Der Glaube, man könne Menschen in bestimmte Gruppen einteilen und daraus unveränderbare Eigenschaften und Charakterzüge ableiten, wird auch als Rassismus bezeichnet. Dabei wird die geschaffene „eigene Gruppe“ oft als höherwertig angesehen und über die erdachten „anderen Gruppen“ gestellt. Die Einteilung von Menschen in „Rassen“ ist wissenschaftlich längst überholt, wurde in der Vergangenheit jedoch schon mehrfach für menschenverachtende Vorstellungen benutzt. Um in diesem Text also gar nicht erst den Eindruck zu erwecken, es könne „Rassen“ geben, werden wir ab jetzt nur noch von „R.“ sprechen, wenn wir dieses Wort für Erklärungen gebrauchen müssen.
Ein Blick in die Vergangenheit
Ende des 17 Jhd. wurde die „R.–Einteilung” erstmals auch auf Menschen übertragen. Menschen wurden nicht als Individuen, sondern als Zugehörige einer bestimmten „R.“ angesehen. Aufgrund bestimmter gemeinsamer Merkmale (wie z.B. gleiche Sprache oder Hautfarbe) wurden Menschen in Gruppen eingeteilt und es wurden ihnen bestimmte (negative) Eigenschaften unterstellt.
In der Kolonialzeit wurde eine angeblich bessere „weiße R.“ erfunden und damit versucht, den Sklavenhandel und die Herrschaft über andere Menschen zu rechtfertigen. Ende des 19. Jahrhunderts begannen Biologen und Mediziner die ganze Menschheit in angebliche „Grund-R.“ einzuteilen. Zur Zeit des Nationalsozialismus (1933 – 1945) wurde diese sogenannte „R.-lehre“ aufgenommen und in einer extremen Form weiter gesponnen:
Es wurden Kriterien festgelegt, wie denn nun ein „echter Deutscher“ auszusehen hatte. Das Musterbeispiel für Schönheit, Sauberkeit, und Ehrlichkeit sollte der “Arier” sein. Somit erschufen sich die Nazis die Idee einer eigenen angeblich höheren „arischen R.“, die zum Herrschen bestimmt sein sollte. Als bedrohliches Feindbild wurde Jüdinnen und Juden eine “jüdische” Rasse auferlegt. Davon waren Menschen betroffen, die jüdischen Glaubens waren oder auch nicht oder die sich selbst als Jüdinnen und Juden sahen oder auch nicht – man sieht also, dass so eine Einteilung eigentlich nicht möglich ist, aber trotzdem ganz willkürlich gemacht wurde. Auch Menschen „nicht-weißer“ Hautfarbe, Sinti und Roma, Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung, wurden in „R.“ eingeteilt und als „minderwertig“ eingestuft.Das versuchten die Nazis auch noch biologisch zu begründen (d.h. sie behaupteten, es wäre angeboren) und erstellten sonderbare Kategorien um die Menschen in verschiedene Gruppen zu zwängen: Schädelform, Haar- oder Augenfarbe sollten darüber entscheiden, ob man zu einer “guten” oder “schlechten” R. gehörte. Dafür erstellten sie auch sonderbare Bilder, wie man hier links im Beispiel sehen kann. Diese unmenschliche Ideologie führte letztenendes auch zu Krieg und zu Massenmord.
Und wenn man heute noch von „R.“ spricht?
Rassismus hat also schon eine sehr lange Geschichte. Wenn Neonazis heute noch von „R.“ sprechen, beziehen sie sich dabei auf die oben beschriebene „R.-ideologie“ aus der Vergangenheit. Heutzutage wird der Begriff von der Mehrheit der Gesellschsaft glücklicherweise abgelehnt.
Neonazis verwenden deshalb aber auch andere Formulierungen, um das Gleiche auszudrücken zu können: Häufig sprechen Neonazis von angeblich unterschiedlichen „Völkern“. Zugehörige eines „Volkes“ werden dabei meist als eine „Nation“ gesehen. Dieser Nation wird eine bestimmte Kultur, Religion und Tradition zugeschrieben.
Menschen werden also wieder in bestimmten Gruppen zusammengefasst und es werden ihnen bestimmte Eigenschaften zugeschrieben, die angeboren und unveränderbar sein sollen. Das hat zur Folge, das Menschen anders behandelt und oftmals diskriminiert, also benachteiligt werden. Dass der Ursprung der Menschheit in Südafrika zu finden ist und Menschen seit Beginn der Menschheitsgeschichte durch Migration, also Bevölkerungswanderung, sich über den Erdball verteilten und ansiedelten, wird dabei völlig verschwiegen.
Ob nun von „Rassen“, „Völkern“ oder „Kulturen“ die Rede ist: um Rassismus bekämpfen zu können, muss jeder Mensch zunächst einmal als gleichwertiges Individuum angesehen werden –irgendwelche Zuschreibungen und Verallgemeinerungen können dabei nicht weiter helfen!
Dieser Text erschien zuerst am 11.06.2012 auf no-nazi.net. Mit freundlicher Genehmigung.