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Verankert und etabliert – die Thüringer RechtsRock-Szene

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Rund 6.000 Neonazis haben sich 2017 im Themar versammelt (Quelle: BTN)

Textauszug von Jan Raabe aus der mobit Broschüre „Hass und Kommerz – RechtsRock in Thüringen“

Die Großkonzerte, die im thüringischen Themar im Jahr 2017 mit bis zu 6.000 Teilnehmer*innen stattgefunden haben, sind in aller Munde. Dass die Grundlage dafür, dass solche Konzerte überhaupt stattfinden können, eine aktive und virulente Szene ist, wird dabei oftmals vergessen. Eine solche ist in Thüringen vorhanden. Für die Durchführung der Großevents braucht man nicht nur Bands, die auftreten, dutzende, teils hunderte Helfer*innen, sondern auch erfahrene Akteur*innen und eine Region, die als Veranstaltungsort etabliert ist. So etwas geht alles nicht von heute auf morgen, so etwas muss gewachsen sein. Erinnert sei daran, dass ohne die Szene-Strukturen des Thüringer Heimatschutzes die Politisierung und Organisierung des Nationalsozialistischen Untergrunds nicht denkbar gewesen wäre. Ohne die Unterstützung aus der  Szene, gerade aus dem Bereich der Musiknetzwerke, hätten dessen Mitglieder ihre Mordtaten nicht begehen können.

Betrachtet man die RechtsRock-Szene in Thüringen, so sticht diese in einigen Bereichen aus dem bundesdeutschen Durchschnitt heraus. In keinem Bundesland finden, gemessen an der Einwohnerzahl, so viele RechtsRock-Konzerte statt wie in Thüringen. Gerade auch große Open- Air-Veranstaltungen. Das liegt teilweise daran, dass die Szene auf  Immobilien für die Konzerte zurückgreifen kann, und daran, dass es Orte gibt, die der Szene als Kristallisationspunkte zur Verfügung stehen – Hausprojekte, Tonstudio, NPD-Parteibüro etc. In Thüringen existiert zudem eine lebendige Bandszene mit erfahrenen und bekannten Bands. Hier leben erfahrene Akteu r*innen, die teilweise schon seit mehr als 30 Jahren aktiv sind. Diese betreiben oftmals auch RechtsRock-Label oder -Versandhandel und organisieren Konzerte. Im Folgenden werden beispielhaft Strukturen in Thüringen dargestellt, welche die Grundlage für Großkonzerte wie in Themar bilden.

Kristallisationspunkte lokaler Szenen

Kein Konzert ohne Bands! Allein aus diesem Grund haben Bands eine besondere Bedeutung für die Szene. Sie stellen eine der Grundlagen der Erlebniswelt der extrem rechten  Musikszenen dar. Ihre Existenz ist jedoch oftmals Anhaltspunkt für  etwas anderes, für eine lebendige jugendkulturell orientierte Nazi-Szene. Denn genau aus dieser heraus entstehen junge Bands. Es sind junge Menschen, die gemeinsam nicht nur Musik machen, sondern auch ihre Message verkünden wollen. Sie eint sowohl die Lebenswelt als auch die Ideologie. Teilweise sind die Bands der Thüringer Szene schon seit mehr als 15 Jahren aktiv: so zum Beispiel Moshpit und Brainwash aus Altenburg. Im Bereich des neonazistischen Hardcores, den diese beiden Bands spielen, gehören sie zu den bundesdeutschen Top-Bands. Auftritte in den letzten Jahren in Moskau, den USA oder auch in Griechenland belegen die internationale Bedeutung.

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Die Bekanntheit der Band SKD, die Abkürzung steht für „Sonderkommando Dirlewanger“, der Name ist einer wegen Massenmorden und Kriegsverbrechen berüchtigten SS-Einheit entlehnt, beruht darauf, dass die Band auf Konzerten verbotene Lieder spielte und CDs mit strafrechtlich relevanten Inhalten veröffentlichte. Dadurch wurde SKD zu einer der  bekannten Bands in Deutschland. Einige der Thüringer Musiker, Frauen stehen fast nie auf der Bühne, sind schon seit mehr als 20 Jahren aktiv. Zum Beispiel Ricky Nixdorf aus Sonneberg, welcher bei der 1996 gegründeten Band „Volksverhetzer“ mitspielte, später bei „Sturmangriff“ sang und heute bei der Band „Unbeliebte Jungs“ aktiv ist. In dieser langen Zeit, in der Ricky und weitere Musiker aktiv waren und sind, haben sie viele  Erfahrungen gesammelt und Kontakte geknüpft. Solche „Urgesteine“ der Szene sind bei vielen Aktionen und Veranstaltungen die wichtigen erfahrenen Akteur_innen im Hintergrund. Es sind jene, die Verantwortung übernehmen, Gelder organisieren und Strukturen zusammenhalten.

Im Jahr 2016 waren in Thüringen zwölf Bands aktiv. Das ist im Vergleich zu Sachsen mit 30 bzw. Brandenburg mit 24 aktiven Bands verhältnismäßig wenig, es ist jedoch Ausdruck einer lebendigen Szene; zumal einige der Bands von überregionaler Bedeutung sind.

Wenn Sie den gesamten Text und weitere interessante Beiträge aus der er mobit Broschüre „Hass und Kommerz – RechtsRock in Thüringen“ lesen wollen, wenden Sie sich an mail@mobit.org 

 

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