Die Idee ist einfach: Viele Menschen spenden in eine gemeinsame Stiftung. Alle gestifteten Beträge bleiben dauerhaft erhalten. Allein aus den Zinserträgen unterstützt die Bürgerstiftung das Engagement von Bürgerinnen und Bürger füreinander in der Stadt Halle. Die Bürgerstiftung macht es sich zur Aufgabe, das geistige und soziale Klima zu verbessern, die Verantwortungsbereitschaft der Bürger*innen zu erhöhen und so zur Stärkung einer lebendigen demokratischen Kultur beizutragen. Wenn sich Menschen für andere Menschen oder das Gemeinwesen einsetzen, dann will die Bürgerstiftung Halle unterstützend tätig werden – heute und für kommende Generationen.
Die Bürgerstiftung Halle wurde am 25. Mai 2004 gegründet. Ein Jahr zuvor rief eine Gruppe engagierter Hallenser zur Gründung der Stiftung auf. Innerhalb von 12 Monaten sollte das dafür notwendige Mindestkapital von 25.000 Euro zusammengetragen werden. Das Ziel wurde verfehlt – im positiven Sinne. Mit einem Grundkapital von mehr als 39.000 Euro konnte die Bürger.Stiftung.Halle im Mai 2004 ins Leben gerufen werden.
Bürgerschaftliches Engagement fördern
Begleitet wurde der Gründungsprozess mit einer Vielzahl von Veranstaltungen, in denen die Chancen und Potenziale der Bürgerstiftung diskutiert wurden. Besonders hervorzuheben sind dabei die inzwischen zur Tradition gewordenen Werkstattgespräche. In einer Art „öffentlichen Klausurtagung“ kommen die Akteure der Bürgerstiftung mit Stifter*innen sowie mit interessierten Bürger*innen ins Gespräch Im Mittelpunkt steht die Frage, wie bürgerschaftliches Engagement und damit verbunden eine demokratische Kultur gefördert werden kann und welche Rolle die Bürgerstiftung dabei spielt. Die Werkstattgespräche wurden erstmals im November 2003 durchgeführt und sind inzwischen zu einer festen Tradition geworden. Für die Bürgerstiftung sind die Werkstattgespräche sowohl Bürgerforum als auch ein wichtiges Instrument der Stiftergewinnung und der Stifterbindung.
Inzwischen stifteten mehr als 250 Bürgerinnen und Bürger Beträge zwischen 10 und 5000 Euro – Studierende, Erwerbstätige und Ruheständler ebenso wie Unternehmen und Selbstständige. Die Bürgerstiftung Halle kann sich als eine „von unten gewachsene“ Institution bürgerschaftlichen Engagements präsentieren. Das Stiftungskapital beträgt heute (2007) etwa 110.000 Euro – ein dauerhaftes Vermögen, aus deren Zinserträgen engagierte Menschen mit guten gemeinnützigen Ideen gefördert werden.
Erfolgreiche Umsetzung des ‚Matching Funds‘
Einer der größten Erfolge der Bürgerstiftung Halle bildet die erfolgreiche Umsetzung des ‚Matching Funds‘. Im Zusammenhang mit der Stiftungsgründung bot die Volksbank Halle an, 25 000 Euro dem Stiftungskapital der Bürgerstiftung zuzuwenden. Um eine zusätzliche aktivierende Wirkung hervorzurufen, wurde dieses Geld nicht auf einmal ins Stiftungskapital übertragen. Stattdessen gab die Volksbank ein Jahr lang zu jedem gestifteten Betrag noch einmal die gleiche Summe dazu. Auf diese Weise konnte nicht nur das Stiftungskapital verdoppelt werden, sondern auch die Anzahl der Stifterinnen und Stifter.
Hinsichtlich der Betreuung geförderter Projekte lassen sich noch Entwicklungspotenziale ausmachen. Die Projekte sollten die Vielfalt bürgerschaftlichen Engagements widerspiegeln. Dementsprechend unterschiedlich sind die Vorhaben. Ihnen gemeinsam ist der Gedanke, dass Menschen Verantwortung übernehmen für ihr Gemeinwesen – seien es Probleme die gelöst oder Chancen, die genutzt werden müssen. Da die Vielfalt der Projekte eine inhaltlich intensive Betreuung schwierig macht, wurde inzwischen die Anzahl der Fördermaßnahmen gesenkt, um dafür mehr Energie in die Begleitung und die Öffentlichkeitsarbeit zu investieren.
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).