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Terror in den USA Neonazi tötet drei Schwarze Menschen

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(Quelle: Ebyabe, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons)

Der Täter war mit einer AR-15 und einer Handfeuerwaffe in einen Dollar General-Supermarkt eingedrungen. Außerdem trug er eine schusssichere Weste und eine Sturmhaube. Ursprüngliches Ziel des Täters war jedoch mutmaßlich der Campus der Edward Waters University, einer traditionell von Schwarzen besuchten Hochschule. Die Universität war 1866 gegründet worden, um freien Schwarzen Menschen eine gehobene Bildung zu ermöglichen. Auf dem Campus hatte das Sicherheitspersonal den Täter dabei beobachtet, wie er seine Schutzweste anzog und verwiesen ihn des Campus. Daraufhin zog er zu dem Supermarkt weiter; wo er zuerst elf Mal auf ein Auto schoss und die 52 Jahre alte Michelle Carr tötete. Anschließend drang er in das Geschäft ein und ermordete den 19-jährigen Anolt Joseph Laguerre Jr. und den 29 Jahre alten Jerrald De’Shaun Gallion. Anschließend richtete er die Waffe gegen sich selbst.

Der Täter hatte kurz vor seinem Selbstmord seinem Vater eine Nachricht geschickt, er solle seinen Rechner überprüfen, erklärte der Polizist T.K. Waters auf der Pressekonferenz zu dem dreifachen Mord. Er hatte mehrere Manifeste verfasst, die er unter anderem an seine Eltern, die Medien und die Polizei verschickte, in denen er seine Ideologie darlegte. Nach bisherigem Wissensstand veröffentlichte er rassistischen Pamphlete jedoch nicht online, wie es die meisten rechtsextremen Terroristen der jüngsten Zeit taten.

Die Manifeste des 21-Jährigen seien Ausdruck seiner „widerwärtigen Ideologie des Hasses”, so Sheriff Waters. Es besteht kein Zweifel daran, dass es sich um einen rassistisch motivierten Terroranschlag gehandelt hatte. Auch das auf die AR-15 gezeichnete Hakenkreuz spricht eine eindeutige Sprache. Es scheint auch, als hätte der Täter das Datum bewusst gewählt: Am 28. August 2018 hatte ein Amokläufer in Jacksonville bei einem Videospiel-Tournier zwei Menschen ermordet und zehn weitere verletzt. Auch der Attentäter des rechtsterroristischen Anschlags von München 2016 hatte den Jahrestag des Massakers von Utoya gewählt, offensichtlich um einem Idol zu huldigen. Diese neue Art des virtuell vernetzten Terrorismus bezieht sich sehr häufig aufeinander. Mörder versuchen die blutigen Taten ihrer Vorgänger noch in Grausamkeit zu überbieten.

Der Täter hätte alleine gehandelt, so Sheriff Waters – aber das bedeutet nicht, dass es sich um einen Einzeltäter gehandelt haben muss. Rechtsterroristen radikalisieren sich online, auf Imageboards, Foren und Social Media-Plattformen, in denen Massenmörder als Heilige glorifiziert werden. Die USA sind eine Nation, die auf strukturellem Rassismus aufgebaut ist, und in dem Republikanische Politiker*innen, Nachrichtensender wie FOX News und rechtsradikale Influencer*innen regelmäßig Hetze gegen Schwarze und antirassistische Aktivist*innen betreiben. Rassistisch motivierte Hassverbrechen gegen Schwarze haben in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Im Mai 2022 ermordete ein junger Mann in Buffalo zehn Schwarze Menschen. Die Manifeste, das Hakenkreuz auf der Waffe – der Attentäter von Jacksonville wollte damit ein eindeutiges Statement setzen.

Reaktionen von Community und Politik

US-Präsident Joe Biden ließ nach dem Anschlag verlautbaren, dass „Weißes Überlegenheitsdenken keinen Platz in Amerika hat“ und gab an, die Familien zu kontaktieren. Ron de Santis, Gouverneur von Florida und Vertreter eines weißen, christlichen Nationalismus, wurde auf der am 27.08. veranstalteten Trauerfeier für die Opfer des Anschlags ausgepfiffen. De Santis hatte, eloquent wie üblich, verlautbaren lassen, dass er den Täter für einen „absoluten Drecksack“ und „hasserfüllten Verrückten“ halte und der rassistisch motivierte Anschlag „Total inakzeptabel im Bundesstaat Florida“ sei. Mitglieder der Schwarzen Community sehen dies anders: Schwarze Sichtbarkeit und eine Auseinandersetzung mit Sklaverei mussten in der Stadt lange erstritten werden. 2018 verlor der Schwarze Demokrat Andrew Gillum knapp die Wahl zum Gouverneur, als Sieger ging de Santis hervor – ein Mann, der seit Amtsantritt im Januar 2019 einen vehementen Kampf gegen unter anderem kritische, antirassistische Auseinandersetzung mit der US-amerikanischen Geschichte an Schulen und Universitäten führt. Im März 2023 hatte de Santis sein Gesetz erlassen, das ermöglichte, auch ohne einen Hintergrund-Check Schusswaffen kaufen zu können. Wie die Washington Post berichtet, war Palmer bereits wegen eines „häuslichen Zwischenfalls“ polizeiauffällig geworden. Dies hätte jedoch nicht zu einem Strafregister-Eintrag geführt, weshalb er ohne Probleme die Tatwaffe erwerben konnte. Bei der AR-15 handelt es sich um eine Halbautomatikwaffe, die besonders oft von Rechtsterroristen und Amokläufern verwendet wird.

Die Schwarze Community von Jacksonville ist traurig und wütend. Der Tag des rassistischen Terroranschlags fällt auch zusammen mit dem 60. Jubiläum der historischen „I have a Dream“-Rede des Bürgerrechtsaktivisten Martin Luther King. Arndrea Waters King, Präsidentin des progressiven Think Tank Drum Major Institute und Ehefrau von Martin Luther King III, äußerte in einem Interview mit dem CNN vom 27. August Trauer und Bestürzung: „Gestern, an dem gleichen Tag, an dem sich [auf einer Gedenkveranstaltung für King] fast 200.000 Leute versammelt haben, um für die Demokratie in unserem Land zu kämpfen, haben wir gesehen was, Hass bewirken kann. Und für die vielen Menschen, die sich fragen, wieso wir hier zusammen kommen und inwieweit Dinge anders sind als sie es 1963 waren [hat dieser Anschlag] gezeigt, wo wir im Jahre 2023 sind und wieso wir hier stehen – weil 2023 und 1963 gar nicht weit voneinander entfernt sind. “

 

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