Erst vergangene Woche stufte der Verfassungsschutz den AfD-„Flügel“ offiziell als rechtsextrem ein. Nun ist ein Video aufgetaucht, in dem Flügel-Frontmann Björn Höcke bei einer Rede in Schnellroda ein grenzüberschreitendes Wortspiel zum Vernichtungslager Auschwitz zum Besten gab. Das größtenteils rechtsextreme Publikum feierte diese widerliche Anspielung.
Treffen des Flügels im „Zum Schäfchen“ in Schnellroda
Am 6. März 2020 fand eine offizielle Vortragsveranstaltung des „Flügels“ der AfD statt, im Gasthof „Zum Schäfchen“ in Schnellroda. Eben jenem Ort an dem auch „die Akademien“ des neurechten Verlegers Götz Kubitschek stattfinden, der in dem kleinen Dorf wohnt und von dort seine extrem rechten Ideologien verbreitet.
Laut Beobachter*innen und Gegendemonstrant*innen kamen bis zu 250 Personen aus dem ganzen Bundesgebiet in den Saalekreis in Sachsen-Anhalt gereist.
Laut einem Bericht des rassistischen und hetzerischen Blogs „PI-News“, saßen an einem Ehrentisch neben Björn Höcke, dem neurechten Verleger Götz Kubitschek und Hans-Thomas Tillschneider, AfD-Abgeordneter in Sachsen-Anhalt auch noch „der Magdeburger AfD-Fraktionsvorsitzende Oliver Kirchner, Martin Reichardt, Landesvorsitzender der AfD in Sachsen-Anhalt und die Flügelspeerspitze der AfD-Bundestagsfraktion, Frank Pasemann, MdB.“ Durch die Veranstaltung führte laut dem Bericht Jan Wenzel, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der JA in Sachsen-Anhalt.
Björn Höcke: „Flügel“-Gegner*innen gehörten „AUSgeSCHWITZt“
Es gab Reden von Tillschneider, Kubitschek, Andreas Kalbitz, Führungskopf des Flügels, Kirchner, Reichardt, Pasemann und Höcke. Von letzterem ist nun ein kurzer Videomitschnitt aufgetaucht, in dem er den internen „Flügel“-Gegner*innen droht:
„Die, die nicht in der Lage sind, Disziplin zu leben, die die nicht in der Lage sind, das Wichtigste zu leben, was wir zu leisten haben, nämlich die Einheit, das die allmählich auch mal ‚AUSgeSCHWITZt’ werden aus unserer Partei.“
Die SS betrieb den Lagerkomplex Auschwitz-Birkenau von 1940 bis 1945 am Westrand der polnischen Stadt Oświęcim (dt.: Auschwitz). Zwischen 1940 und Januar 1945 waren knapp über 400.000 Häftlinge in den drei Konzentrationslagern Auschwitz und seinen Nebenlagern registriert. Die reale Zahl der Auschwitz-Häftlinge lag jedoch weit höher. Die Zahl der Ermordeten beläuft sich auf 1,1 bis 1,5 Millionen. 90 Prozent davon waren Juden und Jüdinnen. In der Nachkriegszeit ist der Name „Auschwitz“ zu einem Symbol für den Holocaust geworden.
Die unverhohlene Anspielung Höckes auf das Vernichtungslager Auschwitz sorgte beim Publikum nicht etwa für Empörung, sonders für großen Jubel. Es folgte Gejohle und laute „Jawohl“-Rufe, sowie „Höcke, Höcke, Höcke“-Rufe unter rhythmischem Klatschen.
Der AfD-„Flügel“ ist nun auch vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft
Am Donnerstag, 12.März 2020 gab Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang auf einer Pressekonferenz in Berlin bekannt, dass die AfD-Gruppierung „Flügel“ nun vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Bisher hatte der Dienst 25.350 Personen aus dem rechtsextremen Lager auf dem Schirm. Jetzt sind es 32.000, darunter 13.000 gewaltorientierte Rechtsextreme.
Kalbitz war Mitglied der verbotenen HDJ
Dem Thüringer Parteichef Höcke attestiere der Verfassungsschutz ein „geschlossenes rechtsextremistisches Gedankengut“. Kalbitz, AfD-Landeschef in Brandenburg, sei „über Jahrzehnte“ im „organisierten Rechtsextremismus“ verwurzelt gewesen. Und auch zu Andreas Kalbitz, Chef der AfD in Brandenburg, gab es am vergangenen Wochenende Neuigkeiten.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz bestätigte nun einen hartnäckigen Verdacht, wonach der Brandenburgs AfD-Landeschef nicht nur bei der rechtsextremistischen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) mitgemischt hat, sondern auch offizielles Mitglied war. Dem Bericht des Verfassungsschutz zufolge liegt dem Bundesamt eine Mitgliederliste der HDJ aus dem Jahr 2007 vor. Und darin sei unter der Mitgliedsnummer 01330 die „Familie Andreas Kalbitz“ genannt. Im Jahr 2007, als Kalbitz nachweislich in dem Lager war, stand die HDJ bereits unter Beobachtung des Brandenburger Verfassungsschutzes. Zwei Jahre später wurde sie verboten, als Jugendverband mit nationalsozialistischer Ideologie. (Andreas Kalbitz bestreitet Mitglied in der Heimattreuen Deutschen Jugend gewesen zu sein. Er soll diesbezüglich in einem Verfahren vor dem Landgericht Berlin eine entsprechende eidesstattliche Versicherung vorgelegt haben. Derzeit klagt Herr Kalbitz vor dem Verwaltungsgericht Köln auf Auskunftserteilung über die vom Verfassungsschutz genannte „Mitgliederliste der HDJ“ nebst Eintrag zur „Mitgliedsnummer 01330“.)