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Alarmstufe rotes Dreieck Antisemitismuskritik als Feind

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Auch auf dem Berliner Hermannplatz war ein rotes Dreieck zu sehen. (Quelle: AAS)

Es brechen Dämme. Seit dem 7. Oktober 2023 radikalisiert sich die antiisraelische Szene global, auch in Deutschland. Auf Kundgebungen, bei Besetzungen, mit Graffitis oder Social-Media-Posts wird der Terror der islamistischen Hamas entweder als Widerstand verharmlost oder gleich glorifiziert.

Aufrufe zur Gewalt gehören zum Antizionismus seit Langem dazu. Seit Jahren rufen Aktivist*innen auf Demonstrationen „Yalla, Intifada” oder „Globalize the Intifada”. Gemeint sind zwei Serien der Gewalteskalation in Israel/Palästina, denen palästinensische Aufstände gegen den Staat Israel vorausgingen. Während der Intifadas starben Tausende auf beiden Seiten. Die Rufe sind Ausdruck des Wunsches nach einer gewaltsamen Austragung des Konflikts und letztendlichen der Auslöschung Israels.

Nun gibt es ein neues Symbol: ein auf der Spitze stehendes rotes Dreieck. Damit hat die Hamas an jenem schrecklichen Tag im Herbst 2023 ihre Ziele markiert und zur Elimination freigegeben. Im Internet kursieren Videos in der Ego-Shooter-Ästhetik aus Computerspielen, die israelische Ziele zeigen, die mit solch einem roten Dreieck versehen sind. Jetzt wird es auch in Deutschland als Feindmarkierung genutzt. Eine offene Drohung.

Diese Feindmarkierung fand sich mittlerweile an einem Berliner Nachtklub, einer linken Kneipe in Neukölln und schließlich auch an deutschen Universitäten. Sie wird von Besetzer*innen gemalt und gezeigt, auf Demonstrationen formen Aktivist*innen mit ihren Fingern ein Dreieck und strecken es in Richtung der Gegendemonstrant*innen und Pressevertreter*innen.

Jedes Mal geht es darum, den Feind zu markieren. Das Symbol suggeriert: Hier organisieren und treffen sich Menschen, die jüdisch oder zionistisch sind, Personen also, die kritisieren, was in der antiisraelischen Szene für die richtige Sache gehalten wird. Wir sollten diese Radikalisierung ernst nehmen. Das ist eine offene Drohung, die Ankündigung von Gewalt.

Auch die Verwendung dieser Feindmarkierung verschärft sich, indem sie konkret wird. In den letzten Tagen wurden in Berlin vermehrt rote Dreiecke gesprüht, neben denen Namen standen: Olaf Scholz etwa, Bundeskanzler, Kai Wegner, Bürgermeister Berlins, oder Julia von Blumenthal, die Präsidentin der Humboldt Universität. An der Freien Universität prangte zuletzt ein Transparent mit einem roten Dreieck und der Drohung: „We are coming for you”. Im Berliner Mauerpark wurden jüngst Davidsterne mit roten Dreiecken übermalt.  In der Neuköllner Karl-Marx-Straße steht mittlerweile „Kill all Colonizers”Am 27. Mai forderte ein islamistischer Redner auf einer Kundgebung am Berliner Alexanderplatz: „Ya Allah, vernichte jeden Ungerechten, wo immer er auch sein möge auf dieser Welt, der Israel zur Seite steht und sie unterstützt bei diesem Völkermord. Ya Allah, erniedrige sie vor den Augen der Weltöffentlichkeit.“

Die roten Dreiecke schaffen ein Klima der Angst. Denn die Drohung wird verstanden. Seit Monaten müssen sich Jüdinnen*Juden bedeckt halten, müssen doppelt und dreifach überlegen, ob sie mit jüdischen Symbolen oder israelischen Zeichen auf die Straße gehen, ob sie offen mit dem Schicksal der Geiseln im Gazastreifen mitfühlen dürfen oder nicht. Immer wieder kam es zu Übergriffen. Immer wieder kam es zu Gewalt und allerorts kommt es zur Drohung. Es soll hinterher keiner so tun, als hätten wir es nicht gewusst. Diejenigen, die die roten Dreiecke malen, mögen nicht immer Gewalt im Sinn haben. Diese Feindmarkierungen bilden aber eine Gelegenheitsstruktur, ein Potenzial zur Entladung, in der es nur eine einzige Person braucht, die auf Worte Taten folgen lässt. Die Aufrufe zu Mord und Terror werden immer offener. Sie sind der ideologische Rahmen, in dem vielleicht jemand umsetzt, was andere vordenken. Es geht hier nicht um Einzeltäter, sondern es gibt eine unsichtbare Linie, die von den Worten zu den Taten führt, von den Kundgebungen und Besetzungen zum Terror.

Antisemitismus drängt immer zur Gewalt, zum Mord, zum Terror. Das gehört zu seiner Struktur. Der Plan der Hamas ist aufgegangen. Sie wollte Jüdinnen*Juden weltweit terrorisieren, hat sie zum Abschuss freigegeben, hat dazu aufgerufen dazu, jüdische Einrichtungen weltweit anzugreifen. Genau das geschah: Israelis, Jüdinnen*Juden wurden in den letzten Monaten angegriffen, teils ermordet. Synagogen und israelische Botschaften wurden niedergebrannt. Terror gegen Juden bestimmt unsere Gegenwart. Er war nie weg.

Das alles bleibt nicht unwidersprochen. Der 7. Oktober 2023 war auch der Anfang einer neuen Welle des Engagements gegen Antisemitismus. Neue Initiativen haben sich gegründet, Kundgebungen, Demonstrationen wurden abgehalten. Das mögen angesichts des Ausmaßes an Antisemitismus zu wenige sein. Die neuen Netzwerke und Allianzen geben aber Hoffnung und zeigen Jüdinnen*Juden, dass sie nicht ganz allein sein, auch wenn es sich oft so anfühlt.

Zugestanden: Viele pro-palästinensische Aktivist*innen handeln in Solidarität mit der palästinensischen Zivilbevölkerung, empören sich über einen grauenhaften Krieg. Sie mögen es gut meinen. Wer dabei aber die Symbole der Hamas verwendet, also die Symbole von Islamisten, die diese Gewalt am 7. Oktober in die Welt gebracht haben, der solidarisiert sich nicht nur mit antisemitischen Schlächtern, er hilft ihnen sogar in ihrer Mission. Und diese lautet unmissverständlich: Israel und damit Jüdinnen*Juden sollen aus dem Nahen Osten verschwinden. Dabei ist jedes Mittel Recht. Wer für diese Mission einsteht, nimmt Mord und Judenhass billigend in Kauf. Wer das tut, und es doch eigentlich nur gut meint, ist nicht mehr als ein Geisterfahrer des guten Willens.

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