Kapitalismus bleibt erfolgreich. Egal welche Krise gerade durchlitten wird oder welche kurzlebige Protestbewegung versucht, etwas dagegen zu unternehmen. Das alles scheint dem herrschenden System nicht zu schaden. Im Gegenteil macht sich der Kapitalismus die Proteste gegen sich selbst zu Nutze und schlägt nach kurzer Zeit auch daraus Profit. Gleichzeitig und dadurch begünstigt, passieren massive technische Fortschritte, die Produktion und Kommunikation und damit am Ende den Kapitalismus selbst immer weiter beschleunigen.
Eine neue Erkenntnis ist das nicht. Schon Marx wies darauf hin, dass sich kapitalistische Produktionsweisen permanent neu erfinden, um die Produktivkraft der Arbeit zu erhöhen. Die marxistischen Theoretiker Gilles Deleuzes und Félix Guattari beschreiben eine „Wunschmachine“, die alle Aspekte des Lebens miteinander kombiniert und die immer schneller funktioniert. Sie forderten, dass die Linke sich nicht einfach nur gegen den Kapitalismus positionieren solle, sondern ihr klar werden müsse, dass er Menschen nicht nur unterdrücken, sondern auch befreien könne. Das müsse erkannt werden, um dann „noch weiter zu gehen (…) [und] den Prozess zu beschleunigen“.
Rauf auf den rasenden Zug
Wenn also Kritik am Kapitalismus am Ende dem Kapitalismus dient, muss anders darüber nachgedacht werden. Das versucht zumindest eine Gruppe von Philosoph*innen, die dafür den „Akzelerationismus“ erdacht haben. Akzeleration heißt Beschleunigung. Zum ersten Mal erscheint der Begriff wahrscheinlich 1967. Roger Zelazny veröffentlicht damals seinen Science-Fiction-Roman Lord of the Light, in dem eine Gruppe von Revolutionär*innen die Gesellschaft mit Hilfe von Technik auf eine neue Stufe heben will. Sie heißen Accelerationists, also Akzelerationisten. Wann der Begriff seinen Weg in die akademische Welt gefunden hat, bleibt unklar. Gearbeitet wurde mit dem Konzept bereits in den 1990er Jahren. Womöglich wurde es 2007 auf einer Konferenz des Londoner Goldsmith-Colleges eingeführt.
2013 veröffentlichten Nick Srnicek und Alex William ihr „Manifest für eine akzelerationistische Politik“. Im gleichen Jahr erschien im Merve-Verlag Akzeleration, ein Sammelband des Literaturwissenschaftlers Armen Avanessian. Wichtig ist dabei vor allem eines: Es gibt kein Zurück mehr. Es nutzt also nichts zu versuchen, dem System durch Aussteigen zu entkommen oder die Uhr irgendwie wieder zurück zu drehen. Vielmehr muss man auf den unaufhaltsam rasenden Zug aufspringen. Technische Errungenschaften und Beschleunigung sollen begrüßt werden, um sie dann – und dabei bleiben die Denker*innen meistens doch eher vage – für emanzipatorische Zwecke zu vereinnahmen.
Drei Punkte kritisiert der Akzelerationismus dabei besonders an unterschiedlichen linken Strömungen: „Offenheit, Horizontalität und Inklusion“ stehen laut Srnicek und Williams akzelerationistischer Politik im Wege, die vielmehr „Geheimhaltung, Vertikalität und Exklusion“ benötige. Außerdem lehnt die Philosophie „Authentizitätsnostalgie“ und „folkloristischen Lokalismus“ ab.
“Transzendentaler Miserabilismus”
Ein weiterer Autor zum Thema, Nick Land, kritisiert dann noch „transzendentalen Miserabilismus“ und meint damit Kritik an jeder neuen technischen oder philosophischen Entwicklung des Kapitalismus. Eine kritische Haltung gegenüber dieser Art von Fortschritt, die Land vor allem mit der Frankfurter Schule in Verbindung bringt, sei kontraproduktiv, weil sie das eigentliche Problem, den Kapitalismus selbst, am Ende nur am Leben erhalte. Sinnvoller sei es, so Land, sich der Zukunft zu widmen. Für den Akzelerationismus ist es ohnehin nicht möglich, außerhalb des Systems zu stehen, deswegen muss man Teil davon werden und sich selbst an der permanenten Beschleunigung beteiligen.
Entwicklung der Philosophie um Nick Land und die CCRU
In der Wissenschaft dominiert heute ein eher linker Akzelerationismus. Aber Nick Land hat mit dazu beigetragen, dass die Denkrichtung auch in rechtsextremen Kreisen genutzt wird. Land war einer der Mitgründer*innen der Cybernetic Culture Research Unit (CCRU) an der University of Warwick in Großbritannien in den 1990er Jahren, einem lockeren Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen. Am CCRU wurde unter anderem eine frühe Spielart des Akzelerationismus entwickelt, indem „unterschiedliche Theorien miteinander verbunden wurden: unter anderem Futurismus, Techno-Science, Philosophie, Mystizismus, Numerologie, komplexe Theorie und Science Fiction“, wie der Autor Graham Harman beschreibt. Es ist wenig überraschend, dass die Texte, die aus dieser Arbeit entstanden, eher esoterisch und schwer zugänglich geraten sind. Zeitgenoss*innen von Nick Land berichten von Beiträgen auf Konferenzen, die daraus bestanden, dass Land sich auf dem Boden wand und in ein Mikrofon stöhnte, während einer seiner Kollegen das Ganze mit einem Jungle-Soundtrack unterlegte.
Lange hielt sich das CCRU nicht an der Warwicker Universität. 1998 löste sich das Institut von der Universität – Land blieb aber Professor – und zog in das Anwesen des britischen Satanisten Aleister Crowley. Der Journalist Andy Beckett beschreibt im Guardian, wie die Gruppe okkulte Symbole an die Wände der Zimmer malte. In seinem Buch Fanged Noumena beschreibt Nick Land sein „Werkzeug“ auf dem Weg zur philosophischen Erleuchtung: „Die heilige Substanz Amphetamin … nach vielleicht einem Jahr des fanatischen Missbrauchs war ich, nach den üblicherweise angelegten Standards, vollkommen wahnsinnig.“
Abspaltung nach rechts: Neoreaktion / NRx
Der Journalist Zach Beauchamp beschreibt, wie sich etwa um 2010 herum die Bewegung aufspaltet. Die linke Philosophie entwickelt sich weiter und denkt darüber nach, wie Technologie genutzt werden kann, um eine postkapitalistische Zukunft aufzubauen. Davon spaltet sich aber eine rechte Denkrichtung ab, dazu gehört auch Nick Land. Er lebt mittlerweile in China und macht aus seiner Bewunderung für die technokratische Diktatur keinen Hehl. Zusammen mit dem rechtsextremen Informatiker Curtis Yarvin – er publiziert unter dem Pseudonym Mencius Moldbug – entwickelte Land den Akzelerationismus in Richtung „neoreaction“ – also Neoreaktion – weiter, abgekürzt NRx.
Zentrales Argument ist dabei, dass sich die Demokratie überlebt habe. In mehreren Essays, die 2013 unter dem Titel The Dark Enlightenment (dt. Die dunkle Aufklärung) in einem Band veröffentlicht wurden, fordert Land die „gov-corp“, eine Art kapitalistische Monarchie, in der CEOs absolute Macht haben und Entscheidungen anhand „rationaler“ wirtschaftlicher Interessen fällen. Dem stehen Bemühungen um Gleichwertigkeit und damit eben auch der Einsatz gegen Rassismus, Antisemitismus oder für Feminismus im Wege. Land bezeichnet sie als „decelerator“, die den akzelerationistisch rasenden Zug nur verlangsamen.
Rasend ins Weiße Haus – und in die Alt-Right-Bewegung
Lands Philosophie hat sich zwar eigentlich nicht weit verbreitet, findet aber einflussreiche Abnehmer*innen. So soll unter anderem Steve Bannon, der ehemalige Trump-Berater, neoreaktionäre Texte gelesen haben. Peter Thiel, der deutsch-amerikanische Tech-Milliardär und Paypal-Mitgründer, ist nicht nur ein Unterstützer von Donald Trump, sondern investierte auch in die Firma von Lands Kollegen Yarvin. Mit der Ideologie dahinter wird er vermutlich keine Probleme haben. Schon 2009 bezeichnete Thiel Freiheit und Demokratie als unvereinbar.
Der Politikwissenschaftler Andrew William Jones sieht in der Ideologie der Neoreaction-Bewegung von Land und Yarvin die intellektuelle Basis der amerikanischen Alt-Right. Dass die Alt-Right in der amerikanischen Politik in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren hat, hängt unweigerlich mit der Gewalteskalation und den tragischen Ereignissen in Charlottesville 2017 zusammen. Während der „Unite the Right“-Demonstration, bei der die unterschiedlichen rechtsextremen Strömungen unter der Alt-Right zusammengeführt werden sollten, wurde Heather Heyer, eine Gegendemonstrantin, von James Alex Fields jr. ermordet, einem Teilnehmer der Neonazi-Kundgebung. Obwohl Donald Trump noch von „guten Leuten“ auch auf Seiten der Neonazi-Demoteilnehmer*innen sprach, katapultierte sich die Bewegung durch den Mord zunächst aus dem politischen Mainstream-Diskurs heraus. Nur sechs Tage nach Charlottesville verließ auch Steve Bannon seine Position als Trumps Berater.
Neonazi-Akzelerationismus
Spätestens hier gibt es einen weiteren Bruch im Akzelerationismus. Während bedeutsame politische Vertreter*innen im Mainstream zusammen mit der Alt-Right an Einfluss verloren, entwickelte sich ein rechtsextremer Akzelerationismus weiter. Besonders verwunderlich ist das nicht, immerhin glauben auch die modernen Vertreter*innen des Rechtsextremismus von der Alt-Right bis hin zu Teilen der sogenannten „neuen“ Rechten in Deutschland, dass die liberalen westlichen Demokratien gescheitert sind. Auch sie wollen eine „bessere Zukunft“, nur eben nicht die Konzern-Diktatur, die Land vorschwebt, sondern einen rechtsextremen „Führer-Staat“, ohne POCs, Juden und Jüdinnen, Feminismus oder LGBTQ*.
Dabei ist das Konzept, durch Anschläge Angst zu verbreiten, aber auch die Demokratie zu destabilisieren, in der Szene nicht neu. Schon die Turner Diaries von 1978, eine Terrorismus-Anleitung des amerikanischen Neonazis William L. Pierce, drehen sich um genau diesen Aspekten. Sie sollen Timothy McVeigh und seine Helfer zum Terroranschlag in Oklahoma City 1995 inspiriert haben, bei dem 168 Menschen ermordet wurden. Die neuen Neonazi-Akzelerationisten machen sich eine vereinfachte Form der ursprünglichen Philosophie zu nutze. Dazu gehört auch Siege, ein Buch von James Mason, einem amerikanischen Neonazi, unter anderem wegen Kindesmissbrauch vorbestraft. Der 1952 in den USA geborene Mason trat bereits mit 14 Jahren in die „American Nazi Party“ (ANP) ein. Mit 16 plante er, seinen Schulleiter und weitere Lehrer*innen seiner High-School zu ermorden, wurde von einem Parteikameraden jedoch überzeugt, stattdessen lieber die Schule zu verlassen, um im Parteibüro der Nazi-Partei zu arbeiten.
„Siege“ ist eine 563-Seiten umfassende Sammlung von Newslettern, die der gut vernetzte Mason in den Jahren 1980 bis 1986 für die National Socialist Liberation Front schrieb, eine amerikanische Neonazi-Organisation. Er formuliert hier seine dystopischen neonazistischen Überlegungen. In diesen Terrorschriften ermutigt er seine Leser*innenschaft dazu, willkürlich Anschläge und Morde zu begehen. Ziel solle es sein, die Gesellschaft zu destabilisieren. Man solle sich keinen großen Gruppen anschließen, sondern eher klandestine Terrorzellen gründen. Die Feindbilder sind Schwarze, Migrant*innen, Homosexuelle, Jüd*innen und Muslim*innen. Es geht aber auch um Strategien: Mason befürwortet gewalttätigen politischen Aktivismus, der zu einem neuen faschistischen Regime in den USA führen solle. Dazu sei ein Krieg gegen die Regierung und die Bevölkerung nötig. Ziel ist ein „Rassenkrieg“, der die angebliche Überlegenheit der Weißen („White Supremacy“) belegen und besiegeln soll.
Inspiration war dabei auch der Massenmörder Charles Manson. Mason und Manson standen lange in Briefkontakt. Auch die Morde der sogenannten „Manson-Family“ sollten einen „Rassenkrieg“ heraufbeschwören, an dessen Ende Manson und seine Jünger*innen, die Macht übernehmen wollten. Kein Wunder also, dass die rechtsextreme Terrorgruppe „Atomwaffen Division” gute Verbindungen zu Mason pflegt.
Der „heilige Tarrant”
Wie diese Form des Akzelerationismus in der Praxis funktioniert läßt sich an Brenton Tarrant sehen, dem rechtsextremen Terroristen, der im neuseeländischen Christchurch 51 Menschen ermordete. Schon der Titel seines Manifestes weist auf seine Ziele hin und zeigt wie verwoben der weltweite Rechtsextremismus ist: „The Great Replacement. Towards a New Society“, zu deutsch „Der große Austausch. Zu einer neuen Gesellschaft“. „Der große Austausch” ist der Titel eines Essays des französischen Vordenker der sogenannten „neuen” Rechten, Renaud Camus, dass zur einer ganz eigenen Verschwörungserzählung geworden ist. Angeblich wollen „Eliten“ die Bevölkerung in westlichen Ländern durch vornehmlich muslimische Migrant*innen ersetzen, um so leichter Macht ausüben zu können. „Der große Austausch”, auch als „Umvolkung“ bekannt, ist eine Geschichte geworden, die von unterschiedlichsten Akteur*innen des rechtsradikalen bis rechtsextremen Spektrums gerne erzählt wird.
Im April 2017 veröffentlicht der AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland eine Presseerklärung und schreibt: „Der Bevölkerungsaustausch in Deutschland läuft auf Hochtouren.“ Im Mai 2016 schreibt Beatrix von Storch (AfD) auf Twitter: „Die Pläne für einen Massenaustausch der Bevölkerung sind längst geschrieben.“ Petr Bystron, AfD-Bundestagsabgeordneter, bezeichnet im Dezember 2018 den UN-Migrationspakt als „Abkommen zur systematischen Umvolkung“.
Besonders die rechtsextreme „Identitäre Bewegung” nutzt den Slogan, um ihre Ideologie zu verbreiten. Dabei vergessen die Aktivist*innen nie, auf die angebliche Dringlichkeit hinzuweisen: „Wir sind die letzte Generation, die noch etwas ändern kann”, heißt es immer wieder zum Beispiel von Martin Sellner, dem Leiter der Identitären in Österreich. Es muss also etwas passieren und das schnell. Am Ende könnte dann Tarrants „neue Gesellschaft” stehen. Es wundert wenig, dass der neuseeländische Terrorist vor seiner Tat 1.500 Euro an Sellner spendete.
Tarrant hat sich den „Call to Action” zu Herzen genommen. In seinem Text nimmt er immer wieder direkt oder indirekt Bezug auf den rechtsextremen Akzelerationismus: Er beschreibt seine Strategie als “Destabilisierung und Polarisierung der westlichen Gesellschaft, um am Ende den zeitgenössischen, nihilistischen, hedonistischen, individualistischen Wahnsinn zu zerstören, der die Kontrolle über das westliche Denken übernommen hat.” An einer anderen Stelle lässt er wissen: „Ich habe die Dinge nur etwas beschleunigt“.
In der rechtsextremen Internetblase wird Tarrant als Held gefeiert. „Saint Tarrant”, der „heilige Tarrant” gilt als Vorbild für weitere Attentäter, die vollenden sollen, was er angefangen hat.
Beschleunigung auch in Europa mit “Siege” und Fashwave
Fotos der eigenen Siege-Ausgabe zu posten, oder von sich selbst mit einer Skull-Maske, um ein bisschen mehr wie die großen Vorbilder von „Atomwaffen” aus den USA zu wirken, ist mittlerweile auch unter deutschen Neonazis beliebt. Dabei wird auch immer eine bestimmte Ästhetik transportiert. Dieser sogenannte Fashwave (abgeleitet von Faschismus und Synthwave) ist eine Abwandlung des digitalen Musik- und Ästhetik-Genres Vaporwave, dass sich um 2010 vor allem auf Tumblr entwickelte. Auffällig ist dabei, dass sich rechtsterroristische Organisationen bestens in den Subkulturen des Internets auskennen und sich gekonnt ihrer Zeichen und Bildwelten bedienen. Dies zeigt, dass diese neue Form der extremen Rechten ihre Mitglieder nicht mehr regional und versteckt auf Rechtsrock-Konzerten oder bei Fußballspielen sucht, sondern für jeden sichtbar und international daran arbeitet, junge Menschen für faschistische und neonazistische Ideologien zu begeistern. Die Attentate von Tarrant, Breivik und zahlreichen anderen Tätern ebenso wie der Kampf des rechtsextremen, paramilitärischen Asow Regiments aus der Ukraine werden in dieser Logik als Heldentaten inszeniert und die Täter als Heilige porträtiert.
In YouTube-Videos mit zeitgemäßer Ästhetik wird der rechtsextreme Akzelerationismus dem Publikum präsentiert: Die rauchende Ruine des durch Rechtsterroristen zerstörten Gebäudes in Oklahoma City ist zu sehen, Aufnahmen von Küken in einer industriellen Zuchtanlage, Bilder der Überwachungskameras aus der Cafeteria der Columbine High School in Littleton, an der Eric Harris Dylan Klebold 1999 12 Menschen ermordeten, die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel im Bundestag oder Archivmaterial des Gründungsvaters Nick Land, alles unterlegt von „Mr. Blue Sky” des Electric Light Orchestra. Mit der eigentlichen Denkschule des Akzelerationismus scheint man es hier nur noch am Rande zu tun zu haben. Hier geht es um Gewalt und Terror und es richtet sich an diejenigen, „die gemerkt haben, dass es keine Veränderung durch friedliche Mittel mehr geben kann”. Dabei wird es auch konkret: „Denkt daran, dass ihr nur einen Versuch habt, zuzuschlagen,” heißt es in einem der Neonazi-Videos. Ein Attentat oder ein Terroranschlag soll die „Richtigen” treffen. Vertreter*innen der liberalen Demokratie in Entscheidungspositionen sollen angegriffen werden. „Nach einem Versuch seid ihr auf dem Radar. Wenn es gut geht, seid ihr auf keinem Radar, denn dann seid ihr tot.” Ein offener Aufruf zum Terror, im Idealfall mit einem toten Terroristen am Ende, der dann in der Szene zum Heiligen werden kann und den oder die nächste inspiriert.
Immer geht es darum, die aktuelle Situation zu verschärfen, den erhofften Untergang zu beschleunigen, und zwar mit Gewalt. Die Neonazis wollen mehr Terrorismus, um Gewalt zu normalisieren, um so noch mehr Leute zum Terror zu ermutigen. Viel mehr steckt im einfachen Neonazi-Akzelerationismus nicht unbedingt: „Ihr seid nicht die Generation, die aufbaut. Ihr seid die Generation, die das herrschende System niederreißt. Tiefer muss eure Ideologie nicht gehen.”
Auch hier: wenig Neues. So zeitgemäß und innovativ sich die Neonazi-Akzelerationisten in den sozialen Netzwerken präsentieren, ist es am Ende doch die gleiche alte Ideologie, die von unterschiedlichen Gruppierungen propagiert wird. Mit Gewalt und Terror soll die Demokratie zerstört werden, immer neue Terrorist*innen sollen inspiriert werden, um immer schlimmere Anschläge zu verüben. Am Ende soll ein rechtsextremer Staat stehen, ohne Minderheitenrechte, Feminismus, Jüd*innen, Migrant*innen, LGBTQ* und ohne Gleichwertigkeit.