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Anschlagserie in Israel Terror beim Namen nennen

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Die Dizengoff Straße: Tatort des jüngsten Terroranschlags in Israel
Die Dizengoff Straße: Tatort des jüngsten Terroranschlags in Israel (Quelle: picture alliance/AA/Stringer)

Schüsse auf der Dizengoff. Wer die israelische Küstenstadt besucht hat, kennt die pulsierende Straße im Norden Tel Avivs. Es ist eine lebendige Ausgehmeile geschmückt mit kurvigen Bauhaus-Balkonen und schattigen Bäumen. Ein Ort zum Feiern, Flanieren, Verweilen. Oder wie es auf Hebräisch heißt, l‘hizdangef: zum Dizengoffen. Genannt nach dem ersten Bürgermeister der Stadt galt sie einst als Champs-Élysées von Tel Aviv. Gestern Abend wurde sie aber zum blutigen Tatort – schon wieder.

Donnerstagabend, 21:30 Uhr: Der Täter, ein Palästinenser aus einem Flüchtlingslager in Jenin in der Westbank, eröffnet das Feuer vor einer Bar. Dort trinken junge Israelis, genießen das Leben – ein Tag vor dem Shabbat. Der 28-Jährige ermordet zwei Menschen, Sandkastenfreunde Ende zwanzig, und verletzt zehn weitere, manche von ihnen schwer. Auf der Flucht in eine Seitenstraße versucht der Täter, einen weiteren Menschen zu erschießen – scheitert jedoch dabei. Videos aus dieser Nacht zeigen junge Israelis, die in Panik um ihr Leben fliehen, sie zeigen eine Kakofonie von Sirenen, eine Stadt im Ausnahmezustand. Neun Stunden später wird der Täter im Süden der Stadt in Jaffa gefunden, als er sich hinter einem Auto neben einer Moschee versteckt. Während eines Schusswechsels mit den Sicherheitsbehörden in den frühen Morgenstunden wird er getötet.

Ein dunkler Tag: In Israel wird heute getrauert. Im Gazastreifen, in der Westbank und in palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon gejubelt. Oft verteilt die Hamas nach solchen Anschlägen Süßigkeiten. Auch der Vater des Täters begrüßte den jüngsten Anschlag, der sich in eine tödliche Terrorwelle im Land einreiht, die bislang 13 Todesopfer gefordert hat. Erst vor zehn Tagen erschoss ein palästinensischer Terrorist drei Israelis und zwei Ukrainer:innen in Bnei Brak, einer überwiegend ultraorthodoxen Stadt wenige Kilometer östlich von Tel Aviv.

Das hält antiisraelische Demonstrierende in New York nicht davon ab, „Globalize Intifada“ zu skandieren und Terrorismus als „legitimen Widerstand“ gutzuheißen. Auch BDS-Gruppen in Deutschland tun sich schwer damit, die tödliche Gewalt gegen israelische Zivilist:innen – unter den Ermordeten ist auch ein arabischer Israeli – zu verurteilen. Sogar eine jüdische Gruppe mit den Worten „gerechten Frieden im Nahost“ im Namen will sich von der Terrorwelle offenbar nicht distanzieren.

Vor allem haben aber viele Medien Schwierigkeiten dabei, den Terror gegen Israel klar zu benennen. So schrieb die Tagesschau im Teaser ihrer Meldung zum Anschlag: „Nach Polizeiangaben hat ‚ein Terrorist‘ das Feuer eröffnet“. Statt den Täter als Terroristen zu bezeichnen, wird lieber die Einschätzung der Polizei in Anführungszeichen zitiert – nicht nur im Teaser, sondern im ganzen Text. Die Tagesschau-Redaktion schreibt selbst nur vom „Angreifer“ – immerhin ohne Anführungszeichen. Kaum vorstellbar, würde es sich um einen Anschlag gegen Zivilist:innen in einem anderen Land handeln.

„Kneipen-Schießerei in Tel Aviv: Mutmaßlicher Täter erschossen“: Aus einem tödlichen Terroranschlag macht der Bayerische Rundfunk eine „Kneipen-Schießerei“, fast als würde es um einen Schusswechsel im wilden Westen gehen. In der Überschrift liegt zudem der Fokus des BR auf den erschossenen Täter – und nicht auf den unschuldigen Todesopfern des Terroranschlags: „Mutmaßlicher Täter erschossen“, heißt es da. Und nicht: „Zwei Menschen ermordet und zehn weitere verletzt“. Der BR hat die Überschrift inzwischen geändert.

Auch die BBC interessiert sich offenbar mehr dafür, wenn israelische Sicherheitskräfte einen bewaffneten palästinensischen Terroristen töten, als wenn dieser junge Israelis kaltblütig erschießt. „Israel: Palestinian gunman killed after deadly attack at Tel Aviv bar“, schreibt der Sender als Schlagzeile. Auch im Teaser wird zuerst der getöteten „Gunman“ erwähnt, dann seine Opfer. Bei Reuters steht: „Israeli forces shoot dead Palestinian after Tel Aviv bar attack“.

Die Relativierung von tödlichen Attacken hat vor allem in den deutschen Medien leider Tradition. So titelte der Spiegel 2015 im Zuge der „Messer-Intifada“, als es zu zahlreichen Terroranschlägen mit Messern auf Israelis kam: „Palästinenser sterben bei Messerattacken auf Israelis“. Nachdem ein palästinensischer Attentäter 2021 einen 26-jährigen Israeli ermordet, mehrere Personen verletzte hatte und schließlich von israelischen Sicherheitskräften getötet wurde, schlagzeilte das ZDF: „Israel: ein Palästinenser erschossen“. In der Rheinischen Post war zu lesen: „Israelische Polizisten erschießen Palästinenser am Tempelberg“.

Doppelte Standards dürfte bereits ein bekannter Begriff sein: Allzu häufig wird ein Verhalten von Israel als einzigen jüdischen Staat der Welt verlangt, das sonst von keiner demokratischen Nation erwartet wird. Eine altbekannte Umkehr: So wird lieber aus einem Opfer ein Täter gemacht. Denn viele Redaktionen können sich Israel offenbar nur als Aggressor vorstellen – auch wenn eine tödliche Terrorwelle israelische Zivilist:innen das Leben kostet.

Zu befürchten ist, dass der Anschlag in der Dizengoff Straße nicht der letzte in dieser Terrorwelle sein wird. Vor allem in Jerusalem mangelt es nicht an Konfliktpotenzial: Dieses Jahr fällt Ramadan mit dem jüdischen Pessach und dem christlichen Osterfest zeitlich zusammen. Gewalt gegen Zivilist:innen muss immer klar verurteilt werden. Dazu gehört auch, den Terror gegen Israel beim Namen zu nennen. Ohne Wenn und Aber.

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