Hitlerputsch und „Mein Kampf“: Hitler, der zunächst in Linz lebte, wollte Künstler werden, scheiterte in Wien (seit 1907) bei der Ausbildung und ging 1913 nach München. Im Ersten Weltkrieg war er Soldat im deutschen Heer. Er erreichte den Dienstgrad eines Gefreiten und erhielt als Meldegänger das Eiserne Kreuz. 1919 kam er mit der Deutschen Arbeiterpartei (DAP; seit Februar 1920 Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, NSDAP) in Berührung, die er bald beherrschte (Selbstverständnis als „Hitlerbewegung“). 1922/23 wurde Hitler zur politisch wirksamsten Figur der in Bayern konzentrierten nationalistischen Gruppen und Wehrverbände. Der Versuch, die bayerische Regierung zum Staatsstreich gegen die Reichsregierung zu bewegen, misslang am 9.11.1923. Die NSDAP wurde aufgelöst; Hitler wurde zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, aber schon im Dezember 1924 aus Landsberg, wo er, unterstützt von R. Heß, den ersten Band der Programmschrift „Mein Kampf“ geschrieben hatte, entlassen. In dieser Schrift waren bereits seine Ziele (z. B. die Rassenpolitik und außenpolitische Expansion) vorgezeichnet.
Führerprinzip und Reichskanzler: Mit der Neugründung der NSDAP 1925 unternahm Hitler den Versuch, mithilfe einer Legalitätsstrategie (Wahl- und Parlamentsbeteiligung) die verfassungsmäßige Ordnung der Weimarer Republik zu bekämpfen und die Macht zu erringen. Auf der Grundlage des Führerprinzips schuf er sich in der NSDAP ein ihm ergebenes Instrument, in SA und SS eine innenpolitische Kampftruppe. Die Krisensituation gegen Ende der Weimarer Republik, besonders nach der Wirtschaftskrise 1930, agitatorisch ausnutzend, gelang es ihm, durch Rednergabe und straffe Organisation zunehmend größere Erfolge für seine Partei bei den Wahlen zu erringen. Am 30.1.1933 als Führer der stärksten Partei (in Koalition mit der Deutschnationalen Volkspartei DNVP) zum Reichskanzler ernannt, schaltete er zuerst durch Notverordnungen, dann aufgrund des Ermächtigungsgesetzes seine politischen Gegner aus. In der blutigen Gewaltaktion gegen den sogenannten „Röhm-Putsch“ (30.6./1.7.1934) beseitigte er die Sonderstellung der SA.
Führerstaat: Nach dem Tod Hindenburgs (2.8.1934) machte er sich als „Führer und Reichskanzler“ zum Staatsoberhaupt und vereinigte damit die Ämter des Partei-, Regierungs- und Staatschefs. Er errichtete einen auf ihn zugeschnittenen „Führerstaat“, ein auf Rassen- und Machtideologie fußendes terroristisches Herrschaftssystem. Es setzte eine ständig sich steigernde Judenverfolgung ein. Alle politischen Gegner wurden (besonders mithilfe der Geheimen Staatspolizei) verfolgt und in Konzentrationslager verschleppt, Parlamentarismus und Humanität unterdrückt; der soziale Friede wurde erzwungen (u.a. DAF), durch Staatsaufträge und Aufrüstung die Arbeitslosigkeit beseitigt und ein wirtschaftlicher Aufschwung herbeigeführt. Die Freiheits- und Menschenrechte hob Hitler auf; Kultur, Wissenschaft und Kunst ebenso wie Staat, Wirtschaft und Wehrmacht (unter Ausnutzung der „Blomberg-Fritsch-Krise“ Februar 1938 Schaffung des OKW unter Führung Hitlers) wurden „gleichgeschaltet“, straff zentral gelenkt und durch einen feinmaschigen Polizeiapparat überwacht, Kirche und Christentum immer offener bekämpft.
Außenpolitik: Außenpolitisch verfolgte Hitler ein aggressives Expansionsprogramm (Eroberung neuen deutschen „Lebensraums“ im östlichen Mitteleuropa), das auch den Krieg nicht ausschloss. Der Öffentlichkeit hingegen stellte er die Revision des Versailler Vertrags und die Gleichberechtigung Deutschlands als Hauptziele seiner Außenpolitik dar. Mit dem „Anschluss“ Österreichs (März 1938) und der Sudetengebiete (Münchener Abkommen, Oktober 1938) setzte er unter Anwendung stärksten Drucks eine große Ausdehnung des deutschen Staatsgebiets (Deutsches Reich) durch. Mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei (Errichtung des „Reichsprotektorats Böhmen und Mähren“, 15.3.1939) beschritt Hitler endgültig den Weg zur Unterwerfung Europas und zur Errichtung einer weltweiten deutschen Vorherrschaft.
Zweiter Weltkrieg und Judenvernichtung: Nach dem Abschluss des Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspaktes („Hitler-Stalin-Pakt“) löste er am 1.9.1939 mit dem Angriff auf Polen den Zweiten Weltkrieg aus. Die militärischen Blitzkriegserfolge bestärkten Hitler im Glauben an seine militärischen Führungsfähigkeiten (19.12.1941 direkte Übernahme des militärischen Oberbefehls). Nach dem deutschen Angriff auf die UdSSR (22.6.1941) forderte Hitler die Beherrschung und Ausbeutung des eroberten Gebietes (1941/42 verankert im Generalplan Ost). Nach der Wendung des militärischen Geschehens 1941/42 zuungunsten Deutschlands trat eine Steigerung der Gewalt- und Vernichtungspolitik (Wannseekonferenz zur so genannten „Endlösung der Judenfrage“; bis 1941 das „Euthanasie-Programm“) ein. Daneben standen andere, ebenfalls auf Hitler persönlich zurückgehende Geheimbefehle (u. a. Kommissarbefehl, Aufstellung von Einsatzgruppen), das Anwachsen der Zahl der Vernichtungs- und Konzentrationslager (v.a. für europäische Juden, Sinti und Roma), die abschreckenden Repressalien nach dem misslungenen Attentat am 20.7.1944. Hitlers Befehlsgebung in der Isolation des „Führerhauptquartiers“ („Wolfsschanze“) wurde zunehmend wirklichkeitsfremd und führte zur Entstehung von rivalisierenden Machtapparaten. ? Kurz vor der Einnahme Berlins durch sowjetische Truppen nahm sich Hitler zusammen mit seiner Geliebten Eva Braun (? 29. 4. 1945) im Bunker der Reichskanzlei das Leben. ? Unaufhebbar mit der Person Hitlers verbunden, kann der Nationalsozialismus in seiner einmalig-unverwechselbaren Erscheinungsform als „Hitlerismus“ verstanden werden, obwohl er auch mit bestimmten rassistischen, militaristischen, nationalistischen Tendenzen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts korrespondiert.
Quelle: Meyers Lexikon online