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Stefan Magnet NPD-, FPÖ-, und Russlandkontakte von AUF1

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Stefan Magnet (l.), Chef des rechtsextremen TV-Senders AUF1 und Michael Scharfmüller Chef von Info-Direkt beim NPD-Pressefest 2004 (Quelle: isso.media)

In den Nullerjahren galt es als eines der wichtigsten Events der Neonazi-Szene: das jährlich stattfindende Pressefest der NPD. Ausgerichtet wurde es durch das NPD-Organ „Deutsche Stimme“. Zwischen 2000 und 2012 wurde es als ein großes Rechtsrock-Festival mit politischen Reden, sogenannten „Zeitzeugenvorträgen“, sowieStänden mit rechtsextremer Literatur und Unterhaltung durch internationale neonazistische Szene-Prominenz, promotet. Das Pressefest entwickelte sich durch seinen Volksfest-Charakter zu einem der „wichtigsten Events der extremen Rechten, und das weit über die NPD hinaus“, schrieb damals das Antifaschistische Infoblatt. 2004 erreichte das „Deutsche Stimme Pressefest“ im sächsischen Mücka einen Besucherrekord. Am 7. August 2004 kamen zwischen 5.000 und 6.000 Neonazis zum Fest der Parteizeitung. Mit dabei zwei junge Österreicher in Lederhosen, die mittlerweile zentral für den Ausbau der verschwörungsideologischen und extrem rechten alternativen Medienlandschaft sind.

Bilder, die der Belltower.News-Redaktion vorliegen, zeigen auf dem NPD-Fest Stefan Magnet und Michael Scharfmüller. Offenbar war es ein inspirierender Besuch beim „Pressefest“: Beide sind heute Chefredakteure rechtsradikaler „Medien“ und verbreiten heutzutage mit ihren Medien-Formaten AUF1 (v.a. Online-Video)und Info-DIREKT (v.a. Online-Text) rechtsextreme und verschwörungsideologische Inhalte. Verstärkt im Repertoire auch seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine:  Die Übernahme russischer Propagandalügen. 

Am 31. Mai 2021 sendete der rechtsalternative Sender AUF1 erstmals seine verschwörungsideologische Sicht auf die Welt in den digitalen Äther. AUF1 ist der neue Stern am „Alternativmedien“-Himmel, mit rasant wachsenden Anhängerzahlen, der eine Heimat für Verschwörungsgläubige, Querdenker*innen und Putin-Fans bietet. Der Sender ist in Österreich beheimatet, wendet sich aber an den gesamten deutschsprachigen Raum. AUF1 hat aktuell (Okt. 2022) über 220.000 Abonnent*innen auf Telegram, über 7.000 auf Instagram und fast 8.500 auf Facebook. Damit beläuft sich die kummulierte Social Media Followerschaft auf rund 240.000 Menschen, die allein im August 2022 rund 886.000 mal die Website von AUF1 besucht haben (vgl. Similarweb). Damit hat AUF1 die verschwörungsideologische Alternativmedienkonkurrenz wie COMPACT, Ken Jebsens apolut, KLA.tv, epochtimes und PI News längst überholt hat.

Stefan Magnet im AUF1-Studio

Bei AUF1 bekommen die Zuschauer*innen die Inhalte, die in ihre verzerrten Realitäten passen. Angeblich „alternativ“ und „unabhängig“, raunen Beiträge des Senders über „die Globalisten“, eine Chiffre, die synonym für Jüd*innen genutzt wird, über „Asyl-Tsunamis“ und immer über die angebliche „Coronadiktatur“. Auf seinem „Sender“ AUF1, in seinem 2020 erschienenen Buch „Nach Corona: warum die Globalisten scheitern werden und die Menschheit erwacht“ und in seinen Social-Media-Auftritten „verbreitet Magnet chronisch antisemitisch grundierte Verschwörungserzählungen“, so das DÖW gegenüber Belltower.News. „Häufig enthalten Magnets Äußerungen auch mehr oder weniger verdeckte Anklänge an seine Wurzeln im organisierten Neonazismus.“

Magnets „sauberes“ Verschwörungsimage lässt sich nicht halten

Chef und Gründer von AUF1 ist Stefan Magnet, der zuvor beim 2016 gegründeten rechtspopulistischen Wochenblick tätig war und eine Medienagentur leitete, die auch für die FPÖ tätig war. Magnet plant nun, AUF1 noch gezielter nach Deutschland zu bringen. Der bisherige TV-Chef des rechtsextremen Compact-Magazins, Martin Müller-Mertens, wurde im August 2022 zum „Deutschland-Korrespondenten“ ernannt. Zusätzlich werde eine „feste Redaktion in Berlin aufgebaut“, berichtete der Standard.

In einem Interview mit dem NDR-Medienmagazin Zapp, das im September 2022 ausgestrahlt wurde, sagt Magnet, dass er sich als „Vater und kritischer Mensch“ seit Beginn der Corona-Proteste engagierte. Er suggeriert hier, dass ihn die Einschränkungen während der Pandemie dazu trieben, politisch aktiv zu werden. Dabei ist Magnet schon seit Jahren Teil der rechtsextremen Szene Österreichs. Nur das passt nicht so gut in das Saubermann-Image, das sich Magnet aufgebaut hat. Dass es sich bei Stefan Magnet „um einen weltanschaulich gefestigten Rechtsextremen handelt, der in seiner politisch-publizistischen Tätigkeit auch entsprechend dieser Weltanschauung agiert“, ist aus Sicht des DÖW offenkundig.

In seiner Jugend war Magnet, genau wie Michael Scharfmüller, beim „Bund freier Jugend“ (BfJ), einer rechtsextremen Jugend-Organisation aus Österreich. Während seiner Zeit dort, im Jahr 2007, wurden bei Magnet und Michael Scharfmüller, dem jetzigen Chef von Info-DIREKT, Hausdurchsuchungen wegen Verstöße gegen das NS-Verbotsgesetz durchgeführt, berichtet das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Sie sollen versucht haben eine „Nachfolgeorganisation der Hitler-Jugend“ aufzubauen. Auf Basis „nationalsozialistischen Gedankenguts der NSDAP“ habe die BfJ die verfassungsmäßige Struktur Österreichs und seiner Gesellschaft abschaffen wollen, berichtet die Zeit im September 2022Nach einem halben Jahr in U-Haft wurden sie im September 2007 entlassen. Während Magnets Zeit beim „Bund freier Jugend“ war er bereits publizistisch tätig und war unter anderem bei der Zeitung „Jugend-Echo“ aktiv, der „Kampfschrift der nationalen Jugend in Österreich“. 2004 war der „Bund freier Jugend“ mit einem Stand auf dem „NPD-Pressefest“ in Mücka vertreten. Eine Anfrage zu den Aufnahmen auf dem NPD-Vernetzungstreffen 2004, ließen sowohl Magnet als auch Scharfmüller bisher unbeantwortet. 

Magnet (mittig) unterhält sich auf dem NPD-Event 2004 mit Oliver-Gerd Raninger (3v.r.), einem späteren Unterstützer von Ralf Wohlleben, den NSU-Komplizen. Den BfJ-Stand betreut der mittlerweile inaktive Rene H.(l.), der 2007 gemeinsam mit Magnet und Scharfmüller in U-Haft saß. Quelle: isso.media

Scharfmüller, der Chef von Info-DIREKT 

Stefan Magnet, Chef von AUF1, war also schon lange vor Beginn der Corona-Pandemie politisch aktiv, in rechtsextremen Netzwerken. Genauso ist es bei Michael Scharfmüller, Geschäftsführer für die rechtsextreme Veröffentlichungs-Plattform Info-DIREKT.

Die 2015 gestartete Publikation Info-Direkt sei angeblich „unabhängig und überparteilich“ und stehe für die „Förderung der freien Meinungsäußerung und der pluralistischen Gesellschaft, sowie den Erhalt von Demokratie, Frieden, Religions- und Gewissensfreiheit“, behauptet die Plattform in schönster Umkehr der Realität. Frei äußern können sich hier als Interview- oder Kooperationspartner*innen vor allem Rechtsextreme. Unter anderem die Aktivisten der sogenannten „Identitären Bewegung“, Marin Sellner und Patrick Lenart, die neurechten Publizisten Benedikt Kaiser, Philip Stein und Götz Kubitschek, aber auch Politiker aus der FPÖ, wie Herbert Kickl und Harald Vilimsky. Das DÖW vermutet, dass Info-DIREKT als Nachfolgeprojekt des neonazistischen „Bundes freier Jugend“ gesehen werden kann. 

Auch Scharfmüller pflegt seine Kontakte in die rechtsextreme Szene. 2017 etwa hielt er eine Rede auf dem Kongress der „Identitären Bewegung Österreich“, im Nachgang erschien ein lobender Artikel auf seiner Propaganda-Seite. Generell scheinen die Kontakte vom einstigen NPD-Pressefest-Besuch bis heute zu fruchten: Enge Verbindungen bestehen zum Netzwerk des neurechten Vordenkers Götz Kubitschek in Schnellroda. 2022 war Scharfmüller als Reporter beim Sommerfest in Schnellroda, um Interviews mit rechtsextremen Kadern zu führen. 2021 hielt Scharfmüller eine Rede beim neurechten Vernetzungstreffens der Sommerakademie des „Instituts für Staatspolitik“, zur Lage in Österreich und sagte bereits in der Einleitung, „dass wir Österreicher Deutsche sind“.

Scharfmüller berichtet 2022 aus Schnellroda

 Auch wenn Scharfmüller seit einiger Zeit ebenfalls das Image eines Saubermannes zu pflegen versucht, hat er eine beachtliche rechtsextreme Kariere vorzuweisen, genau wie auch Magnet. Kein Wunder also, dass auch er 2004 als Gast beim NPD-Pressefest samt Rechtsrock-Konzerte in Mücka war.

Info-DIREKT

Laut einer investigativen Recherche von Correctiv teilt AUF1 seine Firmenadressen mit Info-DIREKT und der rechten Publikation Wochenblick. Schaue man durch die großen Fenster in jenen weißen Neubau, sehe man „nur leere Räume, leere Tische, leere Sitzecken.“ Laut dem DÖW war Magnet früher auch bei Info-DIREKT persönlich involviert. Obwohl Stefan Magnet konsequent jede Verbindung zu Info-DIREKT abstreitet, „dürfte er einer der Hauptakteure des Magazins sein“, mutmaßt die Vice. Es läge der Verdacht nahe, dass Magnet einer der pro-russischen Hauptredakteure und Ideologen von Info-DIREKT sei. Laut DÖW gab Magnet 2018 auf Facebook an, dass er schon von Beginn an das Projekt Info-DIREKT mitgestaltet habe.

Magnets Interview mit staatlichem Kreml-Propagandisten

2017 erschien auf Info-DIREKT ein Artikel, in dem Magnet als „Gastautor und Berater von alternativen Medien“ bezeichnet wird, „der sich regelmäßig den Missständen in der Medienlandschaft widmet. Erst kürzlich war er in Russland und hat mit Andrei Kondrashov gesprochen, dem Nachrichten-Chef des größten russischen Senders Russia 1.“

Interview auf Info-Direkt

Andrei Kondrashov ist ein prominenter kremltreuer Journalist in Russland. 2017 wurde er zum Sprecher von Putins Wahlkampf ernannt. Er ist „Head of News“ bei Russia 1, dem zweitgrößten staatlichen TV-Sender. Gerade im Kontext des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine häuften sich Berichte über mutmaßlich vorsätzliche Falschmeldung und Desinformation von dem Sender. Im September 2022 prangerte „Reporter ohne Grenzen“ an, dass unter anderem von Russia 1 zu Hass und Völkermord aufrufen.

2019 erschien wieder eine Art Interview des ehemaligen Führungskaders des neonazistischen BfJ und Kondrashov aus Moskau. Diesmal wurde es im russischen Propaganda-Blatt veröffentlicht, dass im Rahmen des russischen Balls in Wien verteilt wird. „Art & Business“ ist eine internationale Zeitschrift, die in russischer und in deutscher Sprache viermal im Jahr erscheint und nach einem VIP-Verteiler versendet wird. Diese Zeitschrift ist ein Teil des Projektes „Das Antlitz Russlands“, das Abendgesellschaften mit bekannten Künstler*innen und den russischen Ball umfasst. Jede neue Ausgabe wird im Rahmen der Abendgesellschaften und auf dem „russischen Ball in der Hofburg“ präsentiert und den Gästen überreicht.

Magnets Text in im pro-Putin-Blatt „Art & Business“

„Einiges Russland“: Russland-Reise mit der FPÖ

Bekannt ist, dass Magnet 2016 gemeinsam mit einer FPÖ-Delegation nach Moskau reiste. Möglicherweise entstand das Interview mit dem russischen Top-Propagandisten schon damals. Auf der Russland-Reise waren der damalige Oppositionsführer Heinz-Christian Strache, der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer und der stellvertretende FPÖ-Bundesparteiobmann Johann Gudenu dabei, um mit der Partei Wladimir Putins „Einiges Russland“ eine „Vereinbarung über Zusammenwirken und Kooperation“ zu unterzeichnen.

Auch wenn sogenannte Alternativmedien gegenüber ihren Fans stets behaupten, sie seien kritische und unabhängige Medien, zeigen die Beispiele AUF1 und Info-Direkt doch sehr gut das ideologische Gerüst hinter diesen Seiten. Sie sind gut geplante Projekte aus der rechtsextremen Szene, die das Ziel verfolgen, ihr demokratiefeindliches, antisemitisches und rassistisches Gift in die Breite der Gesellschaft zu verteilen. Die interessante Frage, die sich hier auftut, ist, wie werden diese Projekte finanziert?

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