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Antifeministische Angriffe nehmen zu Online-Tool mit Argumentationshilfen vorgestellt

Mit der Sexualstrafrechtsreform, #MeToo oder dem aktuell geplanten Selbstbestimmungsgesetz schlagen feministische Bestrebungen Wellen in Deutschland. Doch dagegen richtet sich auch organisierter Hass und Gewalt. Meist unter einem gemeinsamen Nenner: Antifeminismus.

 
(Quelle: Unsplash)

Antifeminismus ist eine wachsende Bedrohung für Einzelpersonen und feministische Organisationen. Die Amadeu Antonio Stiftung reagiert darauf und stellt ein digitales Tool gegen antifeministische Erzählungen vor.

Das Tool bietet Informationen und Argumentationshilfen gegen die zehn häufigsten antifeministischen Behauptungen rund um das Thema geschlechtsspezifische Gewalt. Antifeministische Akteur*innen mobilisieren immer großflächiger und drängen zivilgesellschaftliche Arbeit in der Unterstützung Gewaltbetroffener oder im Themenfeld Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik zurück. „Engagierte müssen entweder einen Angriff fürchten oder sind bereits massiven Attacken ausgesetzt“, erklärt Tahera Ameer, Programmvorstand der Amadeu Antonio Stiftung. „Die Angriffe reichen von sexistischen Hetzkampagnen gegen Kommunalpolitiker*innen, massiven Gewaltaufrufen und Hate Speech, Diffamierungskampagnen gegen LSBTIQA*-Projekte, bis hin zu Einschüchterungsversuchen gegen Stelllen zur Schwangerschaftskonfliktberatung oder Migrant*innenselbstorganisationen.“

Gegen-antifeminismus.de soll auch darüber aufklären, dass antifeministische Ideologie über gemeinsame Feindbilder und Falschinformationen funktioniert. Die rassistische Vereinnahmung des Themas Gewalt gegen Frauen gehörte bereits vor der Kölner Silvesternacht 2015/16 zu den zentralen Strategien rechtsextremer Propaganda. In den letzten Monaten richten sich Angriffe verstärkt gegen das Selbstbestimmungsgesetz und damit gegen trans Menschen, vor allem trans Frauen.

Dies geht einher mit Verschwörungserzählungen von einer vermeintlichen „Homo-und Translobby“ oder dem „vom Judentum erfundenen Feminismus, um die westliche Welt zu zerstören“. Auch im Zuge des Angriffkriegs gegen die Ukraine finden sich neben antisemitischen Narrativen auch antifeministische. So werde nicht nur der vermeintliche ’Faschismus’, sondern auch „Gayropa“ bekämpft.

Gut informierte Argumente gegen gängige antifeministische Narrative

Auch Dr. Yvonne Niekrenz, Projektleiterin beim Landesfrauenrat Mecklenburg-Vorpommern e.V. weiß: „Antifeministischen Behauptungen argumentativ gut entgegenzutreten, stellt sich teilweise als sehr schwierig dar. Denn die Gegenseite benutzt Falschinformationen, verdrehte Realitäten oder widerspricht sich teilweise sogar selbst“. Sie ergänzt: „Das Tool gegen-antifeminismus.de zeigt niedrigschwellig Zusammenhänge und gibt mit dem Realitätscheck Fakten und Zahlen an die Hand. Es kann ganz praktisch in der Bildungsarbeit angewendet werden, um Menschen gegen antifeministische Falschbehauptungen zu sensibilisieren.“

Das Tool konnte mit Unterstützung der Open Society Foundations und im Austausch mit einzelnen Mitgliedern des „Bündnis Istanbul-Konvention“ entwickelt werden. Das Bündnis setzt sich für die vollständige Umsetzung des „Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“ in Deutschland ein und besteht aus Frauenrechtsorganisationen und Verbänden mit dem Arbeitsschwerpunkt geschlechtsspezifische Gewalt. Auch ihre wichtige Arbeit soll mit dem Tool unterstützt werden.

„Wir sehen seit Jahren einen Anstieg an antifeministischen Angriffen auf unsere Arbeit und Kolleg*innen“, bestätigt Heike Herold, Geschäftsführerin von Frauenhauskoordinierung e.V., „die nötige Gegenwehr frisst viel Zeit und Ressourcen, was Einfluss auf unsere tägliche Arbeit hat. Die Angriffe haben zum Ziel, feministische und Gleichstellungsmaßnahmen zu verhindern oder umzukehren.

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