Auch im Bereich der Bildungs- und Schulpolitik lässt sich also der Kurs der AfD beobachten, Konflikte zuzuspitzen, Ungleichheiten zu verstärken und gleichzeitig zu behaupten, eine Partei des Volkes und der »kleinen Leute« zu sein.
Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD im schulischen Bereich
# Wahlkampf unterbinden
In den letzten sechs bis vier Unterrichtswochen vor einer Wahl sind Unterrichtsbesuche und parteipolitische Veranstaltungen in Schulen nicht möglich. Die Schulleitung kann mit Verweis auf das Schulrecht parteipolitische Veranstaltungen absagen.
# Veranstaltungen gestalten
Veranstaltungen politischer Parteien sollten in Schulgebäuden nur durchgeführt werden, wenn sie erkennbar nicht rein parteipolitischer Natur sind, sondern sich wichtigen Fragen in Staat und Gesellschaft widmen. Hier muss ein vielfältiges Meinungsspektrum abgebildet werden.
# Parteienwerbung verbieten, Parteieninhalte aufarbeiten
An Schulen darf keine Parteienwerbung verteilt werden. Die Schulleitung sollte nicht zögern, vom Hausrecht Gebrauch zu machen, wenn dies doch geschieht. Das heißt aber nicht, dass Publikationen der Parteien nicht im Unterricht besprochen werden sollten. Schüler_innen sollten sich mit diesen aktiv und mit pädagogischer Begleitung beschäftigen.
# Für politische Ausgewogenheit sorgen
Generell gilt: Die Schule hat dafür zu sorgen, dass bei den Einladungen, die im Laufe eines Jahres ausgesprochen werden, keine demokratische Partei bevorzugt oder benachteiligt wird. Die AfD ist eine demokratisch gewählte Partei, sie vertritt aber undemokratische Positionen der Ungleichwertigkeit, denen die Schule keine Bühne bieten muss.
# Pädagogisch begleiten
Eine pädagogische Begleitung von parteipolitischen Veranstaltungen durch kompetentes Lehrpersonal ist unerlässlich, insbesondere wenn diese in der Schule stattfinden. Die gemeinsame Nachbereitung solcher Veranstaltungen mit den Schüler_innen ist auch eine Chance, eine kritische Reflexion der politischen Debatte anzuregen und Ziele, Forderungen und Strategien der Parteien kritisch zu hinterfragen.
# Sachliche und themenbezogene Diskussionen
Sitzen AfD-Politiker_innen auf dem Podium, dann sollte die Veranstaltungsmoderation darauf achten, dass am Kern der Sache und mit Praxisbezug zur Unterrichtsthematik diskutiert wird.
# Hilfe bei Veranstaltungsvorbereitung suchen
Wenn Diskussionen mit Rechtspopulist_innen stattfinden, müssen sich alle Teilnehmenden darauf inhaltlich und argumentativ gut vorbereiten. Außerschulische Kooperationspartner_innen können dabei unterstützen, zum Beispiel durch Argumentationstrainings.
# Prävention statt Reaktion
Für den nachhaltigen Umgang mit rechtspopulistischen Gruppen und Parteien wie der AfD sind insbesondere präventive Maßnahmen notwendig. Schüler_innen sollten für rechtspopulistische Argumentationsmuster sensibilisiertwerden.
# Fortbildungen für Lehrkräfte
Lehrkräfte sollten mit Fortbildungen über Ideologien der Ungleichwertigkeit informiert und für rechtspopulistische Argumentationsmuster sensibilisiert werden. Wichtig ist es, Räume für Reflexion der eigenen Positionierung zu schaffen und antisemitismus- und rassismuskritische Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten.
# Empowerment von Schüler_innen
Besondere Aufmerksamkeit gilt Schüler_innen, die von Antisemitismus und Rassismus betroffen sind: Geschützte Räume sollten geschaffen werden, in denen sich die Schüler_innen mit ihren Diskriminierungserfahrungen auseinandersetzen und gemeinsam Handlungsstrategien entwickeln können.
# Medienkompetenz fördern
Die mediale Kommunikation hat eine große Bedeutung für den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Elementar für die Prävention von Rechtspopulismus ist es, die Kompetenz zu fördern, mediale Inhalte entschlüsseln, verstehen und einordnen zu können.
MEHR ZUM THEMA IN DER BROSCHÜRE „POSITIONIEREN. KONFRONTIEREN. STREITEN“:
Praxisbeispiel »Schule ohne Rassismus« – AfD-Mitgliedern an Schulen begegnenBeispiel: Berliner Lehrer wird entlassen – AfD inszeniert sich als OpferPraxisbeispiel Hochschule: »Engagement für Benachteiligte ist gefragt«
Dieser Text ist ein Auszug aus der Broschüre „Positionieren Konfrontieren Streiten -Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD“ der Amadeu Antonio Stiftung.
Sie können die Broschüre auf der Website der Amadeu Antonio Stiftung als pdf herunterladen oder unter info@amadeu-antonio-stiftung.de gedruckt bestellen.
MEHR AUS DER BROSCHÜRE AUF BELLTOWER.NEWS
Umgang mit der AfD: „Sie streben einen Systemwandel an“Mit Rechtspopulist_innen debattieren?Auseinandersetzung mit der AfD in Parlamenten und KommunalvertretungenWie Medien mit rechtspopulistischen Positionen umgehen könnenIn der pädagogischen Arbeit gegen Rechtspopulismus handeln
Weiterlesen im Web
? Hans-Gerd Jaschke: Zur Rolle der Schule bei der Bekämpfung von Rechtsextremismus. In: APUZ 18-19 (2012), www.bpb.de/apuz/133384/zur-rolle-der-schule-bei-der-bekaempfung-von-rechtsextremismus?p=all? Michael Hammerbacher: Intervention und Prävention gegen Rechtsextremismus an Schulen, www.demokratie-leben.de/fileadmin/content/PDF-DOC-XLS/Wissen/Rechtsextremismuspraevention_an_Schulen.pdf