Obwohl das Mode-Label ?Ansgar Aryan? offensiv auf rechtsextremen Internetseiten wirbt, wurde es in der neonazistischen Szene zunächst kritisch beäugt. Zu teuer sei die Marke, zu englisch und außerdem werde sie ja nicht einmal in Deutschland hergestellt, so heißt es in einschlägigen Diskussionsforen im Netz.
Erst durch Beteuerungen auf der Versandseite, von den Erlösen würden ?ab sofort soziale und gemeinnützige Projekte privater Träger? unterstützt werden, konnten einige Kritiker zur Raison gebracht werden. Illustriert ist der Text auf der Internetpräsenz der Marke mit zwei Kleinkindern, die mit großen Kulleraugen in die Kamera lächeln. Laut Beiträgen in einem rechtsextremen Internetforum soll einer dieser ?privaten Träger? die ?HNG? sein, die „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“, die der Verfassungsschutz zu den einflussreichsten rechtsextremen Organisationen in Deutschland zählt.
Bekanntes Konzept
Die Kleidung ist modisch geschnitten und reiht sich in die Preiskategorie von Markenwaren ein. Die Geschäftsidee funktioniert wie das der erfolgreichen Konkurrenzmarke ?Thor Steinar?: Hochwertige Ware, nordische Mystik und Symbolik, die wenig eindeutige Bezüge setzt, aber viele Gedankenspiele zulässt.
Vorn auf dem Kreuzring steht „Warrior of the light“, hinten wird es deutlicher: „Aryan Resistance“ (Screenshot aus der Sommerkollektion 2009)
„Thor Steinar“ verkauft seine Mode mit einer „Legende“, ?Ansgar Aryan? mit einer „Saga“. Alle Designelemente fußen hier in einer Saga über den Helden Ansgar, den ?Beschirmer des Mitternachtsberges?. Von Odin auserkoren, soll er seinen Speer ergreifen und ihn ?der Erdenwelt entgegenschleudern?, um das ?Volk, das einst von oben kam? zu befreien. Denn die guten, reinen Nordmänner werden von dunklen Mächten unterdrückt. Das ?Unten, das Dunkle, die Finsternis? stehen dem ?Oben, dem Licht, dem Guten? gegenüber. Wer oder was ?das Dunkle? ist, wird nicht genauer definiert. Die Symbolik ?Dunkel gleich schlecht? und ?Licht gleich gut? hat sich natürlich nicht erst das Label ausgedacht. Doch ?das Gute?, das in der Saga das Volk ?Nordlands? darstellt, erinnert stark an den Germanenkult der Neonazis, demzufolge sie dieser ?arischen Herrenrasse? entspringen. Schon der Name ?Nordland? ist dem NS-Regime entlehnt: eine SS-Panzerdivision trug diesen Namen. Angespielt wird auch auf alle ?Germanen? in Europa, die sich gemeinsam gegen „den Bolschewismus“ wenden sollten.
Es braucht Augen fürs Detail ? verwendete Symboliken
Die Neonazi-Szene kann aber über den Germanentum-Bezug hinaus Gründe finden, sich für „Ansgar Aryan“ zu begeistern. Schon im Labelnamen wird ?Ansgar? als germanische Urform von Oskar(übersetzt ?Götterspeer“) ergänzt durch ?Aryan? – schlicht das englische Wort für ?arisch? oder ?Arier?, ein deutliches Statement für Rassendenken ist. Wem das nicht explizit genug ist: Im Angebot sind Shirts, auf denen zur ?Aryan resistance?, zum ?arischen Widerstand?, aufgerufen wird.
Das Wort ?Elite? ist gut sichtbar auf viele Artikel gestickt. Es produziert eine bewusste Abgrenzung von anderen und erzeugt ein Gefühl der Gruppenzugehörigkeit zu etwas Exklusivem. In diese Linie passt auch der Spruch ?Warriors of the light? (?Krieger des Lichts?). Wieder ein Bezug zur ?Saga? um Ansgar, in der jene auf der Seite des Lichts die Guten sind. Der Schriftzug ziert Keltenkreuze, die auf Kapuzenshirts und Jacken groß aufgedruckt sind. Keltenkreuze sind im heidnischen und christlichen Glauben weit verbreitet, werden aber auch in der Naziszene als Symbol für die „Vormachtstellung der weißen Rasse“ von rechtsextremen Verbindungen verwendet.
Eine ganze Bekleidungsserie läuft unter dem Titel ?Hyperborea?. Bei den alten Griechen bezeichnete der Begriff das nördlichste (damals bekannte) Land. Im 20. Jahrhundert taucht ?Hyperborea? in Fantasy-Geschichten auf und wird manchmal als Land, manchmal als Volk beschrieben, aber immer als ?abseits weit im Norden liegend?. Die Geschichte um Hyperborea ist vergleichbar mit dem Thule-Mythos, der mythischen Insel in Nordeuropa. Die fortlaufende Diashow auf der Startseite von „Ansgar Aryan“ zeigt griechische Kämpferskulpturen, Fjorde und Ruinen.
Im Schafspelz
Laut Impressum ist Betreiber der Website Daniel Kilian von der Firma ?Nordic Tex?. Der Internetauftritt von Nordic Tex selbst mutet harmlos an. Eventuelle Verbindungen zur rechten Szene sind nirgends zu erkennen, alles dreht sich nur um praktische Sportbekleidung.
Damit auch ?Ansgar Aryan? in der Mitte der Gesellschaft akzeptiert wird, sind alle Anspielungen und Codes hinter den modischen Styles gut versteckt und kaum erkennbar für Menschen, die sich nicht damit beschäftigen. So sollen auch unpolitische Personen angesprochen werden. Laut Presseberichten hatten Supermärkte Werbung für das Label lange auf ihren Einkaufswagen, bis sie Kundenbeschwerden aufmerksam machten.