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Wie organisiere ich kreative Demonstrationen?

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Gegendemonstration in Gräfenberg, die das Motto "Gräfenberg ist bunt" wörtlich nahm. (Quelle: D. Arnold)

Wenn die NPD oder andere Rechtsextremisten irgendwo eine Veranstaltung ankündigen, wird oft gefordert, „das“ müsse verboten werden. Doch in einer offenen Gesellschaft ist das – aus formaljuristischen und auch grundsätzlichen Gründen – häufig nicht möglich. Dann solle man die Neonazis eben ignorieren, meinen viele, man dürfe NPD-Demonstrationen nciht noch durch Aufmerksamkeit aufwerten. Doch was vielleicht als Beschweigen gemeint ist, kann wie Verschweigen oder wie Dulden wirken – oder gar wie Begrüßen.

Demokraten sollten es nicht einfach hinnehmen, wenn Rechtsextremisten für ihre antidemokratische Ideologie demonstrieren. Aber wie können Proteste aussehen, damit möglichst viele Bürgerinnen und Bürger daran teilnehmen (können) und eine möglichst große (Medien-)Wirkung erreicht wird?

1. Gemeinsam statt getrennt

Dass man sich in der antifaschistischen Arbeit nicht spalten lassen darf, ist eine der zentralen historischen Lehren für alle Demokratinnen und Demokraten. Deshalb muss das Ziel sein, ein breites Aktionsbündnis zu schaffen, mit dem man unterschiedliche politische Milieus mobilisieren kann. Die Losung „Unsere Stadt ist bunt“ ist zwar gewissermaßen eine Kulturalisierung des Problems, aber auch ein kluger gemeinsamer Nenner, auf den sich viele Gruppierungen einlassen können.

2. Ein politisch offenes Meinungspodium schaffen

All jene Gruppen, Verbände, Organisationen, Institutionen, Parteien und so weiter, die demokratische und menschenrechtliche Positionen teilen und den friedlichen Widerstand verwirklichen wollen, sollen sich darin wiederfinden.

3. Perspektivwechsel auf die eigene Gemeinde

Die Kommune sollte als „Schatzkiste“ begriffen werden und nich als Ansammlung von „Wegguckern“ – auc hwenn man als Aktivist bisweilen frustiert ist. aber duch einen Perspektivwechsel erreichen Sie auch Menschen, die sich aus unterschiedlichen, teilweise nachvollziehbaren Gründen bislang nicht engagiert haben, aber prinzipiell dazu bereit sind.

4. Vielfältige Möglichkeiten der Mitwirkung schaffen

Zur Organisation und Ausgestaltung einer Gegendemonstration, Kundgebung oder Veranstaltung werden viele Köpfe und fleißige Hände gebraucht. Bieten Sie „Aktivitätsrollen“ an, und zwar in der ganzen Breite – vom Bratwurstgrillen übe Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Podiumsregie.

5. „Das Dunkel kann man nur mit Licht bekämpfen“

Der Spruch von Martin Luther King bedeutet: Auch wenn Rechtsextremismus ein ernstes Problem ist, dürfen udn sollen die Gegenaktionen Spaß machen. Während Neonazis dumpf und uniform marschieren, solla uf der Seite der Demokraten erlebbar werden, wie eine bunte Vielfalt und ein solidarisches Miteinander aussehen.

6. „Schubumkehr“

Leiten Sie die negative Energie um, die Rechtsextremisten in die Stadt bringen. Eine Neonazi-Aktion verursacht unvermeidliche Medien-Aufmerksamkeit. Statt eine Rufschädigung einfach hinzunehmen, können Sie sich mit Gegenaktionen als menschenfreundliche, lebendige, offene, mutige Gemeinde präsentieren.

7. Gestaltung medienwirksamer Szenarien

Medien suchen „gute Bilder“, martialische Neonazi-Aufmärsche liefern sie. Wenn Sie wollen, dass über die Gegenaktivitäten berichtet wird, sollten Sie schon beim Planen Ihrer Veranstaltung den Blick der Reporter, Fotografen und Kameraleute mitdenken – und ihnen „bessere“ Bilder liefern als die Rechtsextremisten.

8. Überraschende Aktionen planen

Oft kalkulieren Neonazis die Reaktionen der Demokratinnen und Demokraten schon ein – deshalb seien Sie nicht zu berechenbar! Man kann eine Demo auch demonstrativ „beschweigen“ (muss dann aber subtil präsent sein). Mancherorts wurden die Bürger aufgerufen, nach Abreise der NPD symbolisch die Straßen zu kehren oder ihre Lufthoheit zu stören (mit Motorsägen, Kirchenglocken, Autohupen oder anderem).

9. (Aus-)Lachen ist erlaubt

Die oft unüberbietbar dummen Neonazi-Parolen lassen sich parodieren, Gegendemos jahreszeitlich kontextualisieren („Nikolaus schmeißt die Nazis raus“) oder die eigenen Ziele bildhaft und mit Mitmach-Möglichkeiten darstellen (zum Motto „Wir zerren die Rechtsextremisten ans Licht“ Fackelzüge mit Flutlicht kontern).

10. Last but not least: Saul Alinsky lesen

Der US-amerikanische Bürgerrechtler und Antifaschist entwickelte in den 1930er- und 1940er Jahren wirkungsmächtige und inspirierende „Community Organizing“-Strategien. Einer seiner Kernsätze: Eine gute Taktik ist, was Spaß macht.

Mehr auf Belltower.news zum Thema „Demonstrationen„:

| Gegen Neonazi-Aufmärsche – Proteste und gerichtliche Verbote

| Neonazis und Versammlungsrecht

| Fast jedes Wochenende demonstrieren Neonazis

| Wo laufen sie denn? Rechtsextreme Demonstrationen 2010

Mehr im Internet:

| www.graefenberg-ist-bunt.de

Beispiel einer Polizeiwebsite zur Demoanmeldung mit den wichtigsten Paragraphen
| www.hamburg.de/navigation-versammlungsbehoerde

Tipps für Demonstrationen gibt es im Internet von vielen Organisationen, etwa diese:
| wiki.vorratsdatenspeicherung.de/ Organisation_einer_Demonstration

Dieser Text erschien im „Buch gegen Nazis“ – mehr Informationen hier.

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