Zunächst: Afrika ist kein Land. Afrika ist ein Kontinent. Mit 30,3 Millionen Quadratkilometern. Mit über einer Milliarde Einwohner*innen. Mit über 50 Staaten. Darunter sind terrorgeplagte Länder wie Somalia, Diktaturen wie Eritrea, aber auch stabile Demokratien wie Botswana.Dort, wo es Armut und Hunger gibt, ist dies vor allem eine Folge von politischen Konflikten, Geldflüssen und globalen Ausbeutungsmechanismen und auch ein Resultat der Kolonialgeschichte. Viele Staaten sind reich, sie haben Bodenschätze wie Erdöl, Diamanten und Kupfer. Aber Profite landen oft nicht bei der Bevölkerung, sondern gehen an herrschende Eliten und ausländische Unternehmen. So beispielsweise beim Landgrabbing (Landraub): Ausländische Konzerne und Regierungen haben in den letzten Jahren Millionen Hektar Land in afrikanischen Entwicklungsländern billig gepachtet oder gekauft und exportieren die Erträge in die Industriestaaten. Die ansässigen Kleinbauern wurden vertrieben, ohne Chance, selbst neues Land zu erwerben. Während riesige Mengen an Nahrungs- und Futtermitteln sowie Biosprit zum Profit der ausländischen Investoren produziert werden, wachsen unter der lokalen Bevölkerung Hunger, existenzielle Armut und Perspektivlosigkeit.[i] Ein weiteres Beispiel: Die Überproduktion von Milch in Europa führt nicht nur hier zu Tiefstpreisen. Die EU kauft hiesigen Konzernen Milchpulver ab und verkauft es dann billig etwa in Kamerun – wodurch der dortige Aufbau einer eigenen Milchwirtschaft massiv erschwert wird.[ii]Wie viele Schutzsuchende aus afrikanischen Staaten kommen hierher? Tatsächlich erreichen vergleichsweise wenige Flüchtlinge Deutschland: Etwa 110.000 Asylsuchende kamen insgesamt in den Jahren 2015 und 2016 aus afrikanischen Ländern in die Bundesrepublik – das entspricht knapp 10 % aller hier Schutzsuchenden. Rund ein Viertel von ihnen kam aus einem einzigen Staat: der brutalen Diktatur Eritreas.[iii] Die weitaus meisten Schutzbedürftigen bleiben in der Region: Laut UNHCR lebten Ende 2015 etwa 18 Millionen Flüchtlinge auf dem afrikanischen Kontinent, davon fast 11 Millionen als Vertriebene im eigenen Land.[iv]
[i] Infos z.B. unter www.oxfam.de/landgrabbing.
[ii] ZDFzoom (Sendung vom 25.01.2017): Dokumentation „Der Irrsinn mit der Milch“.
[iii] BAMF: „Antrags- Entscheidungs- und Bestandsstatistik“ für das Jahr 2015(PDF-Dokument)bzw. das Jahr 2016(PDF-Dokument)
[iv] UNHCR: „Global Trends. Forced Displacement in 2015”.