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Türkisch-nationalistische Rockergruppe „Osmanen Germania“ verboten

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Ausposiert: Im Werbevideo auf YouTube regieren die "Osmanen Germania" an den Türen der Diskotheken der Republik mit Gewalt aller Art. Jetzt wurde die türkisch-nationalistische Gruppierung von Bundesinnenminister verboten. (Quelle: Screenshot YouTube, 10.07.2018)

 

 

Machohafte Selbstinszenierungen und Einschüchterungen

Die Mitglieder der „Osmanen Germania“ lieben machohafte Selbstinszenierungen und traten erstmal 2015 in der Bundesrepublik an die Öffentlichkeit. In professionell gestalteten, mit türkischer Rap-Musik untermalten, pathetischen Videos inszeniert sich die schnell wachsende türkisch-nationalistische Rockergruppe als sozial ambitionierte „Boxergruppe“, die vor allem benachteiligte Jugendliche „von der Straße“ holen wolle. In ihren martialischen Werbevideos – einer hat nach Angaben von YouTube 1.350.000 Seitenaufrufe – tauchen auch Pistolen, Kettensägen und tropfendes Blut auf, wie selbstredend auch teure Autos und tätowierte muskelbepackte migrantische Männer. Sie gründeten vor allem in migrantisch geprägten Stadtteilen Ortsgruppen mit Schwerpunkt NRW.    

Als ihre beiden Vorsitzenden präsentierten die „Osmanen Germania“ 2016 zwei Boxer: Den seit Mitte 2017 in Untersuchungshaft sitzenden Boxer Mehmet Ba?c? und einen Abtrünnigen der kriminellen Rocker der Hells Angels. Ansonsten waren sportliche Betätigungen in organisierten Boxclubs eher nicht feststellbar. 2016 kam es vor allem in diversen NRW-Städten zu  gezielten Kontrollen (vgl. RP). Die offenkundig gut organisierten politischen Rocker reagierten im Oktober 2016 im hessischen Dietzenbach mit einer Machtdemonstration: Einem „World Meeting“ (vgl. Welt). 

Weitere Razzien der Polizei folgten, mit jeweils etwa 1.000 Beamten, wegen rockerspezifischer Kriminalität wie Drogenhandel, Prostitution und Erpressung; auch Schusswaffen wurden konfisziert. Eng verbunden sind die „Osmanen“ auch mit der Türsteherszene. So war es nicht verwunderlich, dass die Osmanen 2015 bei einem Geheimtreffen einen Pakt mit dem albanischstämmigen, gefürchteten ehemaligen Kölner „Türsteherchef“ Necati Arbaci schlossen (vgl. BILD) : Der 1972 in Köln geborene Schwerkriminelle war 2004 u.a. wegen Rädelsführerschaft in einer kriminellen Vereinigung und Menschenhandel zu neun Jahren Haft verurteilt worden. 2007 wurde er in die Türkei abgeschoben; seit 2010 ist Arbaci in Izmir Präsident der Türkischen Hells Angels („Hells Angels MC Nomads Turkey“). In Köln gab es auch eine starke Gruppe der „Osmanen“.

Gewaltfantasien aller Art im „Osmanen Germania“-YouTube-Spot.

 

Enge Kontakte zur AKP und zu Erdogan

2016 kam es zu erste Festnahmen von führenden Mitgliedern. Die sehr rechte politische Ausrichtung der „Osmanen Germania“ wurde bei einem Anschlag im August 2016 in Saarbrücken gegen die schwerpunktmäßig in Baden-Württemberg auftretenden kurdischen Rocker der Bahoz erkennbar. Es folgten 2017 und 2018 bundesweite Razzien wegen Geldwäsche, Urkundenfälschung und Erpressung. Im Juli 2017 berichtete Stern-TV über einen Wuppertaler Aussteiger, der nach Selbstauskunft daraufhin Todesdrohungen erhielt.

Publizisten wiesen auf enge Kontakte zwischen den „Osmanen“, der türkischen Regierungspartei AKP, der in der Bundesrepublik tätigen UETD und den rechtsextremen Grauen Wölfen hin (vgl. Stuttgarter Nachrichten).  Einige ihrer Führungsleute tauchten nach dem ersten Verfolgungsdruck nach einer Recherche der Stuttgarten Nachrichten in der Türkei unter (vgl. Stuttgarter Nachrichten). 

 

Gewaltandrohungen nach der Armenienresolution

Deren enge Zusammenarbeit mit türkischen Sicherheitskräften wurde im Oktober 2017 vom NRW-Innenminister Herbert Reul bestätigt. Geldtransfers aus AKP-Kreisen an die rechtsnationalistische Rockergruppe u.a. zum Kauf von Waffen wurden von Medien nachgezeichnet: Der AKP-Abgeordnete Metin Külünk habe mehrfach Geld an die Führungsriege der „Osmanen Germania“ übergeben. Im Dezember 2018, nach der Armenien-Resolution des Deutschen Bundestages, brachte das ZDF-Magazin Frontal einen mit „Vertrauter Erdogans zündelt in Deutschland“ betitelten Fernsehbeitrag. Hierin wird auch ein Telefonat zwischen Külünk, Außenminister Mevlüt Cavusoglu und Erdo?an dokumentiert. 

Erdogan habe wegen der Bundestagsresolution zum Völkermord an den Armeniern den Osmanen Proteste vorgeschrieben. Auch Burkhart Freier, Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz NRW, bestätigte die gezielte Einschüchterung hiesiger „türkeikritischer“, kurdischer und armenischer Gruppierung durch die „Osmanen“, einschließlich Gewaltanwendungen. Gegen den Satiriker Jan Böhmermann sollten die „Osmanen“ gemäß einem abgehörten Telefongespräch wegen seiner „Erdogan-Satire“ „eine Bestrafungsaktion durchführen.“ Böhmermann wurde von den Sicherheitsbehörden daraufhin gewarnt.

Mitglieder der Osmanen sollen auch als Ordner bei türkisch-nationalistischen Protesten, insbesondere bei den rechtsextrem-nationalistischen „Grauen Wölfen“, aufgetreten sein.

 

Dieser Text erschien zuerst am 10.07.2018 auf Blick nach rechts. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

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