Schlichtes Sakko und kleine Aktentasche ? beflissen freundlich tritt Stawitz auf, bürgernah will er erscheinen. Er sagt, er wolle am liebsten „vor Ort“ kommunale Politik gestalten. Trotzdem hegt der Vorsitzende des schleswig-holsteinischen NPD-Bezirksverbandes Westküste Sympathien für die oft militanten Neonazi-Kameradschaften: Als die Polizei beispielsweise ein Rechtsrock-Konzert der Szene unterband, reagierte Stawitz mit Solidaritätsaktionen und -erklärungen unter dem Motto: „Musik auch für Rechte“.
Ingo Stawitz, gelernter Tiefdruckfarbretuscheur, war bereits in verschiedenen extrem-rechten Parteien aktiv, weshalb ihm von einigen Rechtsextremisten Karrieresucht vorgeworfen wird. 1992 zog er als Spitzenkandidat der Deutschen Volksunion (DVU) in den Kieler Landtag ein. 1993 verließ er die DVU, nachdem ihm die Partei finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen hatte. Er trat der „Deutschen Liga für Volk und Heimat“ (DLVH) bei. Bis 1996 saß er für sie im Landtag. Als die DLVH ihren Parteistatus aufgab, suchte er die Nähe zur NPD, wurde Landeschef, trat aus und wieder ein. Zur Landtagswahl 2005 kandidierte er auf Platz 2 der NPD-Liste. Das magere Ergebnis damals: landesweiten 1,9 Prozent der Stimmen.
Am Rande des Wahlkampfauftaktes am 4. Dezember 2004 in Steinburg trat Stawitz selbst militant in Erscheinung: Als etwa 70 Gegendemonstranten vor dem Tagungshotel protestierten, griffen NPD-Ordner und -Kader an. Vereinzelt hatten Demonstranten Steine von der gegenüberliegenden Straßenseite geworfen, die Rechtsextremisten stürmten daraufhin mit Flaschen, Stühlen und Tabletts bewaffnet auf sie zu ? mit dabei Ingo Stawitz, Aktentasche in der Hand, Steine werfend und später auf eine am Boden liegende Frau eintretend. Ende März 2007 verurteilte ihn das Landgericht Itzehoe wegen des Angriffs zu einer Geldstrafe. Stawitz rechtfertigte sein Verhalten als „eine Abwehrmaßnahme“.
Stawitz ist verheiratet und hat drei Kinder.
Zum Thema
| Ein Beitrag des ARD-Magazins Panorama über die NPD-Gewalt in Steinburg