„Ethnopluralismus“ ist ein Theoriekonzept der sogenannten Neuen Rechten, mit der Rassismus neu und weniger angreifbar begründet werden soll. Er behauptet, dass Völker unveränderliche kulturelle Identitäten besäßen – die vor fremden Einflüssen zu schützen seien. Dazu sollten Völker sich erstens strikt voneinander abgrenzen und zweitens auf innere Homogenität achten. Somit ist Ethnopluralismus ein ausgrenzender Nationalismus, Kritiker nennen ihn auch einen „Rassismus ohne Rassen“.Der Begriff „Ethnopluralismus“ – zusammengesetzt aus dem griechischen „ethnos“ (Volk) und dem lateinischen „pluralis“ (Mehrzahl) – propagiert eine „Völkervielfalt“. Er wurde geprägt von Henning Eichberg, einem der wichtigsten deutschen Theoretiker der Neuen Rechten, Vorläufer des Konzepts finden sich aber schon bei Carl Schmitt. Im Gegensatz zur humanistischen Idee einer gleichen Würde und gleicher Rechte für alle Menschen betont der Ethnopluralismus grundlegende Unterschiede zwischen Ethnien bzw. Völkern aufgrund kultureller, geografischer, religiöser oder anderer Einflussfaktoren. Eine Gruppe von Menschen, so das Grundargument, sei umso besser und stärker, je ähnlicher sich ihre Angehörigen sind. „Nur ethnisch geschlossene Gesellschaftskörper mit geringem Ausländeranteil sind solidar- und belastungsfähig, nur sie können positive Gemeinschaftskräfte zur Krisenbewältigung entwickeln“, meint etwa ein Schulungsheft der NPD für ihre Kader – ohne auch nur einen Beleg für die Behauptung anzuführen.Um die (kulturelle) Identität eines Volkes zu erhalten (die im NPD-Grundsatzprogramm zur „Grundlage für die Würde des Menschen“ erklärt wird), sei die strikte Trennung von allen anderen Ethnien notwendig. Deshalb sei es geradezu ein Gebot der Menschenwürde, hierzulande lebende türkischstämmige Menschen in die Türkei abzuschieben statt sie zu „zwangsgermanisieren“. Dass sämtliche menschlichen Kulturen das Ergebnis gegenseitiger Befruchtung sind, dass Menschen unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft Wertmaßstäbe oder Lebensweisen entwickeln oder wählen können, wird von Ethnopluralisten vollständig ausgeblendet. Eine Höherwertigkeit des eigenen Volkes wird von ihnen nicht mehr ausdrücklich propagiert. Deshalb trifft die bei demokratischen Politikern beliebte Unterscheidung „Patrioten lieben ihr Vaterland, Nationalisten hassen die Vaterländer der anderen“ die moderne NPD eigentlich gar nicht mehr. Denn sie hat, in der Theorie, sogar ein Interesse an starken Vaterländern anderer Ethnien. Denn dann könne man deren Mitglieder, die ja – so die NPD – fälschlicherweise in Deutschland leben, umso besser dorthin zurückschicken.Zum Thema| „Die morgige Welt muss ethnopluralistisch sein!“ – Eine Analyse von Richard Stöss| „Das Volk als Subjekt“ von Armin Pfahl-TraughberLiteratur| Die Broschüre „Einstieg in die Ideologie der NPD“ bietet einen Überblick über Elemente rechtsextremistischen Denkens – so auch den Ethnopluralismus.