Statistiken zufolge ist der Anteil von straffällig gewordenen Personen in der Gruppe der Menschen ohne deutschen Pass (von denen neu hinzugekommene Flüchtlinge nur eine Teilgruppe sind) tatsächlich proportional höher als bei den deutschen Staatsbürger*innen. Das steht aber weder mit der Herkunft noch der Religion der Zugewanderten in Zusammenhang. Kriminologische Sachverständige erklären, dass Kriminalität nicht mit einer bestimmten Staatsangehörigkeit zusammenhängt, sondern in der Regel mit konkreten Lebenslagen.[iii] So finden etwa Straftaten innerhalb von Großunterkünften für Asylsuchende statt, wo viele einander unbekannte Menschen auf engstem Raum mit stark eingeschränkter Privatsphäre und wenig Beschäftigungsmöglichkeiten zusammenleben müssen.Flüchtlinge und Menschen mit Migrationsbiografie haben es schwerer, einen qualifizierten Abschluss, die gewünschte Ausbildungsstelle oder einen Job zu bekommen. Ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist also oft besonders eingeschränkt. Diese Menschen haben daher ein höheres Risiko, in eine Lebenssituation zu rutschen, die Straffälligkeit begünstigt. Andersherum heißt das: Gesellschaftliche Integration und eine Lebensperspektive sind ein Schlüssel zur Vermeidung von Straffälligkeit – bei Menschen mit und ohne deutschen Pass.Letztendlich sind „Ausländer“ oder „Flüchtlinge“ so unterschiedlich wie andere Menschen eben auch – weder sind alle nett und harmlos, noch sind alle gemein und gefährlich. Der weit überwiegende Teil der Zugezogenen verhält sich rechtskonform.
[i] Siehe etwa FOCUS (Meldung vom 06.07.2016): „Studie verneint Vorurteil: Migranten begehen nicht mehr Straftaten als andere“.
[ii] BMI: „Polizeiliche Kriminalitätsstatistik 2015(PDF-Dokument)“ und „Bericht zur Polizeilichen Kriminalitätsstatistik 2016(PDF-Dokument)“.
[iii] Siehe z.B. ZDFzeit (Sendung vom 06.12.2016): Dokumentation „Mehr Ausländer, mehr Kriminalität? Der große Faktencheck“ oder ZEIT ONLINE (Meldung vom 29.12.2016): „Zuwanderung und Kriminalität: Wenn man es nur genauer wüsste“.