israels mit den nationalsozialistischen Verbrechen an Jüdinnen und Juden gleichgesetzt wird.

In sozialpsychologischen Untersuchungen zeigt sich, dass israelfeindliche Aussagen besonders hohe Zustimmung erhalten, so stimmten 68,3%, also über zwei Drittel der Befragten laut der Heitmeyer Studie ?Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit? von 2004 der Aussage zu, Israel führe ein Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser. Der Aussage ?Was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip auch nichts anderes als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben? stimmten über die Hälfte der Befragten zu.

Diese antisemitischen Einstellungen spiegeln sich nicht nur in empirischen Studien, sondern auch in körperlichen Angriffen auf Jüdinnen und Juden sowie Israelis wider. So wurde im Juni diesen Jahres in Hannover eine jüdische Tanzgruppe von Jugendlichen mit Steinen angegriffen und vor kurzem zwei Israelis in Berlin vor einer Disko verprügelt.

Was sind die Aktionswochen?

Die Aktionswochen gegen Antisemitismus finden jährlich um den 9. November, dem 72. Jahrestag der Pogromnacht von 1938 statt, und bearbeiten mit einer Vielzahl von Veranstaltungen historische und vor allem zu zeitgenössischen Formen des Antisemitismus.

Die Amadeu Antonio Stiftung unterstützt die Initiativen bei der Ideenfindung, Realisierung und Durchführung der lokalen Veranstaltungen, sowie mit breiter Öffentlichkeitsarbeit. Zum Auftakt der Kampagne findet am 03. November 2010 eine Pressekonferenz mit Cem Özdemir (Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen), Stephan J. Kramer (Generalsekretär Zentralrat der Juden in Deutschland), Steffen Richter (Vorsitzender des Alternativen Kultur- und Bildungszentrums e.V. Pirna, AKuBiZ) und Anetta Kahane (Vorsitzende des Vorstands der Amadeu Antonio Stiftung) statt.

| Zum Online-Kalender mit allen Veranstaltungen, sortiert nach Bundesländern

Mehr im Internet:

| www.aktionswochen-gegen-antisemitismus.de

Informationen zum Thema finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe von „zeichen“ der Zeitschrift von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.
| http://www.asf-ev.de

| Lars Rensmann: Wir Israelkritiker (taz)

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