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So antisemitisch sind die Anhänger der AfD

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Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin. (Quelle: Flickr / Philippe Amiot / CC BY 2.0)

Antisemitismus will die AfD unbedingt bekämpfen, allerdings ausschließlich den von Migrant*innen. So geht es schließlich in der Rede der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden von Storch weiter: muslimischer Antisemitismus ist das Problem. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden,  warnte im letzten Jahr davon, dass AfD-Vertreter*innen gezielt in jüdischen Senioreneinrichtungen um Stimmen werben. Die schon längst abgesetzte Ex-Vorsitzende Frauke Petry hatte die AfD als „einer der wenigen Garanten jüdischen Lebens“ in Deutschland bezeichnet.

Mit hausgemachten Judenhass nimmt die Partei es derweil nicht so genau. Unzählige Beispiele belegen das. Auch Beatrix von Storch selbst mag im Bundestag zwar Reden gegen Antisemitismus schwingen, auf dem Webportal „Freie Welt“, das zu einem Vereinsnetzwerk gehört, das sie zusammen mit ihrem Mann betreibt, wird der Milliardär und jüdischstämmige Aktivist George Soros als „international tätiger Strippenzieher“ bezeichnet. Und der „Ex-Rothschild-Banker“ Emmanuel Macron würde „Merkel als Hauptmarionette der Finanzglobalisten“ ablösen. Struktureller Antisemitismus, wie er im Buche steht.

Der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon bezeichnete Holocaustleugner als „Dissidenten“. „Die Protokolle der Weisen von Zion„, ein Werk bei dem schon vor fast 100 Jahren eindeutig klargestellt wurde, dass es nicht echt ist und das als eine der wirkmächtigsten antisemitischen Schriften überhaupt gilt, findet Gedeon intellektuell „hochwertig, ja genial“. Die AfD hat Wolfgang Gedeon nicht ausgeschlossen, er sitzt weiterhin im Landtag.

Bernd Pachal, stellvertretender Vorsitzender der AfD Marzahn-Hellersdorf und Mitglied in der Bezirksversammlung lobte unter anderem die „kluge Politik des Reichsprotektors Reinhard Heydrich“. Heydrich ging als „Schlächter von Prag“ in die Geschichte ein und war Mitorganisator der Wannsee-Konferenz zur „Endlösung der Judenfrage“.

Vergessen darf man natürlich auch nicht Alexander Gauland, der den Nationalsozialismus und damit auch sechs Millionen ermordeten Juden als „Vogelschiss“ bezeichnete. Oder Björn Höcke, der das Holocaust-Mahnmal in Berlin als „Denkmal der Schande“ bezeichnete.

Nur einige Beispiele. Weitere finden sich unter anderem hier und hier.

Dass Antisemitismus bei den Rechtspopulist*innen einen prominenten Platz einnimmt ist also eigentlich nichts neues. Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der FAZ untermauert diese Annahme aber erneut. Die FAZ wollte wissen, wie antisemitisch Deutschland ist. Unter anderem stellte das Meinungsforschungsinstitut Anhänger*innen aller im Bundestag vertretenen Parteien eine recht vorsichtig formulierte Frage: „Jemand sagt: ‚Juden haben auf der Welt zu viel Einfluss.‘ Stimmt das?“ Die Antworten der Anhänger*innen aller Parteien außer der AfD liegen dabei in etwa in dem Bereich antisemitischer Einstellungen in Deutschland, die immer wieder sehr ähnlich in anderen Studien festgestellt werden. 2012 fand die Friedrich-Ebert-Stiftung zum Beispiel antisemitische Einstellungen bei 28 Prozent der Bevölkerung. 2015 fand die Uni Bielefeld heraus, dass 15 Prozent der Befragten die Auffassung vertreten, Juden und Jüdinnen hätten zu viel Einfluss in Deutschland. Die Parteien bewegen sich in der FAZ-Umfrage im gleichen Spektrum. 19 Prozent der CDU-Anhänger*innen sagen auch 2018 noch, dass sie der Aussage „Juden haben zu viel Einfluss“ zustimmen würden. Bei der SPD sind es 16, bei der FDP 19 Prozent. 17 Prozent der Grünen stimmen zu und 20 Prozent der Linken. Natürlich sind auch diese Zahlen 73 Jahre nach der Niederschlagung des Nationalsozialismus beschämend. Allerdings schaffen es die AfD-Anhänger*innen, dem ganzen noch die Krone aufzusetzen.

55 Prozent der Befragten, die die AfD unterstützen, stimmen zu. 55 Prozent der AfD-Anhänger*innen glauben also, dass Juden und Jüdinnen „zu viel Einfluss auf der Welt“ haben. Beatrix von Storch hatte Recht mit ihrer Aussage im Bundestag, dass Antisemitismus eine Schande ist. Eine Schande ist aber auch eine Partei, deren Unterstützer*innen mehrheitlich aus  Antisemiten bestehen. 

Foto oben: Flickr / Philippe Amiot / CC BY 2.0

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Parteitag der AfD Baden-Württemberg

Die AfD und der Antisemitismus – Teil 1

Im Juli 2016 verließ Wolfgang Gedeon im Zuge einer Debatte über Antisemitismus die baden-württembergische AfD-Fraktion. Der Fall Gedeon gilt parteiintern als Betriebsunfall und nicht als Beleg für einen mannigfaltigen Antisemitismus in der Partei. Ein Jahr nach der Gedeon-Debatte stellt sich also die Frage, ist Antisemitismus eine Ausnahmeerscheinung in der AfD oder doch ein wesentlicher Bestandteil in ihrer politischen Agenda?

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